Lymphsystem des Menschen Diese Aufgaben haben Lymphe und Lymphknoten

Von: Sylvaine von Liebe, Susanne Hofmann

Stand: 06.04.2023

Habt ihr auch schon mal einen Knubbel am Hals entdeckt? Ein geschwollener Lymphknoten! Wir erklären, ob dicke Lymphknoten gefährlich sind, woraus Lymphflüssigkeit besteht und welche Aufgaben euer Lymphsystem eigentlich hat.

Unser Lymphsystem ist lebenswichtig. Die Lymphe, eine Flüssigkeit, transportiert Krankheitserreger und Stoffe, die der Mensch nicht mehr braucht, zu den Lymphknoten. Im Bild: Eine Ärztin kontrolliert die Lymphknoten am Hals eines Patienten. | Bild: picture alliance /dpa Themendienst/ Foto: Christin Klose

Aufgaben und Funktion des Lymphsystems: Abtransport von Abfallstoffen

Das Lymphsystem oder auch lymphatische System transportiert Abfallstoffe und Wasser aus unserem Gewebe. Damit dies gelingt, produziert unser Körper mehr als fünf Liter Lymphe bzw. Lymphflüssigkeit am Tag. Anders als unser Blutgefäßsystem ist unser Lymphsystem kein Kreislauf - die feinen Lymphgefässe beginnen irgendwo in unserem Körper.

Ohne dieses "Abwassersystem" könnten wir nicht leben, wir würden platzen. Aus den feinsten Blutgefäßen drängt ständig Blutplasma in die Zellzwischenräume. Das Blutplasma, also der flüssige Teil des Blutes, umspült unsere Körperzellen, damit sie aus den Zellzwischenräumen die nötigen Nährstoffe schöpfen können. Was die Zellen nicht mehr brauchen und ausscheiden, nehmen dann erst mal die Lymphgefäße auf und transportieren es ab. Endgültig ausgeschieden wird dieser "Abfall" dann über unsere Entgiftungsorgane: die Leber und die Nieren.

Arbeitsweise des Lymphsystems: So funktioniert unser Lymphsystem

Das Lymphsystem ist ein eigenes Gefäßsystem. Bakterien, Viren und andere Abfallstoffe werden dort über die Lymphe, eine Flüssigkeit in den Lymphgefäßen, abtransportiert. | Bild: picture-alliance/dpa

Das Lymphsystem des Menschen ist ein eigenes Gefäßsystem. Über die Lymphe, eine Flüssigkeit, werden Abfallstoffe abtransportiert.

Die Lymphflüssigkeit fließt in einem eigenen Gefäßsystem, dem Lymphsystem. Im Gegensatz zum Blutkreislauf wird das Lymphgefäß-System nicht von einer zentralen Pumpe angetrieben. Es hat seine eigenen Schrittmacher, die sogenannten "Lymphherzchen" oder auch Lymphangione. Diese Lymphgefäßabschnitte mit ihrer glatten Muskulatur saugen aber eher, als dass sie pumpen: Gesteuert vom vegetativen Nervensystem, öffnen sich die Lymphgefäße, sobald Lymphflüssigkeit da ist. Durch die Sogwirkung nehmen die Lymphegefäße die Flüssigkeit auf. Danach entspannt sich das Lymphgefäß wieder. Die aufgenommene Flüssigkeit kommt so in Bewegung und wird in Richtung Herz abtransportiert. Bei normaler Belastung saugen die "Lymphherzchen" bis zu zehn Mal pro Minute Lymphflüssigkeit aus dem Körper an, um sie abzutransportieren. Bei hoher körperlicher Belastung kann dieser Vorgang dreimal so hoch sein.

Erklärung: Was bedeutet eigentlich Lymphe und woraus besteht die Lymphflüssigkeit?

"Lymphe" stammt vom lateinischen Wort "lympha" ab, was in etwa "klares Wasser" bedeutet. Die Lymphe ist eine wässrige, hellgelbe bis milchige Flüssigkeit. Die Lymphflüssigkeit besteht unter anderem aus Harnstoff, Glucose sowie verschiedenen Enzymen und fließt durch die Lymphgefäße.

Wie viele Lymphknoten hat der Mensch? Der Weg der Lymphe in den Blutkreislauf

Die Lymphgefäße transportieren die Lymphflüssigkeit zu den Lymphknoten. Davon besitzen wir in unserem Körper rund 600 Stück. Besonders viele haben wir am Hals, in der Achselhöhle, in den Leisten und den Kniekehlen. In den kidneybohnenförmigen Knubbeln wird die Lymphe gefiltert und von schädlichen Stoffen befreit. Jeder einzelne Lymphknoten ist dafür zuständig, die Lymphflüssigkeit einer Körperregion aufzunehmen und zu filtern. Gereinigt und von ursprünglich fünf auf zwei Liter am Tag reduziert, fließt die Lymphe über die linke Schlüsselbeinvene in den Blutkreislauf.

