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Journalistische Textsorten Der Kommentar

Von: Redaktion alpha Lernen, Prof. Dr. Juliane Köster (Fachberatung)

Stand: 20.07.2021

Hier beantworten wir folgende Fragen:

  • Was versteht man unter einem journalistischen Kommentar?
  • Was heißt, zwischen Information und Wertung in Texten unterscheiden?
  • Wie ist ein journalistischer Kommentar aufgebaut?

Mit einem Kommentar informiert eine Journalistin/ein Journalist, bringt aber dabei auch ganz klar die eigene Meinung zum Ausdruck.

Journalistische Kommentare sind immer meinungsbetonte Texte. Das heißt: Sie äußern eine Meinung, um bei den Leserinnen und Lesern Meinungen zu bilden. Sie üben Einfluss aus und gehören deshalb zum Typ der "Appelltexte". Sie wollen Einfluss nehmen und den Leser zu etwas auffordern, sei es zum Nachdenken, zu einem bestimmten Urteil, Handeln oder Verhalten.

Ein Kommentar argumentiert sprachlich nüchtern und sachlich, dennoch bringt er deutlich eine Meinung zum Ausdruck. Beim Kommentar ist der Leser gefordert, zwischen Wertung und Information zu unterscheiden. Deshalb ist ein genauerer Blick auf die sprachlichen Mittel wichtig. 

Hier eine Auswahl von Mitteln, die eine Wertung zum Ausdruck bringen:

Negativierungen

Zum Beispiel Präfix- und Suffixbildungen (un-; -los):
unwillig, unbrauchbar, sinnlos, fruchtlos

Tipp: Man könnte eine Probe machen und überprüfen, wo man ein leider ergänzen könnte.

Wertende Wörter (Abwertungen und Aufwertungen)

Zum Beispiel:
abspeisen, dumm, hässlich,
erfolgreich, wirksam, verlogen

Modalverben

gelten als Ausdruck bewertender Sprechereinstellungen:

Zum Beispiel:
können, sollen, müssen, wollen etc.
"[…] praktische Konsequenzen aus dieser Erkenntnis soll es jedoch nicht geben."

Gradpartikel

Auch die Verwendung von Gradpartikeln, wie z. B.  ja, gilt als Ausdruck bewertender Sprechereinstellungen.

"Man muss ja nicht gleich freudigen Herzens Maximalforderungen erfüllen."
"Es ist
ja praktisch nichts."

Um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wo ein Text Meinungen und Wertungen enthält, ist es hilfreich, entsprechende Stellen mit einem farbigen Stift zu markieren. Bei einem Kommentar wird dann erkennbar sein, dass der Text von farbigen Passagen "durchzogen" ist.

  • Titel/Überschrift
  • Markanter Einstieg, These
  • Argumente der Autorin/des Autors (ggf. Widerlegung von Argumenten Dritter)
  • Pointierender Schluss (klare Positionierung, evtl. Forderung)

Es gibt drei verschiedene Kommentarformen (nach Walther von La Roche):

"Geradeheraus-Kommentar"
Hier kommt die Autorin/der Autor schnell zum Punkt und äußert seine Meinung ohne große Einleitung oder Argumentation.

"Argumentations-Kommentar"
Hier liegt der Schwerpunkt auf den Argumenten. Die Autorin/der Autor stellt die unterschiedlichen Standpunkte dar, versucht damit aber auch, die eigene Meinung zu belegen.

"Einerseits-andererseits-Kommentar"
Hier zeigt die Autorin/der Autor die Zusammenhänge auf. Argumente und Gegenargumente werden abgewägt. Das Ergebnis bleibt offen oder ist von noch ungeklärten Fragen abhängig.

1.

Nicht zwischen Information und Wertung zu unterscheiden

2.

These und Argumente zu verwechseln

Texttyp "Kommentar"?

  • Appelltext
  • Information und Wertung

Checkliste Wertung

  • Negativierungen
  • Abwertungen
  • Modalverben
  • Gradpartikel

Aufbau eines Kommentars

  • Titel
  • These
  • Argumente der Autorin/des Autors (ggf. Widerlegung von Argumenten Dritter)
  • Schluss (klare Positionierung, evtl. Forderung)

Silke Jahr: Emotionen und Emotionsstukturen in Sachtexten. Berlin 2000.
Walther von La Roche: Einführung in den praktischen Journalismus. 19., neu bearbeitete Auflage von Gabriele Hooffacker und Klaus Meier. Wiesbaden 2013.