Nerz bedroht Sein Fell und der Mink sind sein Verhängnis
Der Europäische Nerz ist fast verschwunden: Nur noch zwischen 10.000 und 20.000 Tiere leben in Europa. Gründe sind weniger Feuchtgebiete und der sich ausbreitende amerikanische Mink. Aber der Nerz wird wieder ausgewildert.
Den Nerz gibt es kaum noch in Europa: Anfang des 20. Jahrhunderts ging es dem Mardertier wegen seines Fells an den Kragen. 1925 wurde in Deutschland das letzte bekannte wilde Exemplar erlegt. Mustela lutreola, so sein lateinischer Name, wurde nicht nur massenhaft gejagt, auch sein natürlicher Lebensraum wurde zerstört.
Der Nerz in Europa: Erst gejagt, dann verdrängt
Die kleinen, flinken Tiere waren zunächst wegen ihres Fells sehr begehrt. Vor allem in Russland wurden in den 1920er-Jahren bis zu 50.000 Tiere jährlich getötet. Und das, obwohl ihr Fell nicht so wertvoll ist wie das des Amerikanischen Nerzes, dem Mink. Doch nicht nur die Jagd dezimierte ihren Bestand: Auch der natürliche Lebensraum, Flüsse und Sumpfgebiete, wurde immer stärker zerstört.
Der Europäische Nerz: Zu wenig Lebensraum und Nahrung
Der Europäische Nerz lebt in Feuchtgebieten und braucht einen Zugang zu Wasser. Doch immer mehr Flüsse wurden begradigt, Seeufer eingefasst, Wälder gerodet, Kraftwerke gebaut und das Wasser verschmutzt. Damit nahm auch sein Nahrungsangebot ab, etwa Frösche, kleine Säugetiere, Vögel oder Insekten. Zu all dem kam auch noch Konkurrenz aus Übersee: Der Amerikanische Nerz machte dem heimischen Nerz Beute und Reviere streitig.
Sein entfernter Verwandter, der Mink, gefährdet den Nerz
Der Mink, wie der Amerikanische Nerz Mustela vison auch genannt wird, ist ein entfernter Verwandter des Nerzes. Der Mink ist größer, robuster und anpassungsfähiger als der Nerz. Deshalb und weil sein Fell schöner ist, wird der Mink als Pelztier gezüchtet, während der Europäische Nerz sich nicht so stark dazu eignet. In den 1950er-Jahren holten Pelztierfarmer den Amerikanischen Nerz zur Zucht nach Europa. Er entwischte aus Pelzfarmen oder wurde von Tierschützern befreit und siedelte sich in Europa an. Der Kampf ums Überleben in freier Natur begann. Den wenigen restlichen Nerzen machte der Mink fast den Garaus. Weil der Mink größer als der Nerz ist, bevorzugen ihn die Nerz-Weibchen - ohne dass es zu Nachwuchs käme. Zudem greift der Mink den Nerz häufig auch direkt an. Deshalb sehen Biologen den Mink auch als ernsthafte Gefahr für die Auswilderungsprogramme des Nerzes an. Sie haben den Europäischen Nerz dennoch noch nicht aufgegeben und versuchen, ihn nachzuzüchten und auszuwildern.
Nerz retten: Zuchtprojekte in Deutschland
Früher gab es den Europäischen Nerz in ganz Europa. Heutzutage ist er laut der Weltnaturschutzorganisation IUCN "vom Aussterben bedroht". Um die Tierart vor der Ausrottung zu retten, wurde 1998 von Biologen der Universität Osnabrück der Verein "EuroNerz" gegründet. Die Forscher beteiligen sich am europaweiten Projekt zur Nachzucht und Auswilderung der hundeartigen Raubtiere. So wurden die ersten Tiere 2006 im Saarland und 2010 am Steinhuder Meer, einem See in Niedersachsen, in die Freiheit entlassen. Laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. überlebten bisher 33 Prozent der ausgewilderten Tiere - ein großer Erfolg für ein Auswilderungsprojekt.
Nerze züchten: Nerz-Zucht ist problematisch
Die Nerz-Zucht ist nicht einfach: Oft werden die Weibchen nicht schwanger oder sie ziehen die Jungtiere nicht auf. Trotzdem gibt es am Steinhuder Meer Zucht-Erfolge zu vermelden - und Probleme im Saarland. Wiederangesiedelte Biber sorgten für so große ideale Nerz-Reviere, dass die ausgewilderten Tiere vereinzelten und sich zur Paarungszeit nicht wiederfanden. Das Projekt wurde inzwischen eingestellt.
Nerze wiederansiedeln: Zuchtprojekt in Estland
Auch der Zoo im estländischen Tallin kann Zuchterfolge vorweisen. Dort begann Ende der 1990er-Jahre die Wiederansiedlung der Tiere auf der einsamen Ostseeinsel Hiumaa. Mit Erfolg: Von rund 300 ausgewilderten Tieren überlebten 40 bis 50 Exemplare und siedelten sich fest an. Abgesehen davon gibt es in Europa nur noch vereinzelte Populationen in Spanien, Russland (Ural), der Ukraine (Donaudelta) und Rumänien. In Rumänien gibt es laut der Weltnaturschutzorganisation bisher die stabilste Population.
Ausgewilderte Nerze: Freiheit mit Hindernissen
Auch auf Hiumaa hatten sich schon Minks breit gemacht. Sie wurden mit Lebendfallen eingefangen, bevor die ersten Europäischen Nerze im Jahr 2000 freigelassen wurden. Nerze zu überwachen, ist allerdings nicht einfach: Die Tiere zu besendern ist schwer, weil sie scheu sind. Zudem verlieren sie oft ihre Sender. So konnten nur vereinzelt ausgewilderte Tiere wiedergefunden werden. Die schwierigste Aufgabe, die die freigelassenen, an Menschen gewöhnte Nerze bewältigen müssen, ist die Futtersuche. Gefährlich wird es, wenn die Raubtiere vor Hunger beim Jagen unvorsichtig werden.