Video: So funktioniert unser Immunsystem

Immunsystem: So funktioniert die körpereigene Abwehr

Grafik: Hier befinden sich die Lymphknoten in unserem Körper

Wie viele Lymphknoten hat der Mensch? Rund 600 Lymphknoten besitzen wir im ganzen Körper verteilt. Die meisten der kidneybohnenförmigen Knubbel befinden sich in den Achselhöhlen, am Hals, in der Leistengegend und in der Kniebeuge. | Bild: colourbox.com, Montage: BR

Lymphknoten haben wir im ganzen Körper. Besonders viele befinden sich am Hals, unter den Armen, in der Leiste und den Kniekehlen.

Lymphozyten, Lymphknoten und Lymphdrüsenkrebs: Wann sind geschwollene Lymphknoten gefährlich?

Infekte können Lymphknoten anschwellen lassen. Unser Lymphsystem arbeitet dann auf Hochtouren: Über die Lymphe gelangen die Keime zu den Lymphknoten, die dann anschwellen. Im Bild: Ärztin untersucht Jungen am Hals. | Bild: picture alliance /Zoonar/ Foto: Robert Kneschke

Schon bei leichten Erkältungskrankheiten können Lymphknoten anschwellen. Sie zeugen dann von einer funktionierenden Immunabwehr.

Sind Bakterien oder andere Krankheitserreger in der Lymphe, springt die Immunabwehr in unserem Körper an. Denn in der Lymphe befinden sich die für die Immunabwehr wichtigen weißen Blutkörperchen, die sogenannten Lymphozyten.

Im Krankheitsfall spült die Lymphe die Krankheitserreger in die Lymphknoten. Dort werden Immunzellen aktiviert und zur Produktion von Antikörpern angeregt. Haben wir viele Erreger im Körper, läuft das Lymphsystem auf Hochtouren - schließlich sollen die Eindringlinge so schnell wie möglich wieder aus unserem Körper abtransportiert werden. Die Folge: Unsere Lymphknoten schwellen an. Angeschwollene Lymphknoten - wie zum Beispiel am Hals - sind also nicht immer gefährlich oder gar bösartig, sondern in der Regel ein Zeichen dafür, dass unser Lymphsystem funktioniert.

In seltenen Fällen können Lymphknoten aber auch infolge einer Krebserkrankung anschwellen. Bei mehreren Krebsarten können Krebszellen über die Lymphgefäße in die Lymphknoten wandern. Mediziner sprechen in diesen Fällen von Lymphknotenmetastasen. Brustkrebs zum Beispiel breitet sich häufig auf die Lymphknoten in der Achselhöhle aus.

Auch im lympathischen System selbst können Tumore entstehen. Umgangssprachlich werden diese Krebsarten oft als Lymph-, Lymphdrüsen- oder Lymphknotenkrebs bezeichnet. Gemeint sind damit meist die verschiedenen Krebserkrankungen des lymphatischen Systems, die Mediziner unter dem Begriff maligne Lymphome zusammenfassen. Dazu zählen: das Hodgkin-Lymphom, die Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) und das Multiple Myelom (Knochenmarkkrebs). Bei den sogenannten malignen Lymphomen entarten die in der Lymphe befindlichen Lymphozyten, beginnen unkontrolliert zu wachsen und sich zu vermehren.

Audio: Das sollltet ihr über die weißen Blutkörperchen wissen

Das solltet ihr über die weißen Blutkörperchen wissen

Geschwollene Lymphknoten - gutartig oder bösartig? Auf diese Merkmale und Symptome solltet ihr achten

gutartige Vergrößerung der Lymphknoten

  • Entstehung: Reaktion der Immunabwehr
  • Rückbildung etwa nach zwei Wochen
  • mögliche Symptome: Schmerzen, Fieber
  • Generell gilt: Sind Lymphknoten länger als zwei bis vier Wochen geschwollen, solltet ihr zum Arzt gehen!

bösartige Vergrößerung der Lymphknoten

  • Entstehung: Bildung der weißen Blutkörperchen ist gestört
  • bleiben dauerhaft
  • mögliche Symptome: Fieber, Nachtschweiß, starker Gewichtsverlust, Lymphknoten ist hart und mehr als 1,5 Zentimeter groß

ACHTUNG: Diese Liste ersetzt keinen ärztlichen Rat. Fühlt ihr euch mit geschwollenen Lymphknoten unwohl, konsultiert euren Hausarzt.

