Alternativer Nobelpreis 2020 Für Menschenrechtler aus Belarus, Nicaragua, Iran und den USA
Heute Abend wird der Alternative Nobelpreis 2020 an vier Menschenrechtler aus ganz verschiedenen Ländern vergeben: Ausgezeichnet werden Alex Bjaljazki aus Belarus, Nasrin Sotoudeh aus dem Iran, Lottie Cunningham Wren aus Nicaragua und der US-Amerikaner Bryan Stevenson.
Vier Personen hat die Right-Livelihood-Stiftung am 3. Oktober für den Alternativen Nobelpreis 2020 nominiert: den belarussischen Demokratie-Aktivisten Alex Bjaljazki, die iranische Frauenrechtlerin Nasrin Sotudeh, der US-amerikanische Bürgerrechtler Bryan Stevenson sowie die Nicaraguanerin Lottie Cunningham Wren. Heute, am 3. Dezember, wird der Preis übergeben.
Beobachter im Namen der Demokratie in Belarus
Der 58-jährige Demokratie-Aktivist Alex Bjaljazki hat in Belarus das Menschenrechtszentrum "Wjasna" für den "entschlossenen Kampf zur Verwirklichung von Demokratie und Menschenrechten in Belarus" gegründet, und damit eine der wichtigsten Nichtregierungsorganisationen im Lande. Wjasna beobachtet Wahlen und dokumentiert Menschenrechtsverletzungen. Seit dem Beginn der Proteste infolge der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom 9. August 2020 spielt Wjasna in Belarus eine besondere Rolle in der Demokratiebewegung.
Iranerin Sotudeh
Zu den weiteren Preisträgern zählt die iranische Frauenrechtlerin und Anwältin Nasrin Sotudeh. Sie wird für ihr "furchtloses Engagement - unter hohem persönlichem Risiko - zur Förderung politischer Freiheiten und der Menschenrechte im Iran" ausgezeichnet. Die Rechtsanwältin setzt im Iran für die Rechte von politischen Gefangenen, oppositionellen Aktivisten, Frauen und Kindern ein. Zum Zeitpunkt der Auszeichnung mit dem Alternativen Nobelpreis verbüßte Nasrin Sotudeh eine lange Haftstrafe.
US-Bürgerrechtler Bryan Stevenson
US-Bürgerrechtler Bryan Stevenson wird für seine Bemühungen um eine Reform der US-Strafjustiz ausgezeichnet. Er engagiert sich für eine Gleichbehandlung Weißer und Schwarzer durch die Justiz und für zum Tode Verurteilte. Das Ziel des Bürgerrechtsanwaltes ist eine Reform des US-amerikanischen Strafrechtssystems. Die von Stevenson gegründete Organisation Equal Justice Initiative (EJI) engagiert sich seit Jahrzehnten für zum Tode verurteilte Menschen.
Einsatz für die indigenen Völker Nicaraguas: Lottie Cunningham Wren
Lottie Cunningham Wren aus Nicaragua erhält die Auszeichnung für ihren "unermüdlichen Einsatz für den Schutz des indigenen Landes und der indigenen Gemeinschaften vor Ausbeutung und Plünderung". Die Rechtsanwältin stammt aus der indigenen Volksgruppe der Miskito und kämpfte unter anderem für die Landrechte indigener Menschen und ihren Schutz vor bewaffneten Siedlern. Auch sie erhielt dafür den Alternativen Nobelpreis 2020.
Die Preise sind mit jeweils einer Million schwedische Kronen (knapp 95.000 Euro) dotiert. Das Geld ist für die Unterstützung der Arbeit der Preisträger gedacht und nicht zur persönlichen Verwendung. Im vergangenen Jahr war unter anderen die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ausgezeichnet worden.
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Der Right Livelihood Award
Albert Einstein sagte einmal, eine wirklich gute Idee erkenne man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen scheint. Seit 1985 zeichnet der Right Livelihood Award, bei uns als "Alternativer Nobelpreis" bekannt, Menschen aus, die solche unmöglichen Ideen verwirklichen und sich für den Schutz der Umwelt, für Menschenrechte und Frieden einsetzen.
Jakob von Uexküll
Im Gespräch
Die Idee, einen alternativen Nobelpreis ins Leben zu rufen, hatte der ehemalige Europa-Abgeordnete Jakob von Uexküll (geb. 1944) in den 70er-Jahren. Damals reiste er um die Welt, sah die Armut und Umweltzerstörung in den Ländern. Zurück in Stockholm schlug er dem Nobelkomitee vor, auch einen Preis für Umwelt und Entwicklung zu vergeben. Der Plan wurde abgelehnt.
Erfinder des Alternativen Nobelpreises
Doch von Uexküll hielt an seiner Vision fest, verkaufte seine exklusive Briefmarkensammlung und gründete von dem Erlös über eine Million US-Dollar die Stiftung für Richtige Lebensführung, die bis heute den Alternativen Nobelpreis vergibt. Seit 1980 wurden zahlreiche Menschen und Initiativen aus den verschiedensten Ländern gewürdigt. Die Feierlichkeiten in Stockholm finden meist einige Tage vor oder nach der Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember statt. Oft gibt es vier Alternative Preisträger, die sich das Preisgeld teilen. Manchmal wird noch zusätzlich ein Ehrenpreis (undotiert) vergeben. Ermöglicht wird die Unterstützung der Preisträger durch Spenden und Vermächtnisse.
"Der Right Livelihood Award will dem Norden helfen, eine Weisheit zu finden, die zu seiner Wissenschaft passt, und dem Süden, eine Wissenschaft zu finden, die seine alte Weisheit ergänzt."
Jakob von Uexküll