Alternativer Nobelpreis 2019 Right Livelihood Award für Greta Thunberg
Der Alternative Nobelpreis geht in diesem Jahr an die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die Menschenrechtskämpferin Aminatu Haidar aus der Westsahara, die chinesische Frauenrechtlerin Guo Jianmei und den brasilianischen Ureinwohner Davi Kopenawa und seine Vereinigung Hutukara Yanomami.
"Mit den 40. Right Livelihood Awards ehren wir vier praktische Visionäre, deren Einsatz es Millionen von Menschen ermöglicht, ihre grundlegenden Rechte zu verteidigen und für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten zu kämpfen", erklärte Right Livelihood-Stiftungsdirektor Ole von Uexküll. Die Motive für die Auszeichnung reichen vom Kampf für das Klima und die Artenvielfalt bis zum Einsatz für Gerechtigkeit und die Rechte von Frauen.
Für Gerechtigkeit und Selbstbestimmung in der Westsahara
Aminatu Haidar ist die erste Trägerin des Preises aus der Westsahara. Sie kämpft seit Jahrzehnten für Gerechtigkeit und die Selbstbestimmung der Bevölkerung in ihrer Heimat. Sie will die Unabhängigkeit der Region an der nordwestafrikanischen Atlantikküste, die nach dem Rückzug der Kolonialmacht Spanien in den 1970er-Jahren von Marokko annektiert wurde. Seitdem ist der Status des Gebietes ungeklärt. In ihrem Kampf trat die 53-Jährige mehrmals in den Hungerstreik und lasse sich auch nicht von Haft, Folter und Morddrohungen von ihrem Ziel abbringen, erklärte die Stiftung.
Kampf für Frauenrechte in China
Ebenso beharrlich setze sich die Juristin Guo Jianmei in China für die Stärkung der Frauenrechte ein. Sexuelle Belästigung, häusliche Gewalt, Diskriminierung am Arbeitsplatz: Die Liste der Vergehen gegen Frauen in China ist - wie an vielen anderen Orten der Erde - lang. Guo Jianmei hilft betroffenen Chinesinnen, Rechtsbeistand zu erhalten. Seit 1995 haben so mehr als 120.000 Frauen in der Volksrepublik kostenlose Beratung von ihr und ihren Teams erhalten. Die 57-jährige Juristin hat sich so einen Namen als eine der führenden Frauenrechtsanwältinnen ihres Landes gemacht. Ihr Kampf für die Rechte der Frau findet nicht nur in den großen Städten statt: Dank der Gründung eines Anwaltsnetzwerks kann seit 2005 auch Frauen in ländlichen Regionen geholfen werden.
Einsatz für Natur und Menschen am Amazonas
Davi Kopenawa hat den Alternativen Nobelpreis 1989 schon einmal in Empfang genommen, damals allerdings nur im Auftrag der Menschenrechtsorganisation Survival International. Nun wird der Brasilianer gemeinsam mit der von ihm mitgegründeten Vereinigung Hutukara Yanomami persönlich für seinen Einsatz für die Rechte der indigenen Bevölkerung ausgezeichnet. Kopenawas Kampf gegen die Zerstörung der Lebensgrundlage der Yanomami konzentriert sich auf die Sicherung der Landrechte und Kultur der Ureinwohner, aber auch auf den Schutz der Wälder und Artenvielfalt im Amazonasgebiet.
Vorbild bei den weltweiten Klimaprotesten
Thunberg schließlich - angesichts ihrer Vorbildrolle bei den Klimaprotesten in aller Welt die bekannteste unter den Preisträgern - habe "der politischen Forderung nach dringenden Klimaschutzmaßnahmen weltweit Gehör verschafft". Im August 2018 entschloss sich die damals 15-jährige Schwedin pünktlich zum neuen Schuljahr, vor dem Parlament in Stockholm für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Mit ihrem "Schulstreik fürs Klima" ist sie zur Inspirationsquelle für Millionen von Schülern in aller Welt geworden. Aus ihrem einst einsamen Protest ist die internationale Klimabewegung Fridays for Future entstanden. Seitdem sind Millionen Menschen nach Thunbergs Vorbild für das Klima auf die Straße gegangen. Im August reiste die Aktivistin in die USA - um ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen, aber nicht mit dem Flugzeug, sondern per Segeljacht.
Je eine Million Schwedische Kronen für die Arbeit der Preisträger
Das Preisgeld beträgt jeweils eine Million Schwedische Kronen (rund 94.000 Euro). Das Geld soll die Arbeit der Preisträger unterstützen, es ist also nicht zur persönlichen Verwendung bestimmt. Die Preisverleihung findet am 4. Dezember 2019 in Stockholm statt. Anlässlich des 40. Jubiläums lädt die Right Livelihood-Stiftung erstmals auch die Öffentlichkeit ein, der Veranstaltung beizuwohnen.
Deutsche Davids gegen Goliaths
Der Right Livelihood Award
Albert Einstein sagte einmal, eine wirklich gute Idee erkenne man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen scheint. Seit 1985 zeichnet der Right Livelihood Award, bei uns als "Alternativer Nobelpreis" bekannt, Menschen aus, die solche unmöglichen Ideen verwirklichen und sich für den Schutz der Umwelt, für Menschenrechte und Frieden einsetzen.
Jakob von Uexküll
Im Gespräch
Die Idee, einen alternativen Nobelpreis ins Leben zu rufen, hatte der ehemalige schwedisch-deutsche Europa-Abgeordnete Jakob von Uexküll (geb. 1944) in den 1970er-Jahren. Damals reiste er um die Welt, sah die Armut und Umweltzerstörung in den Ländern. Zurück in Stockholm schlug er dem Nobelkomitee vor, auch einen Preis für Umwelt und Entwicklung zu vergeben. Der Plan wurde abgelehnt.
Erfinder des Alternativen Nobelpreises
Doch von Uexküll hielt an seiner Vision fest, verkaufte seine exklusive Briefmarkensammlung und gründete von dem Erlös über eine Million US-Dollar die Stiftung für Richtige Lebensführung, die bis heute den Alternativen Nobelpreis vergibt. Seit 1980 wurden zahlreiche Menschen und Initiativen aus den verschiedensten Ländern gewürdigt. Die Feierlichkeiten in Stockholm finden meist einige Tage vor oder nach der Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember statt. Oft gibt es vier Alternative Preisträger, die sich das Preisgeld teilen. Manchmal wird noch zusätzlich ein Ehrenpreis (undotiert) vergeben. Ermöglicht wird die Unterstützung der Preisträger durch Spenden und Vermächtnisse.
"Der Right Livelihood Award will dem Norden helfen, eine Weisheit zu finden, die zu seiner Wissenschaft passt, und dem Süden, eine Wissenschaft zu finden, die seine alte Weisheit ergänzt."
Jakob von Uexküll