Das Bienenvolk Perfekte Aufgabenteilung unter Bienen
Ein Bienenvolk ist perfekt durchorganisiert und ähnelt einem "Superorganismus" mit einer ganz eigenen, kollektiven Intelligenz - und verschiedenen Persönlichkeiten.
Ein Bienenvolk besteht fast ausschließlich aus unfruchtbaren Weibchen, den Arbeiterinnen. Sie erfüllen viele verschiedene Aufgaben, von der Brutpflege bis hin zum Futtersammeln. Das einzige vermehrungsfähige weibliche Wesen in einem Bienenvolk ist die Königin, genauso wie übrigens auch beim Nacktmull.
Drohnen haben nur den einen Zweck
Männliche Tiere, die sogenannten Drohnen, gibt es nur für ein paar Wochen im Jahr. Sie haben nur einen Lebenszweck: die Königin auf ihrem Hochzeitsflug zu begatten. Und dabei sterben sie. Drohnen, die dieses Schicksal nicht ereilt hat, werden nach der Begattungssaison aus dem Stock geworfen.
Arbeitsbienen und ihr besonderes Schlafverhalten
Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen Bienen nicht als Sammlerinnen, sondern im Dunkel des Bienenstocks als "Innendienst-Bienen": Sie bewachen den Eingang zum Stock, legen Futtervorräte für den Winter an, pflegen die Brut - jede Arbeiterin hat eine Aufgabe, die je nach Lebensalter wechselt.
Dabei verändert sich auch ihr Schlafverhalten, wie eine Studie 2014 zeigte: Junge Honigbienen sind beispielsweise für die Reinigung von Waben zuständig. Sie schlafen nahe dem Brutbereich, wo reges Treiben herrscht. Dabei schlüpfen sie in leerstehende Wabenzellen und haben mehrere Schlafphasen. Die älteren Nahrungs-Sammlerinnen, die auch aus dem Stock herausfliegen, schlafen dagegen eher an seinem Rand und in der Regel außerhalb von Zellen. Zudem halten diese Sammlerinnen ein klares Tag-Nacht-Schema ein, weil sie sich mehr Informationen merken müssen als die Bienen im Zentrum des Stocks. Durchgehender Schlaf diene nun mal der Konsolidierung des Gedächtnisses, so der Bienenforscher Jürgen Tautz. Sein Team vom Bienenzentrum in Würzburg hatte das Schlafverhalten von rund hundert Tieren beobachtet.
Heizer- und Tankwartbienen
In Bienenstöcken wird nicht nur zwischen Arbeiterin und Königin unterschieden. Für Spezialaufgaben haben sich ganze Berufsgruppen herausgebildet. Ein Beispiel für besondere Arbeitsteilung haben Würzburger Forscher 2008 beobachtet. Weil im Brutnest der Honigbienen während der zehntägigen Puppenphase immer konstant 35 Grad Celsius herrschen müssen, gibt es "Heizerbienen". Sie schlagen mit ihren Flügeln und erzeugen damit die nötige Wärme.
Nach 30 Minuten sind die Heizerbienen völlig erschöpft und brauchen dringend Honig. Der Weg zu den honiggefüllten Waben im Stock ist für sie dann allerdings zu weit. Deshalb kommen "Tankwartbienen" ins Spiel. Sie verteilen von Mund zu Mund Honig an die Heizerbienen. Die Forscherin Rebecca Basile hat diese Berufsgruppe beim Verfassen ihrer Doktorarbeit entdeckt. Die Tankwartbiene kann demnach in 20 Minuten und mit sechs Umläufen bis zu 30 Heizerbienen versorgen. Zwischendrin kehrt sie zum Nachtanken in das Honiglager zurück.
Die Bienenkönigin: Der Duft macht sie einzigartig
Dafür, dass sie die Einzige ihrer Art bleibt, sorgt die Bienenkönigin durch ein spezielles Pheromon, einen Duftstoff. Es unterdrückt bei den Arbeiterinnen die Eiablage. Sollte es doch einmal dazu kommen, dass eine Arbeiterin Eier legt, werden sie von den anderen Arbeiterinnen oder der Königin sofort zerstört. Außerdem beeinflusst der Duftstoff das Lernverhalten der Bienen.
Wann stechen Bienen?
Pheromon als Signal
Bienen stechen, um sich gegen Angreifer zu verteidigen. Und das passiert in einem Bienenvolk sehr koordiniert. Bei Gefahr fangen die ersten Bienen an zu stechen. Dabei verströmen sie einen Duftstoff, ein sogenanntes Pheromon. Das veranlasst weitere Bienen dazu, zuzustechen. Also: Je mehr Pheromon, desto heftiger wird zugestochen? Nicht ganz.
