Physik-Nobelpreis 2013 Das Higgs-Boson hat gewonnen!
Die Mehrheit der Physiker hat Recht gehabt: Peter Higgs und François Englert bekommen den diesjährigen Nobelpreis für Physik für die mögliche Entdeckung des "Gottesteilchens" Higgs-Boson.
In diesem Jahr haben der Belgier François Englert und der Brite Peter Higgs bereits den Prinz-von-Asturien-Preis im spanischen Oviedo erhalten. Jetzt bekommen sie die größte Bestätigung ihrer Arbeit in Form des Nobelpreises für Physik.
Was die Welt im Innersten zusammenhält
Beide Teilchenphysiker haben die Existenz des Elementarteilchens Higgs-Boson bereits in den 1960er-Jahren vorausgesagt. Doch erst im vergangenen Jahr konnte die Existenz dieses Teilchens am europäischen Forschungszentrum CERN in Genf dann auch nahezu vollständig nachgewiesen werden.
Ohne dieses Elementarteilchen ist unser Verständnis von Masse und Materie nicht zu verstehen. Denn die Masse sorgt dafür, dass die Grundbausteine der Materie zusammenhalten und miteinander in Wechselwirkung stehen. Ohne Masse würden alle Teilchen mit Lichtgeschwindigkeit durch das All sausen. Lange Zeit aber konnte das Standardmodell der Teilchenphysik nicht erklären, woher die Elementarteilchen diese Eigenschaft haben. Mit der Entdeckung des neuen Teilchens sind die Physiker der Erklärung einen großen Schritt näher gekommen.
"Ich hoffe, dass diese Anerkennung für die Grundlagenforschung das Bewusstsein für den Wert des Forschens ins Blaue hinein schärft."
Peter Higgs nach Bekanntgabe des Nobelpreises
Etwas Kleines macht den großen Unterschied
Bei einer Wanderung in den schottischen Highlands soll Peter Higgs im Jahr 1964 die Eingebung mit dem Teilchen gehabt haben. Doch er musste rund 50 Jahre warten, bis die Kollegen am CERN seine Theorie beweisen konnten. Denn zunächst wurde seiner revolutionären Idee kein Glauben geschenkt. Auch Stephen Hawking verlor eine 100-Dollar-Wette gegen ihn. Erst durch den Bau von großen Teilchenbeschleunigern konnte das "gottverdammte Teilchen" endlich nachgewiesen werden. Mit 84 Jahren kann Higgs sich jetzt wieder ein "London Pride", ein englisches Ale, gönnen, das er bereits im vergangenen Jahr auf dem Rückflug von Genf nach Hause getrunken hatte.
"Manchmal ist es nett, recht zu haben."
Peter Higgs
Unabhängig von Peter Higgs entwickelte der 80-jährige François Englert gemeinsam mit seinem inzwischen verstorbenen Kollegen Robert Brout eine Theorie wie Teilchen ihre Masse erwerben. Diese wird heute unter dem Namen Higgs-Mechanismus zusammengefasst. Die Kollegen vom CERN, die selbst nicht ausgezeichnet wurden, nehmen es gelassen und freuen sich mit den beiden Forschern: "Ich bin begeistert, dass der diesjährige Nobelpreis an Teilchenphysiker geht", sagte CERN-Direktor Rolf Heuer.
Rund 920.000 Euro Preisgeld
Die Preisträger wurden vom Nobelpreis-Komitee am Karolinska-Institut in Stockholm bekannt gegeben. Jeder der Nobelpreise ist mit acht Millionen Schwedischen Kronen dotiert, das sind umgerechnet rund 920.000 Euro.
Deutsche Physik-Nobelpreisträger
Chronik: Physik-Preisträger der vergangenen Jahre
- 2012: Der Franzose Serge Haroche und der Amerikaner David J. Wineland für die von ihnen entwickelten Methoden Quantenteilchen zu messen, ohne dass diese kleinsten Teilchen der Materie Schaden nehmen.
- 2011: Saul Perlmutter, Brian P. Schmidt, Adam G. Riess erhalten die Auszeichnung, weil sie durch das Beobachten von Supernovae beweisen konnten, dass sich das Universum beschleunigt ausdehnt.
- 2010: Die Briten Andre Geim und Konstantin Novoselov für die Entwicklung von Graphen, dem dünnsten und stärksten Material aus Kohlenstoff.
- 2009: Charles Kuen Kao, Willard Sterling Boyle und George Elwood Smith für ihre Forschung mit Lichtimpulsen und Lichtsensoren im Einsatz moderner Kommunikationsmittel.
- 2008: Der US-Amerikaner japanischer Herkunft Yoichiro Nambu und seine japanischen Kollegen Makoto Kobayashi und Toshihide Maskawa erhalten die Auszeichnung für ihre Erkenntnisse in der Teilchenphysik.
- 2007: Der Deutsche Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich der Helmholtz-Gemeinschaft zusammen mit dem Franzosen Albert Fert für ihre Beiträge zur Erforschung des Riesen-Magnet-Widerstands, der für den Lesevorgang bei Computer-Festplatten verwendet wird.
- 2006: John C. Mather und George F. Smoot (beide USA) für den Nachweis winziger Temperaturschwankungen in der sogenannten kosmischen Hintergrundstrahlung, dem "Echo des Urknalls".
- 2005: Roy J. Glauber (USA) für Grundlagen der Quantenoptik sowie John L. Hall (USA) und Theodor W. Hänsch (Deutschland) für die Entwicklung einer Laser-basierten Präzisionsmesstechnik für Lichtfrequenzen.
- 2004: David J. Gross, H. David Politzer und Frank Wilczek (alle USA) für Erkenntnisse zur Kraft zwischen den kleinsten Materieteilchen im Atomkern, den Quarks.
- 2003: Alexej Abrikosow (USA und Russland), Vitali Ginsburg (Russland) und Anthony Leggett (USA und Großbritannien) für bahnbrechende Arbeiten zu Supraleitern und Supraflüssigleiten.
- 2002: Raymond Davis (USA), Masatoshi Koshiba (Japan) und Riccardo Giacconi (USA) für die Entdeckung kosmischer Röntgenstrahlen und Neutrinos.
- 2001: Wolfgang Ketterle (Deutschland), Eric A. Cornell (USA) und Carl E. Wieman (USA) für die Erschaffung des Bose-Einstein- Kondensats, der fünften Erscheinungsform der Materie neben fest, flüssig, gasförmig und dem Plasma.