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Dramenformen Tragödie - ein Trauerspiel zur Läuterung

Bereits Aristoteles hat zwei Grundformen des Dramas unterschieden: Tragödie und Komödie. Hier einige wesentliche Merkmale der Tragödie.

Stand: 31.03.2015 | Archiv

Grundformen des Drama | Bild: BR/Henrik Ullmann

Erklärung

In einer Tragödie stehen handelnde Figuren auf der Bühne, die sich entscheiden müssen, was sie tun. Der tragische Held steht in einer Grenzsituation unter dem Zwang eine Entscheidung treffen zu müssen. Seine Entscheidung kann tragische, traurige, ungute, auch fatale Folgen nach sich ziehen. Doch egal, wie er sich entscheidet – am Ende wird er verlieren. Durch seine Entscheidung gerät der Held in Konflikt mit den Göttern, der Gesellschaft, seinem Stand oder der Familie. Der tragische Konflikt kann durch eine Schuld ausgelöst werden, die entweder persönlich ist oder auch in einer historischen, gesellschaftlichen oder Familienkonstellation liegt, für die der tragische Held gar nichts kann. Er kann aber auch durch Missverständnisse, Neid, Hass und Lügen heraufbeschwört werden.

Dramen: Was ist ein Drama? Teil 1


Drama: Was ist ein Drama? Teil 2


Drama: Was ist ein Drama? Teil 3

Unterscheidung Tragödie - Komödie

Bereits Aristoteles hat zwei Grundformen des Dramas unterschieden: Tragödie und Komödie. Der wesentliche Unterschied:

"Die Komödie sucht schlechtere, die Tragödie bessere Menschen nachzuahmen, als sie in der Wirklichkeit vorkommen."

Aristoteles: Poetik 335 v. Chr.

Beide – Komödie wie Tragödie – erfüllen damit eine ethische Funktion. Sie zielen auf je eigene Weise auf die moralische Besserung des Menschen, wie Aristoteles und Gotthold Ephraim Lessing in ihren bis heute einflussreichen Dramentheorien übereinstimmend herausgearbeitet haben.

Im Zentrum der Tragödie steht ein Mensch mit edlem Charakter, der trotz bester Motive unverschuldet in Konflikte gerät, die zu seinem Untergang führen. Die Zuschauer sollen durch das tragische Scheitern des Helden bzw. der Heldin moralisch 'gebessert' werden. Grundlage hierfür ist ihre emotionale Erschütterung. Jammern (eleos) und Schaudern (phobos) sind nach Aristoteles die Grundlage, um eine Reinigung der Seele (katharsis) herbeizuführen. Die kathartische Funktion der Tragödie begründet nach Aristoteles ihren – im Vergleich zur Komödie – höheren Rang als dramatische Form. Dieser steht auch für Lessing außer Frage. Allerdings stellt Lessing der seelischen Erschütterung die vermittels der Tragödie verstärkte Fähigkeit zum Mitleiden und Mitfühlen zur Seite:

"Wenn es also wahr ist, daß die ganze Kunst des tragischen Dichtens auf die sichere Erregung und Dauer des einigen Mitleidens geht, so sage ich nunmehr, die Fähigkeit der Tragödie ist diese: sie soll unsere Fähigkeit, Mitleid zu fühlen, erweitern."

Gotthold Ephraim Lessing, 1756:  Brief an Friedrich Nicolai

Links und Beiträge zum Thema

Hier einige Zusatzlinks zu Beiträgen zu Tragödien:


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