Starlink-Satelliten Abertausende Satelliten am Nachthimmel
Immer wieder sind sie am Nachthimmel zu sehen: Lichterketten aus Satelliten. Sie gehören zu Starlink, einem Projekt des Unternehmens SpaceX. Kommt nun das Satelliteninternet und Zugang für alle?
Immer wieder sieht man helle Lichterketten am Nachthimmel vorüberziehen. Diese Perlenketten, die sich über das Firmament erstrecken, sind kein natürliches Phänomen. Die einzelnen "Perlen" dieser Kette sind Satelliten, die dem US-Unternehmen SpaceX gehören. Sie sind Teil von Starlink, einem Projekt, dessen Ziel lautet, schnelles Internet aus dem All zu liefern. Jenseits von Glasfasern und Kabeln könne man so überall auf der Welt Zugang zum Internet bekommen. Doch während die einen nach den hell leuchtenden Satelliten Ausschau halten, ähnlich, wie sie die Internationale Raumstation ISS und andere Satelliten am Himmel sehen wollen, ist den anderen das ganze Unterfangen ein Dorn im Auge. Reicht der Himmel aus für diese Megakonstellation?
Wo sind die Starlink-Satelliten?
Alle Starlink-Satelliten befinden sich in niedrigen Erdumlaufbahnen in einer Höhe von rund 550 Kilometern über der Erdoberfläche. Das Unternehmen SpaceX plant künftig, auch Satelliten in Höhen von lediglich rund 340 Kilometern zu betreiben. Die aktuellen Positionen der Satelliten kann man beispielsweise bei satellitemap.space oder space-track.org erfahren. Da sieht man sie allerdings aus dem All, quasi von oben. Die Website findastarlink.com verrät, ob, wann und wo von einer Position auf der Erde aus Starlink-Satelliten sichtbar sein sollten.
Einerseits garantieren diese niedrigen Umlaufbahnen eine kurze Signallaufzeit. Das ist von Vorteil, wenn man wie SpaceX schnelle Internetzugänge bereitstellen möchte. Allerdings ist in diesen Höhen der Luftwiderstand immer noch ein Faktor. Die Satelliten werden ständig ein wenig abgebremst. Steuert man dem nicht mit Schub aus den Triebwerken entgegen, würde der Satellit immer weiter absinken, schließlich abstürzen und in der Erdatmosphäre verglühen. Das allerdings ist auch eine Art Vorteil. Genau dieser Prozess ist es, durch den SpaceX seine manövrierunfähigen Satelliten entsorgen will.
So funktioniert die Satellitenkonstellation Starlink
Wie entsorgt man kaputte oder ausgediente Starlink-Satelliten?
Das Entsorgen von Satelliten durch die Erdatmosphäre ist zwar gang und gäbe. Zwar war die Anzahl der Satelliten bislang noch begrenzt, Weltraumschrott ist trotzdem bereits jetzt ein großes Problem. Nun aber werden SpaceX und andere Unternehmen in Zukunft tausende Satelliten in die Erdumlaufbahnen einbringen. Diese müssen irgendwann auch wieder entsorgt werden. Ob dies negative Auswirkungen auf die Erdatmosphäre haben könnte - schließlich bestehen Satelliten aus anderem Material als das, was in Form von Staub, Meteoriden und Asteroiden jeden Tag auf die Erde prasselt - ist derzeit noch nicht bekannt.
Dieses Szenario geht auch davon aus, dass die Satelliten entweder kontrolliert in die Erdatmosphäre abgelenkt werden, oder aber früher oder später selbst aufgrund des Luftwiderstandes dort enden und verglühen. Allerdings sind die Satelliten von SpaceX nicht alleine dort oben in den Erdumlaufbahnen. Ein Zusammenstoß mit einem anderen Satelliten aber wäre fatal: Der dadurch entstehende Weltraumschrott würde zur Gefahr für weitere Satelliten. Ein Kaskadeneffekt könnte folgen, das sogenannte Kessler-Syndrom. Dadurch könnten ganze Erdumlaufbahnen unbrauchbar werden - nicht nur für die Betreiber der an der Kollision beteiligten Satelliten, sondern auch für alle anderen.