Störungen des Lymphsystems: Lymphödeme und Lipödeme - Wasser in den Beinen und Reiterhosen

Bei rund vier Prozent der Menschen in Deutschland fließt die Lymphflüssigkeit im Lymphsystem nicht richtig. Oft, weil Lymphknoten entfernt wurden, zum Beispiel aufgrund einer Krebserkrankung, und dabei die Lymphbahnen durchtrennt wurden. Dann kann die Lymphe nicht mehr richtig abtransportiert werden und bleibt im Gewebe. Sogenannte Lymphödeme, also Flüssigkeitsablagerungen, entstehen. In der Regel bilden sich diese Ödeme in den Beinen. Laien umschreiben Lymphödeme oft mit "Wasser in den Beinen".

Es gibt aber auch angeborene Störungen, die verhindern, dass die Lymphflüssigkeit richtig abfließt. Dazu gehört die sogenannte Fettverteilungsstörung. Ursache hierfür sind wohl von Natur aus zu wenig angelegte Lymphgefäße oder ein zu träger Lymphfluss. Bei dieser umgangssprachlich auch als "Reiterhosen" bezeichneten Störung lagert sich - meist ab der Pubertät - zunächst an Oberschenkeln und Hüften übermäßig viel Fett an. In diesem gut durchbluteten Fettgewebe fällt dann viel Lymphflüssigkeit an, deren Abtransport die Lymphgefäße auf Dauer überfordert. Die Folge: Die Funktionsfähigkeit der Lymphgefäße lässt im Laufe der Jahre nach. Lymphödeme, also Flüssigkeitsablagerungen, und Lipödeme, Fettablagerungen, entstehen.

Erfahrungsbericht: Lipödem erkennen und behandeln

Lymphdrainage, Kompression und Bewegung: Therapien bei Störungen des Lymphsystems

Die Lymphdrainage ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie eines Lymphödems. Lymphödeme bilden sich, wenn das Lymphsystem nicht richtig funktioniert und die Lymphe sich im Gewebe ablagert. Im Bild: Patientin während einer Therapie. | Bild: picture alliance /dpa-tmn| Kai Remmers

Bei Störungen des Lymphsystems, wie zum Beispiel einem Lymphödem, ist die Lymphdrainage ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Für Menschen, die unter einer chronischen Störung des Lymphsystems leiden, verspricht die sogenannte komplexe physikalische Entstauungs-Therapie Linderung - das ist eine Kombination aus Lymphdrainage, Kompression, Bewegung und Hautpflege.

Bei der Lymphdrainage, einer speziellen Art der Massage, wird der Lymphfluss von außen angeregt. Nach der Massage folgt die Kompression: Die von den Lymphödemen betroffenen Körperregionen - meist die Beine, seltener auch die Arme - werden für knapp 24 Stunden fest einbandagiert. Damit die Haut diese Strapazen schadlos übersteht, wird sie vor dem Einbandagieren mit einer entzündungshemmenden Creme behandelt.

Etwa dreimal pro Woche müssen Lymphpatienten diese Prozedur über sich ergehen lassen. Auch Kompressionsstrümpfe können helfen. Die nicht-elastischen Strümpfe werden an Armen oder Beinen im entstauten Zustand individuell angepasst. Sie regen den Lymphfluss an.

Tipps für Lymphpatienten: Viel Bewegung, gesunde Ernährung - und Beine hoch

Wenn das Lymphsystem nicht richtig funktioniert und die Lymphflüssigkeit nicht gut fließt: So oft es geht die Beine hochlegen. Im Bild: Frau mit Beinen auf einem Schreibtisch mit Laptop. | Bild: colourbox.com

Wenn sich die Lymphflüssigkeit staut: viel bewegen, ausgewogen und fettarm ernähren - und so oft es geht die Beine hochlegen!

Wenn ihr Probleme mit eurem Lymphsystem habt, solltet ihr euch ausgewogen, das heißt abwechslungsreich mit viel Obst und Gemüse, ernähren. Wichtig ist auch, dass eure Ernährung fettarm ist: Fett in der Nahrung verdickt die Lymphe, erschwert deren Abfluss und wirkt dadurch ödemfördernd. Dazu ist tägliche Bewegung ratsam, am besten in Form von Ausdauersport. Ideal ist Wassergymnastik: Hier wird der Lymphfluss bereits durch den Wasserdruck angeregt. Tragt keine zu enge Kleidung, sie behindert den Lymphfluss. Und: Legt die Beine hoch! So oft wie möglich - und ab jetzt ganz ohne schlechtes Gewissen.

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