Andere mediale Texte Auditive Ebene: Musik
Hier beantworten wir folgende Fragen:
- Wie lässt sich die auditive Ebene des Films differenzieren?
- Welche Rolle spielt die Musik im Film?
- Welche Funktion erfüllt die Musik im Film?
- In welchem Verhältnis steht die Musik zum Bild?
Die Erfindung des Tonfilms veränderte die Filmlandschaft grundlegend. Neben Geräuschen und Sprache hatten die Filmemacher nun auch die Möglichkeit, ihren Film durch Musik weiterzuerzählen. Zwar setzten schon die Stummfilme auf die Begleitung von Livemusik durch Orchester oder einzelne Musiker, eine beständig reproduzierbare und exakt auf das Bild abgestimmte Filmmusik aber ersetzte diese schnell.
Musik im Film tritt zumeist asynchron auf, das heißt die Quelle der Musik ist nicht im Bild zu sehen und kein Teil der Handlung. Musik ist eine selbstständige Mitteilungsebene, die sehr stark bestimmt, wie wir einen Film erleben.
Generell lässt sich die Musik im Film differenzieren in den Score auf der einen Seite, der im engeren Sinne extra die für den Film komponierte Begleit- bzw. Hintergrundmusik meint, und den Soundtrack auf der anderen Seite, unter dem man die auf Tonträgern ausgekoppelte Filmmusik versteht, die auch Songs enthalten kann, die nicht speziell für den Film komponiert worden sind.
Filmmusik erfüllt ganz unterschiedliche Aufgaben: Sie stellt Atmosphäre her, bildet Emotionen ab, vermittelt den gesellschaftlichen Kontext oder einen Eindruck der historischen Zeit.
Darüber hinaus erleichtert sie das Verstehen der filmischen Struktur, indem sie Szenen miteinander verbindet oder sie voneinander trennt (indem sich beispielsweise die Musik ändert oder sie verstummt). Durch charakteristische, teilweise auch leitmotivisch wiederkehrende Tonabfolgen können darüber hinaus Bedrohungen angekündigt, Spannung erzeugt, Figuren charakterisiert und an vergangene Ereignisse erinnert werden.
Das Verhältnis, in denen die Musik zu den Bildinhalten steht, kann dabei entweder paraphrasierend (Musik und Bild tragen denselben Charakter, zum Beispiel fröhlich) oder polarisierend (die Musik bestimmt zum Beispiel den furchteinflößenden Charakter des an sich nicht furchteinflößenden Bildes) sein. Steht die Musik gegensätzlich zur Handlung bzw. zu den Bildinhalten (etwa die Jahrmarktmusik in den Horrorszenen des Films "Stephen Kings Es"), bezeichnet man dies als kontrapunktischen Einsatz.
Dass Musik einen großen Einfluss auf die Emotion einer Filmszene hat, zeigte das Video anhand der drei unterschiedlichen Musikbeispiele, die der Szene aus dem Dokumentarfilm über den Künstler Flatz unterlegt wurden. Je nach Wahl der Musik ändert sich die Erwartungshaltung der Zuschauer.
Natürlich spielt auch der Rhythmus der Musik eine Rolle. Er muss zum Rhythmus des Bildschnitts oder der Kamerabewegung passen. Manchmal jedoch kann es auch passieren, dass die Musik die Bilder "erschlägt", statt sie zu unterstützen.
1.
Die Begriffe "Score" und "Soundtrack" werden nicht differenziert.
2.
Stummfilme werden als völlig stumm verstanden, obwohl sie es nie wirklich waren: Neben Filmerklärern und Geräuschemachern sorgten Pianisten am Klavier, Organisten an der Kinoorgel oder kleine und große Filmorchester für die entsprechende musikalische Untermalung.
Filmmusik
- Man unterscheidet synchronen Bildton vom asynchronen Fremdton.
- Filmmusik kann mit den Bildinhalten übereinstimmen oder ihnen widersprechen.
- Filmmusik kann neutrale oder mehrdeutige Bilder charakterisieren und ihnen eine explizite Bedeutung verleihen.
Paraphrasierende Filmmusik
Die Filmmusik stimmt mit den Bildinhalten überein.
Polarisierende F.
Die Filmmusik schiebt neutrale bzw. mehrdeutige Bildinhalte in eine bestimmte, eindeutige(re) Richtung.
Kontrapunktierende F.
Die Filmmusik steht im Gegensatz zu den Bildinhalten.