Wirtschaftsnobelpreis 2020 US-Ökonomen Milgrom und Wilson geehrt für Forschung zur Auktionstheorie
Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht an Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson. Die beiden US-Ökonomen werden damit für ihre Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindung neuer Auktionsformate geehrt.
Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten: Der Wirtschaftsnobelpreis geht in diesem Jahr an die Ökonomen Milgrom und Wilson, die mit ihrer Auktionstheorie die Grundlage für ganz praktische Anwendungen geschaffen haben.
Die US-Ökonomen zeigten an ihren Modellen, dass Auktionen unterschiedlich gestaltet sein müssen, je nachdem, welches Ergebnis sie erzielen sollen. Handelt es sich um eine private Auktion, die von ideellen Motiven getrieben ist, wie zum Beispiel bei Gemälden? Handelt es sich um ein Geschäft – bei dem der höchste Preis erzielt werden soll? Oder geht es um die Verteilung gesellschaftlicher Güter wie Strom, Fischereilizenzen, Emissionsrechten oder den Mobilfunklizenzen?
Hier kommt es meist nicht auf die Gewinnmaximierung an, sondern unter anderem auch auf die Sicherheit der Versorgung. Das heißt, nicht das höchste Gebot erhält den Zuschlag, sondern solche, die mehrere gesellschaftliche Bedürfnisse an die Transaktion befriedigen.
"Es geht darum, die Regeln und Institutionen so zu gestalten, dass die Ergebnisse von Marktinteraktionen möglichst die allgemeine Wohlfahrt maximieren."
IfW-Präsident Gabriel Felbermayr
Die Forschung von Milgrom und Wilson war bahnbrechend. Und sie wird vielfach im Alltag angewendet.
Damit sind erneut US-amerikanische Wirtschaftsforscher ausgezeichnet worden. Die USA liegen ganz weit vorn, was Wirtschafts-Nobelpreise angeht.
Kein echter Nobelpreis
Der Preis für Wirtschaftswissenschaften nimmt unter den Nobelpreisen eine Sonderstellung ein: Er wurde erst 1969 zum ersten Mal verliehen. 2009 erhielt erstmals eine Frau diesen Preis. Und bei den männlichen Preisträgern überwiegen deutlich Ökonomen, die an US-Universitäten oder in den Vereinigten Staaten gearbeitet haben. Der Wirtschafts-Nobelpreis ist streng genommen kein echter Nobelpreis, denn er geht nicht auf Alfred Nobels Testament zurück, sondern wurde erst nachträglich von der Schwedischen Reichsbank gestiftet - "in Gedenken an Alfred Nobel". Der Anlass war der 300. Geburtstag der Bank.
Preisträger am Rande und im Anhang
Dem Chemiker und Industriellen Alfred Nobel selbst sollen die Wirtschaftswissenschaften jedoch nie ganz geheuer und deshalb niemals preiswürdig gewesen sein. Jedoch werden die Preisträger wie bei den Nobelpreisen für Physik und Chemie von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften nominiert und auch im Rahmen der gesamten Preisverleihung überreicht. Doch ihre Namen tauchen im Verzeichnis der Nobelpreisträger nur in einem Anhang auf und werden statt auf die Flächen der Nobel-Medaille auf deren Rand eingraviert.
Wirtschafts-Preisträger der vergangenen Jahre
- 2019: Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer für ihre experimentellen Theorien in der Entwicklungsökonomie
- 2018: William D. Nordhaus und Paul M. Romer (beide USA) für ihre Theorien zum Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Umweltfolgen sowie technischen Innovationen
- 2017: Richard H. Thaler (USA) für die Begründung der Verhaltensökonomie
- 2016: Oliver Hart (Großbritannien) und Bengt Holmström (Finnland) für ihre Forschungsarbeiten zur Vertragstheorie im Wirtschaftsleben
- 2015:Angus Deaton (Schottland) für seine bahnbrechenden Arbeiten über Konsum, Armut, Ungleichheit und Gesundheit
- 2014: Jean Tirole (Frankreich) für seine Arbeiten zu den Themen Marktmacht und Regulierung, vom "Zähmen mächtiger Firmen"
- 2013: Eugene F. Fama, Lars Peter Hansen und Robert J. Shiller (alle USA) für ihre empirischen Analysen von Aktienkursen
- 2012: Die Spieltheoretiker Alvin E. Roth (USA) und Lloyd S. Shapley (USA) für ihre grundlegenden Erkennisse, wie verschiedene wirtschaftliche Akteure optimal für alle zusammenkommen.
- 2011: Thomas Sargent und Christopher Sims für ihre empirische Untersuchung von Ursache und Wirkung in der Makroökonomie
- 2010: P. Diamond, D. Mortensen, C. Pissarides: für ihre Such-Theorie für Märkte wie den Arbeitsmarkt
- 2009: Elinor Ostrom, Oliver Eaton Williamson, USA: für ihre Studien über eine konfliktfreie Organisation der Märkte
- 2008: Paul Krugman, USA: für seine Studien als Handelstheoretiker
- 2007: Leonid Hurwicz, Eric Maskin, Rober Myerson, alle USA: für die Entwicklung der Theorie des Mechanism Design
- 2006: Edmund Phelps, USA: für die Erforschung des Zusammenhangs von Preisentwicklung und Arbeitsmarkt
- 2005: Robert Aumann, Israel und USA, Thomas Schelling, USA: für die Weiterentwicklung der Spieltheorie auf Konfliktsituationen
- 2004: Finn Kydland, Norwegen, Edward Prescott, USA: für ihren Beitrag zur dynamischen Makroökonomie
- 2003: Robert Engle, USA, Clive Granger, Großbritannien: für Methoden zur Analyse ökonomischer Zeitreihen
- 2002: Daniel Kahneman, USA und Israel, Vernon Smith, USA: für die Einführung psychologischer Herangehensweisen in die Wirtschaftswissenschaft
- 2001: George Akerlof, Michal Spence, Joseph Stiglitz, alle USA: für ihre Analyse von Märkten asymmetrischer Information