Sozialkompetenzen Kritikfähigkeit
Schau dir zunächst das Video auf die folgenden Fragen hin an:
- Von welcher sozialen Kompetenz handelt dieser Film?
- In welcher Form üben die Tänzer und Tänzerinnen Kritik an ihren Mittänzern?
- Womit kann eine der Tänzerinnen ihrer Aussage nach am wenigsten gut umgehen?
- Worauf achtet Trainerin Belle, wenn Teilnehmer aus ihrer Gruppe andere kritisieren?
- Worauf achtet Belle, wenn sie selbst Kritik an ihren Schülern übt?
Weiter unten findest du die Antworten auf die Fragen im Lerncheck und vertiefende Informationen.
1
Von welcher sozialen Kompetenz handelt dieser Film?
Antwort
Von der Kritikfähigkeit
2
In welcher Form üben die Tänzer und Tänzerinnen Kritik an ihren Mittänzern?
Antwort
In Form einer Kritikrunde
3
Womit kann eine der Tänzerinnen ihrer Aussage nach am wenigsten gut umgehen?
Antwort
Wenn sich die Leute bei ihrer Kritik lustig über sie machen, ohne ihr zu sagen, wie sie es besser machen soll.
4
Worauf achtet Trainerin Belle, wenn Teilnehmer aus ihrer Gruppe andere kritisieren?
Antwort
Dass die Kritiker ihre Kritik mit Feingefühl formulieren und andere nicht ins Lächerliche ziehen, damit diese die Kritik auch annehmen können.
5
Worauf achtet Belle, wenn sie selbst Kritik an ihren Schülern übt?
Antwort
Die Trainerin achtet darauf, dass sie dem anderen immer auch klar macht, was sie mit ihrer Kritik erreichen und verbessern will. Damit will sie dem Kritisierten den Sinn ihrer Kritik klar machen.
Der Begriff "Kritik" ist in der Vorstellung vieler Menschen negativ besetzt. Sie setzen ihn gleich mit Vorwurf, Tadel, Anklage, Schuldzuweisung. Deshalb fällt es mitunter schwer, Kritik zu akzeptieren.
Konflikt- und kritikfähig ist ein Mensch, der z. B. in der Lage ist
- eigenes fehlerhaftes Handeln wahrzunehmen und zu korrigieren
- den Standpunkt des anderen anzuerkennen
- Toleranz, Fairness und ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen zu zeigen, Missverständnisse zu klären und Wogen zu glätten
- konstruktive und angemessene Kritik anzubieten
- Kritik und Beschwerden nicht als Angriff zu empfinden und Vorschläge anderer in die eigene Arbeit einzubauen
- sachlich zu bleiben und die Eskalation von Meinungsunterschieden zu Streitereien zu verhindern
- trotz hoher Spannung ruhig zu bleiben
- konstruktiv und fair mit Fehlern anderer umzugehen
- Kompromisse zu finden
- eigene Bedürfnisse anzusprechen.
Entscheidend, ob meine Kritik, die ich an einem anderen übe, erfolgreich ist, ist die Art, wie ich diese Kritik darbiete.
Ist sie destruktiv: "Dein Ausdruck beim Tanzen ist Mist", dann ernte ich nur Ablehnung, ja möglicherweise sogar Wut, Hass und eventuell sogar komplettes Aufgeben ("Hinschmeißen").
Wenn die Trainerin Belle jedoch in ihrer Kritik Tipps mitgibt (konstruktive Kritik), z. B. "Kannst du versuchen, an dieser Stelle mit deinen Armen weiter auszuholen und der Figur dadurch mehr Ausdruck zu geben?" - dann macht sich der Tänzer möglicherweise eher Gedanken über seinen mangelnden Ausdruck, sieht dies nicht als Angriff und Beleidigung und versucht, diesen zu verbessern.
Daher ist der Erfolg von Kritik davon abhängig, wie die Kritik ausgedrückt und "verpackt" ist. Konstruktive Kritik versucht immer, etwas zu verbessern und räumt dazu Möglichkeiten zur Verbesserung mit ein.
Ich-Botschaften enthalten keine Beschuldigungen, sind deshalb nicht bzw. weniger verletzend und fördern eher die Bereitschaft, Verhalten zu ändern als "Du-Botschaften".
Beispiele für Ich-Botschaften sind:
- Mir hat nicht gefallen ...
- Es hat mich gestört ...
- Ich fühlte mich beleidigt ...
- Ich war traurig ...
- Ich war ärgerlich ...
- Mir passt es nicht ...
- Ich mag es nicht, dass ...
- Wenn du laut bist, höre ich nichts und das ärgert mich.
- Wenn du keine Hausaufgaben machst, muss ich das noch mal erklären. Das frustriert mich.
Ein Beispiel:
Ein Schüler kommt wiederholt zu spät zum Unterricht.
I) Mögliche Reaktion der Lehrkraft mit Du-Botschaft:
"Du bist schon wieder zu spät. Hast du keinen Wecker? Das gibt einen Eintrag ins Klassenbuch."
(Du-Botschaft enthält: Vorwurf, Bloßstellung, Maßregelung)
II) Mögliche Reaktion der Lehrkraft mit Ich-Botschaft:
"Ich finde es störend, dass du schon wieder zu spät kommst und dadurch unser Unterrichtsgespräch unterbrichst. Ich bitte dich, morgen pünktlich zu sein."
(Ich-Botschaft enthält: Benennen des eigenen Gefühls, Begründung für dieses Gefühl, Bitte, das Verhalten zu ändern)
Weiterhin ist bei dem Thema Kritik wichtig, immer auf der sachlichen Ebene zu bleiben und nicht auf die Beziehungsebene (emotionale Ebene) zu wechseln. Dies führt in Beziehungen oft zu unüberbrückbaren Differenzen, da ich dann die möglicherweise konstruktive Kritik meines Gegenübers gar nicht mehr als solche wahrnehme, sondern ausschließlich als Angriff auf meine Persönlichkeit und entsprechend mit Ablehnung reagiere.
Die genannten "Ich-Botschaften" zeigen, dass das Verhalten meines Gegenübers bei mir bestimmte negative Gefühle erzeugt. Dies war diesem bisher möglicherweise gar nicht bewusst. Beim Tanzen im Team hat mein "Fehlverhalten" sogar Auswirkungen auf die ganze Gruppe oder z. B. in einem Betrieb eventuell auf das Gesamtprodukt. Daher muss mir noch mehr daran liegen, die Gruppe nicht zu enttäuschen, als wenn nur ich alleine die Konsequenzen meines Fehlverhaltens tragen muss.
Die einfühlsame Trainerin schafft es auch, ihre Kritik "adressatenabhängig" zu formulieren. Das heißt, dass sie, da sie ihre Tänzer gut kennt, ihre Kritik immer so formuliert, wie es bei der jeweiligen Person am besten angenommen wird. Das heißt, die gleiche Kritik formuliert sie bei verschiedenen Personen jeweils individuell, um möglichst bei jedem eine positive Verhaltensänderung zu erreichen.
1. Schritt: Ich nehme die Kritik zur Kenntnis.
2. Schritt: Wenn ich etwas nicht verstanden habe, frage ich nach.
3. Schritt: Ich denke nach und prüfe, ob die Kritik berechtigt oder unberechtigt ist.
4. Schritt: Ich formuliere meine Reaktion positiv.