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Alphabetisierung Rund 765 Millionen Menschen können nicht lesen und schreiben

Rund 765 Millionen Menschen weltweit sind Analphabeten. Auch in Deutschland können viele Erwachsene und Kinder nicht richtig lesen und schreiben. Der Welttag der Alphabetisierung am 8. September macht auf die Ursachen und Folgen aufmerksam.

Stand: 04.09.2024

Regelmäßig veröffentlichen die UNESCO und die World Bank Zahlen, wie viele Menschen weltweit von Analphabetismus betroffen sind.

Wie viele Analphabeten gibt es weltweit?

Im Jahr 2024 gab die UNESCO die Zahl der von Analphabetismus betroffenen Menschen mit rund 765 Millionen an. Fast die Hälfte dieser Jugendlichen und Erwachsenen ohne Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen lebt in Südasien, 27 Prozent in Afrika südlich der Sahara. Zwei Drittel der 765 Millionen Analphabeten weltweit sind Frauen: Sie sind damit die am meisten betroffene Bevölkerungsgruppe.

Insgesamt bedeutet das, dass derzeit 86 Prozent der Weltbevölkerung über 15 Jahren lesen und schreiben können. Eine enorme Verbesserung innerhalb von 40 Jahren: 1979 konnten nur 68 Prozent der Weltbevölkerung lesen und schreiben.

Wie viele Kinder sind von Analphabetismus betroffen?

Dennoch haben noch immer 250 Millionen Kinder weltweit nicht die Möglichkeit, grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten zu erwerben (Stand: 2024). Der UNESCO zufolge ist die Lese- und Schreibfähigkeit der Jugend im Vergleich zu vor 50 Jahren von 13 Prozent auf 91 Prozent gestiegen. Aber auch heute können besonders viele zehnjährige Kinder aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen nicht lesen oder einfache Geschichten verstehen. 2019 waren 53 Prozent aller Kinder in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen nicht in der Lage bis zum Alter von 10 Jahren einen altersgerechten Text zu lesen und zu verstehen. Im Jahr 2022 ist diese Zahl auf 70 Prozent angestiegen. Weltweite Krisen haben die Ungleichheit zwischen den Weltregionen bei der Alphabetisierung in den vergangenen Jahren verschärft. Dabei hat sich die Weltgemeinschaft mit der Globalen Nachhaltigkeitsagenda dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2030 allen Jugendlichen und einem erheblichen Teil der erwachsenen Menschen weltweit Lese- und Schreibkompetenzen zu vermitteln.

Welche drei Arten von Analphabetismus gibt es?

  • Primärer Analphabetismus liegt vor, wenn eine Person nie Lese- und Schreibkenntnisse erworben hat.
  • Sekundärer Analphabetismus heißt, dass das einmal Erlernte wieder vergessen wurde.
  • Funktionaler Analphabetismus bedeutet, dass die Kenntnisse niedriger sind als im Alltag erforderlich. Betroffene können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, aber keine zusammenhängenden Texte, auch wenn diese kurz sind.

Wie viele Analphabeten gibt es in Deutschland?

Auch in Deutschland gibt es viele Erwachsene ohne ausreichende Lese- und Schreibfertigkeiten: 6,2 Millionen Deutsch sprechende Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sind Analphabeten - jeder achte in dieser Altersgruppe. Das geht aus der Studie "LEO 2018 - Leben mit geringer Literalität" der Universität Hamburg hervor.

Sind mehr Männer oder Frauen in Deutschland von Analphabetismus betroffen?

Entgegen dem internationalen Trend sind in Deutschland mit 58,4 Prozent der Analphabeten mehr Männer als Frauen betroffen. Menschen über 45 Jahre machen den größeren Teil der Erwachsenen mit geringen Fähigkeiten im Lesen und Schreiben aus.

Das sind die Gründe für Analphabetismus

Gründe für Analphabetismus sind Armut, mangelnde Bildungsmöglichkeiten, Analphabetismus in der Familie oder entlegene Wohngebiete. Die vielen weltweiten Krisen, wie der Klimawandel, internationale Konflikte sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie behindern die globalen Bemühungen zur Alphabetisierung. Tatsächlich kann es aber auch genetische Ursachen haben, wenn jemand nicht lesen und schreiben kann: Legasthenie ist eine angeborene Lese- und Rechtschreibschwäche. Am 8. September, dem Welttag der Alphabetisierung, erinnert die UNESCO an an die Bedeutung von Alphabetisierung und Erwachsenenbildung.

Wie lebt man mit Analphabetismus?

Trotz der mangelnden Lese- und Schreibkenntnisse schaffen es die meisten der Betroffenen ihr Leben zu meistern - häufig sogar, ohne aufzufallen. Was andere sich notieren, lernen Analphabeten auswendig. Und mit kleinen Tricks mogeln sie sich durch den Alltag: So verbinden sich manche den Arm, bevor sie eine Behörde betreten, oder überlegen sich Ausreden wie "Ich habe meine Brille vergessen, könnten Sie mir das bitte vorlesen?" Analphabeten fühlen sich oft stigmatisiert, haben Angst, für "dumm" gehalten zu werden. Daher wenden sie sehr viel Energie dafür auf, ihre Schwäche zu verheimlichen.

Wo gibt es weitere Informationen und Hilfsangebote bei Analphabetismus?

Weitere Informationen zur Alphabetisierung und Analphabetismus findet ihr beim Bundesverband für Alphabetisierung und Grundbildung e.V. Der Verband hat auch das Alfa-Hilfstelefon eingerichtet: Telefonisch könnt ihr euch anonym und kostenlos über Analphabetismus informieren.

Sendungen zum Thema Alphabetisierung und Analphabetismus:


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