Angriff und Abbruch
Opferzahlen niedrig halten
Wenn es zu voll wird: der Bienenschwarm sorgt für Entlastung
Wird es einem Bienenvolk zu eng in seiner Behausung, bildet es einen Schwarm: Arbeiterinnen bereiten spezielle Zellen vor, sogenannte Weiselzellen, in die die Königin jeweils ein Ei ablegt. Die Arbeiterinnen versorgen die Larven in diesen Zellen ausschließlich mit Gelée Royale, sodass aus ihnen neue Königinnen schlüpfen können. Bevor es allerdings soweit ist, verlässt die alte Königin mit Tausenden von Bienen den Bienenstock. Sie lassen sich in der Umgebung in einer großen Traube nieder und suchen sich eine neue Behausung. Den alten Bienenstock übernimmt diejenige der neuen Königinnen, die zuerst schlüpft. Ihrer Konkurrentinnen entledigt sie sich, indem sie sie tötet.
Die Dynamik eines Bienenschwarms
Bei der Entscheidung für einen neuen Nistplatz liegen größere Bienenschwärme möglicherweise häufiger richtig als kleinere. Dies liegt nicht an der höheren "Intelligenz" der Schwärme, sondern an der größeren und schnelleren Auswahl durch die Zahl ihrer Kundschafter, berichteten australische Biologen von der Universität Sydney im Juli 2013.
So teilt der Imker einen Bienenschwarm
Wenn der Imker eingreift
Wenn ein gutgenährtes Bienenvolk sich stark vermehrt hat und spürt, dass es im Stock allmählich eng wird, züchtet es im Sommer neue Königinnen heran. Normalerweise teilt es sich jetzt alleine, schwärmt aus - und kann oft nicht überleben, weil ihm der geeignete Lebensraum fehlt. Deshalb greift der Imker ein und bietet dem neuen Volk optimale Startbedingungen.
Einen Schwarm teilen
Hilfe gegen Bienensterben
Einmal Kunstschwarm per Express
Tanzende Kundschafterinnen und wartende Sammlerinen
Sogenannte Kundschafterinnen suchen nach neuen Nahrungsquellen, Wasservorkommen oder einer neuen Heimat für ihren Schwarm. Das sind ältere Bienen, erst ab dem 22. Lebenstag verlassen sie erstmals ihren Stock. Dabei entfernen sie sich bis zu vier Kilometer von ihrem Bienenbau. Wenn die Kundschafterinnen eine ergiebige Nahrungsquelle gefunden haben, kehren sie in den Bienenstock zurück. Dort warten schon die Sammlerinnen und werden mit verschiedenen Tänzen über die Futterstelle informiert.
Der Bienentanz - vom Rundtanz bis zum Schwänzeltanz
Getanzte Informationen
Zoologe Karl von Frisch
In den 1940er-Jahren erforscht der Zoologe Karl von Frisch, wie Bienen miteinander kommunizieren. Er stellt fest: Mit dem sogenannten Schwänzeltanz geben Kundschafterinnen an ihre Artgenossinnen weiter, wo Futter zu finden ist. Die anderen Bienen können die codierten Informationen, die in der Choreografie stecken, entschlüsseln und zielgenau die angegebene Futterquelle ansteuern, das sind die Sammelbienen. Doch ganz so einfach ist der Bienentanz nicht.
Rundtanz
Schwänzeltanz
Inzwischen gehen Forscher davon aus, dass der Schwänzeltanz für die Futtersuche längst keine so große Bedeutung hat, wie von dem Zoologen Karl von Frisch angenommen wurde. Jürgen Tautz, Vorsitzender der Bienenforschung Würzburg e.V., ist der Ansicht, dass die Länge der Schwänzelphase nicht die Länge der Flugstrecke wiedergibt, sondern die Anzahl der Bilder, die während des Fluges am Auge der Biene vorbeiziehen. Eine große Rolle bei der Futtersuche spielen Düfte. Eine Biene, die Futter gefunden hat, bringt den Duft der Futterstelle mit in den Bienenstock. Außerdem kann sie mit einer Drüse am Hinterleib die Futterquelle mit einem speziellen Duftstoff markieren, der andere Bienen anlockt.
Zahlen über die Bienen
Sendungen über Bienen:
- "Schnellflug durchs Bienenjahr": ARD alpha, 26.06.2023, 21 Uhr
- "Sind Bienen farbenblind?": MDR Jump, MDR, 24.04.2023
- "Tagebuch einer Biene": Abenteuer, Erde, WDR, 10.01.2023
- "So wird ihr Garten bienenfreundlich": Bayern 1 am Morgen, 15.05.2023, 5:05 Uhr
- "Warum Bienen so wichtig sind": Landesschau Rheinland-Pfalz, SWR, 20.05.2022
- "Alles Natur - Wilde Bienen!" IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 17.05.2022, 18.05 Uhr
- "Warum brauchen wir Bienen?" Schulfernsehen, ARD alpha, 09.05.2022, 09.45 Uhr
- "Monarchien im Tierreich - Königinnen ohne Zepter": radioWissen, Bayern 2, 14.02.2020, 09.05 Uhr
- "Tiere der Heimat: Der Bienenstaat": Schulfernsehen, ARD alpha, 26.07.2018, 09.45 Uhr
- "Die wunderbare Organisation der Bienen": ARD alpha, 25.01.2018, 09.55 Uhr