Projekte für Satellitenkonstellationen
Die Satellitenkonstellation von OneWeb
OneWeb wird seit 2019 aufgebaut. Im Mai 2020 war das Unternehmen insolvent und wurde teilverstaatlicht: Das Vereinigte Königreich verschaffte dem Unternehmen zusammen mit dem indischen Bharti-Konzern und anderen Unternehmen eine Finanzspritze. Es konnte weiter produziert werden. Die Satelliten kreisen in höheren Umlaufbahnen als die Starlink-Satelliten. Am 19. August 2021 hat OneWeb von Baikonur aus 36 Satelliten ins All geschickt. Damit kann OneWeb die Konnektivität in Großbritannien, Kanada, Alaska, Nordeuropa, Grönland und der arktischen Region bereitstellen. Die OneWeb-Konstellation im Orbit besteht damit aus 254 Satelliten. Das entspricht 40 Prozent der geplanten Flotte. Im Jahr 2022 sollen 648 Satelliten von OneWeb im All sein, als erste Generation der Konstellation, und eine weltweite Netz-Abdeckung bieten.
Projekt Kuiper von Amazon
Das US-Unternehmen Amazon möchte mit seinem Projekt Kuiper ebenfalls Breitbandinternet aus dem All anbieten. Amazon strebt eine Konstellation von 3.236 Satelliten an. Projekt Kuiper befindet sich allerdings in einem früheren Stadium als Starlink oder OneWeb, denn noch ist kein Satellit im Orbit.
Ein eigenes Satelliteninternet für China
Neben Privatunternehmen wie SpaceX, Amazon oder OneWeb wollen auch Staaten mitmischen. Anscheinend plant China eine eigene Satellitenkonstellation aus rund 13.000 Satelliten: ein "nationales Netzwerk" Guo Wang.
Können User das Satelliteninternet Starlink nutzen?
Um Zugang zum Breitband-Internet via Starlink zu bekommen, braucht man zunächst eine Empfangsantenne und einen relativ großen Geldbeutel. Das Projekt befindet sich derzeit im Betatest, hauptsächlich in Nordamerika und in Kanada. Aber auch in Deutschland wird Starlink schon getestet. Voraussichtlich ab September soll Starlink global verfügbar sein. Die Empfangsantenne wird 499 Euro kosten, plus 59 Euro Versandgebühr. Um den Dienst zu nutzen, fallen monatlich Gebühren von 99 Euro an. Außerdem scheint die Starlink-Antenne bislang ein rechter Stromfresser zu sein. Schätzungen zufolge könnte ihr Betrieb mit rund 25 Euro pro Monat an Stromkosten zu Buche schlagen.
Satelliteninternet für Deutschland?
Das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur plant derzeit einen Digitalisierungszuschuss. Bewohnerinnen und Bewohner in Einzel- und Randlagen können so beispielsweise pauschal 500 Euro für die Anschaffung einer Satellitenlösung für den Breitbandanschluss erhalten.
Inwieweit diese Kosten zum erklärten Ziel von Starlink passen, vor allem abgelegene Regionen ins Netz zu bringen, die sich Glasfaserkabelanschlüsse und dergleichen infrastrukturell nicht leisten können, ist nicht bekannt.
Auf Kollisionskurs mit Satellitenkonstellationen
Bislang konnten sich Satellitenbetreiber untereinander direkt verständigen, um gefährlichen Kollisionen ihrer Satelliten zu vermeiden. Bei Satellitenkonstellationen mit tausenden Satelliten wie bei Starlink ist es aber unmöglich, jeden Satelliten einzeln zu steuern. Wenn sich nun die Anzahl an Satelliten in der Umlaufbahn innerhalb kürzester Zeit vervielfacht, hat das Auswirkungen.
