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Mure und Bergsturz Wie Geröll- und Schlammlawinen entstehen

Schlammlawinen oder Muren sind eine Mischung aus Wasser, Geröll und Holz, die mit großer Wucht vom Berg ins Tal abgehen. Manchmal sprengt Wasser auch ganze Teile eines Berges: ein Bergsturz. Im Sommer ist Schlammlawinen- und Bergsturz-Saison.

Stand: 02.12.2020 |Bildnachweis

Im Bild:  Schlammlawine in Oberstdorf - Schlammlawinen oder Muren sind eine Mischung aus Wasser, Geröll und Holz, die mit großer Wucht vom Berg ins Tal abgehen. | Bild: dpa-Bildfunk

Wasser kann eine Mure auslösen

Im Winter ist in den Bergen die Zeit der Schneelawinen. Im Sommer gibt es kein Aufatmen, denn dann ist die Zeit der Bergstürze und der Schlammlawinen oder Muren. Bei solch einem Bergrutsch schießen Wassermassen ins Tal, die mit Sand, Erde, Geröll und Hölzern vermischt sind. Sie begraben Häuser, zerstören Wege und sind mindestens so gefährlich wie Schneelawinen. Schlammlawinen oder Muren kommen in der Regel in hügeligem Gelände und im Gebirge vor - überall auf der Welt. Doch nicht überall entstehen Muren durch dieselbe Ursache.

Murentypen

Materiallimitierte Mure

Damit eine Mure entsteht, braucht sie "Material", also ausreichend Geröll, um loszubrechen. In vielen Gegenden der Welt kann es dauern, bis sich genügend Schutt für eine Mure an einem Hang angesammelt hat. Der Vorteil: Wenn die Mure erst einmal abgegangen ist, ist das Gebiet darunter für die nächste Zeit relativ sicher. Es dauert, bis wieder ausreichend Material zusammengekommen ist.

Muren können sich mit bis zu sechzig Kilometern pro Stunde fortbewegen. Auslöser im Alpenraum ist in der Regel Wasser, starker Regen oder die Schneeschmelze. Das Wasser weicht den Boden auf und löst ihn vom Untergrund.

Wo Muren entstehen

Hangmure

Muren, Schlammlawinen oder Bergstürze entstehen an unterschiedlichen Orten - hier eine Hangmure.

Die Hangmure entsteht oberhalb der Vegetationszone, wo keine Bäume mehr wachsen. Wenn der Hang steil genug ist, kann sich das Geröll bei starkem Regen oder Schneeschmelze lösen und ins Tal abgehen. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob der Bergwald gesund ist oder nicht, da die Mure unabhängig von ihm entsteht. Helfen kann der Wald in Ausnahmefällen: Sollte die Schlammlawine noch nicht genug Tempo aufgenommen haben, wenn sie auf den Bergwald trifft, kann das Geröll zwischen den Bäumen hängen bleiben und schießt nicht bis ins Tal hinab.

Mehr Muren durch Klimaerwärmung

Mure, Schlammlawine oder Bergsturz: Dank Klimaerwärmung sind Naturereignisse, wie hier in Oberstdorf, gar nicht mehr so selten.

Der Klimawandel hat wahrscheinlich eine Auswirkung darauf, wie häufig Muren entstehen. Denn man geht davon aus, dass es in Zukunft häufiger zu Gewittern mit Starkregen kommen wird, die dann Schlammlawinen auslösen können. Genaue Daten dazu gibt es aber noch nicht. Muren im Alpenraum vorherzusagen ist insgesamt schwierig. Je nach Gebiet ist unterschiedlich viel Regen für eine Mure nötig. Das ist abhängig vom angesammelten Material und der Bodenbeschaffenheit.

Die Wissenschaft versucht dennoch, Muren vorherzusagen. Dazu werden Frühwarnsysteme entwickelt und Gefährdungskarten erstellt. Auf der Schwäbischen Alb haben Forscher der Universität Bonn zum Beispiel Messgeräte in die Erde eingesetzt, die die Bodenfeuchtigkeit messen und rechtzeitig vor einem Murenabgang Alarm schlagen sollen.

Bergstürze - besondere Gefahr durch den Klimawandel

Zudem tauen die Permafrostböden der Berge immer weiter auf: Das Eis im Innern der Berge, das Gestein und Geröll wie Mörtel zusammenhält, verschwindet. In die entstehenden Klüfte dringen Schmelz- und Regenwasser ein und setzt den Berg unter Druck. Die enorme Sprengkraft der Wassermassen kann ganze Bergflanken absprengen, es kommt zum Bergsturz: Explosionsartig bricht ein Stück Berg auseinander und rast als gewaltige Geröll-Lawine ins Tal, angetrieben von den gespeicherten Wassermassen.

Einen Bergsturz vermeiden: Die technische Bewachung bedrohter Berge

Zugspitze - Risikogebiet für Bergstürze

Der große Knall

Risikogebiet für Bergstürze: die Zugspitze

Die Zugspitze ist mit mehr als 2.900 Metern Deutschlands höchster Berg. Früher war er noch höher - bis vor etwa 3.700 Jahren rund 300 Millionen Kubikmeter Gestein vom Gipfel stürzten. Auf 15 Quadratkilometern verteilten sie sich, bis zum heutigen Garmisch-Partenkirchen. Die Felsblöcke pflügten das Tal um, unter der Grasnarbe stapeln sie sich heute bis zu 50 Meter hoch. "Der Zugspitz-Bergsturz setzt beim Herunterfallen eine riesige Energie frei von Hunderten von Hiroshima-Bomben", meint der Geologe Prof. Michael Krautblatter, der mit seinem Team von der TU München der Zugspitze seit Jahren "auf den Zahn" fühlt, in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk im Jahr 2014.

Sendungen

"Bergsturz - Bedrohte Berge": radioWissen, Bayern 2, 26.08.2022, 09.05 Uhr
"Bergsturz - Die Alpen im Umbruch": Schulfernsehen, ARD alpha, 19.01.2022, 09.45 Uhr
"Der Berg kommt - Klimawandel lässt die Alpen bröckeln": 19.09.2019, quer, BR Fernsehen, 19.09.2019, 20.15 Uhr







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