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Pflanzen und Tiere auf Wanderschaft

Stand: 02.11.2022

Video: Riesige Schäden durch invasive Pflanzen und Tiere

"Neophyten" und "Neozoen"

Als Neophyten werden Pflanzenarten bezeichnet, die seit der Entdeckung Amerikas 1492 durch den Einfluss des Menschen in eine für sie neue Region gelangt sind. Der Begriff ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie "Neu-Pflanzen". Die entsprechenden Tiere heißen Neozoen. Arten, die sich durch menschliche Einflussnahme in einem Gebiet etabliert haben, können auch als Neobiota (Einzahl: der Neobiont) bezeichnet werden. Im Gegensatz dazu wird der Begriff "Neonative" für Arten, die ohne die Hilfe des Menschen in neue Gebiete vordringen, noch wissenschaftlich diskutiert.

Waschbären, Grauhörnchen oder der Riesenbärenklau sind Beispiele für Arten, die erfolgreich bei uns eingewandert sind. Die Ausbreitung von eingewanderten Pflanzen (Neophyten) und Tieren (Neozoen) geht oft auf Kosten ihrer neuen Heimat. Neben dem Verlust von Lebensraum gelten diese invasiven Arten als größte Bedrohung für die heimische Artenvielfalt. Und sie verursachen dazu auch ökonomische Einbußen: Der gesamte in Europa entstandene Schaden zwischen 1960 und 2020 liegt bei 116,61 Milliarden Euro, wie eine Studie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zeigte. Und ein weiteres Wissenschaftlerteam veröffentlichte im Juli 2022 eine Studie, wonach sich die zwischen 1986 und 2020 durch invasive Arten weltweit verursachten Schäden auf 16 Milliarden Euro beliefen.

Laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) konnten sich seit 1492 in Deutschland rund 930 sogenannte Neobiota-Arten, also gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten sowie Pilze und Mikroorganismen, dauerhaft etablieren und ausbreiten. Viele von ihnen bedrohen heimische Arten.

Schwarze Liste für eingewanderte Tiere und Pflanzen

Die Europäische Union hat im Jahr 2016 ihre erste Liste mit eingewanderten Arten herausgebracht, mit 37 eingewanderten Arten, die sie als besonders gefährlich einstuft. Bei deren erster Aktualisierung im Jahr 2017 waren dort 12 Arten neu aufgenommen worden, darunter das Drüsige Springkraut, die Nilgans, der Marderhund und die Bisamratte. Im Jahr 2019, beim erneuten "Update" der Liste, kamen weitere 17 fremde Arten hinzu, darunter der ursprünglich aus China stammende Götterbaum und der Hirtenmaina, eine Starenart. Für sie gelten strenge Regeln: Sie dürfen zum Beispiel nicht mehr gezüchtet oder von einem Ort zum anderen transportiert werden. Mit der letzten Neuerung im August 2022 umfasst die Liste jetzt 88 Arten, 22 mehr als bei der vorigen Aktualisierung.

Eines der Tiere auf dieser "schwarzen Liste" ist der chinesische Muntjak, eine Art Mini-Hirsch mit einem großen Zahn, der aus seinem Maul ragt. Kritiker sind unzufrieden mit der EU-Liste, denn sie hat nur einen Bruchteil der Arten aufgenommen, die innerhalb der EU als invasiv gelten. Allein in Deutschland seien mindestens 168 Tier- und Pflanzenarten bekannt, die negative Auswirkungen haben könnten, sagt der Naturschutzbund NABU.


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