Das bekam die europäische Weltraumorganisation ESA bereits kurz nach dem Start der ersten Starlink-Satelliten im Jahr 2019 zu spüren: Ihr Satellit Aeolus befand sich auf Kollisionskurs mit einem Starlink-Satelliten. Auf Nachrichten der ESA reagierte das US-Unternehmen SpaceX nicht - und so war die ESA ihrerseits zu einem Ausweichmanöver gezwungen. Das Unternehmen SpaceX sprach anschließend von einem Softwarefehler. Der entsprechende Mitarbeiter habe so die Nachrichten der ESA nicht gesehen. Angesichts des erhöhten Verkehrsaufkommens müssen also neue Verkehrsregeln für das All her. Denn eine Kollision zweier Satelliten könnte dramatische Konsequenzen haben, weitere Satelliten schädigen und wertvolle Umlaufbahnen unbrauchtbar machen.
Für die Astronomie ist Starlink ein Problem
Auch für Astronomen und andere Sternenfreunde könnten die Lichterketten am Himmel zum Problem werden. Denn wo Satelliten mit dem bloßen Auge nicht mehr sichtbar sind, werden die Starlink-Satelliten immer noch durch die Sichtfelder von Teleskopen schwirren. Besonders betroffen davon sein werden große Himmelsdurchmusterungen im sichtbaren Bereich. Der Blick in den Nachthimmel, er wird permanent gestört werden. Lichtverschmutzung ist bereits jetzt ein Problem, nicht nur für die Astronomie.
Allerdings lassen sich Lichter auf der Erde im Zweifelsfall ausschalten. Das geht bei Satelliten in der Erdumlaufbahn nicht, da sie das Sonnenlicht reflektieren. Sollten alle geplanten Satellitenkonstellationen realisiert werden, werden je nachdem, wo auf der Erde man sich befindet, zu jedem Zeitpunkt in der Nacht hunderte, wenn nicht gar tausende von Satelliten die freie Sicht auf den Himmel versperren. Zur Referenz: Pro Erdhalbkugel sind rund 3.000 Sterne mit dem bloßen Auge zu erkennen.
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Dr./Prof. Sam Lawler
Just updated our figures to 65,000 satellites (Starlink, OneWeb, Kuiper, StarNet/GW)
Canada will see >2,000 sunlit satellites all night in summer. With no regulation on light pollution by sats, most people on Earth will see more satellites than stars
I'm going to go puke now https://t.co/vG84JFCrG0
Verstoßen Starlink und andere Megakonstellationen gegen geltendes Recht?
In den USA wurde kürzlich eine gerichtliche Untersuchung angebahnt, in der es darum geht, ob die Lizensierung von derart vielen Starlink-Satelliten in niedrigen Erdumlaufbahnen gegen das dort geltende Umweltrecht verstößt. Stören sie die Ästhetik des Nachthimmels? In einem anderen Land könnte man nicht dagegen klagen. Denn die Lizenzen für Starlink wurden von einer US-amerikanischen Aufsichtsbehörde vergeben. Es gibt zwar auch noch das Weltraumrecht. Aber Weltraumrecht ist Völkerrecht. Würde man herausfinden wollen, ob Starlink und andere geplante Megakonstellationen gegen geltendes Weltraumrecht verstoßen, müsste ein Staat dagegen klagen. Das allerdings ist politisch kaum vorstellbar. Noch nie ist ein Fall des Weltraumrechts vor Gericht gelandet.
Sendungen über Starlink und andere Satellitenkonstellationen
- Starlink und andere Satellitenkonstellationen - Wann wird's zu voll im Orbit?, IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 21.06.2021, 18.05 Uhr
- Industrialisierung im All, alpha-wissen kompakt, ARD alpha, 01.12.2020
- Satelliten - Wettlauf im All, Planet Wissen, 03.08.2021, 18.15 Uhr
- Musk, das Internet und die Verantwortung, Notizbuch, Bayern 2, 21.10.2022, 10.05 Uhr
- Satellitenkommunikation im Krieg, Mayrs Magazin, ARD alpha, 30.10.2022, 17.00 Uhr
- Kollisionen im Weltall: Gefahr durch Satelliten, Gut zu Wissen, BR, 07.12.2019, 19.00 Uhr