Friedensnobelpreis 2011 Auszeichnung für drei Frauenrechtlerinnen
Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an Ellen Johnson Sirleaf, Leymah Gbowee und Tawakkul Karman. Das Komitee in Oslo ehrt die drei für ihren gewaltfreien Kampf für die Sicherheit und Rechte von Frauen.
Das Nobelkomitee belohnt in diesem Jahr die Erfolge von Frauen der Demokratiebewegung in Afrika und der arabischen Welt. Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf, die liberianische Menschenrechtlerin Leymah Gbowee und Tawakkul Karman aus dem Jemen haben den Friedensnobelpreis 2011 zuerkannt bekommen. Komiteechef Thorbjørn Jagland begründete die Entscheidung in Oslo mit dem erfolgreichen Einsatz der beiden Frauen aus Liberia zur Beendigung des Bürgerkrieges in ihrem Land nach 13 Jahren. Karman gilt als eines der bekanntesten Gesichter der Protestbewegung im Jemen.
"Das norwegische Nobelkomitee hat entschieden, dass der
Friedensnobelpreis 2011 zu drei gleichen Teilen vergeben wird an Ellen Johnson-Sirleaf, Leymah Gbowee und Tawakkul Karman für ihren gewaltfreien Kampf für die Sicherheit von Frauen und für das Recht der Frauen auf volle Beteiligung an friedensbildender Arbeit. Wir können Demokratie und dauerhaften Frieden auf der Welt nicht erreichen, wenn Frauen nicht dieselben Möglichkeiten wie Männer zur Beeinflussung von Entwicklungen auf allen Ebenen der Gesellschaft bekommen."
Begründung der Jury
Erste Staatschefin Afrikas
Ellen Johnson-Sirleaf hat eine erstaunliche Karriere hinter sich: Die 72-Jährige aus Liberia hat in Harvard studiert und übernahm später wichtige Funktionen bei den Vereinten Nationen und der Weltbank. 2006 wurde sie erster weiblicher Staatschef Afrikas. "Dies öffnet die Tür für Frauen auf dem gesamten Kontinent", sagte Johnson-Sirleaf damals. "Und ich bin stolz darauf, dass ich diejenige bin, die die Tür öffnet." Sie musste die Regierung eines Landes übernehmen, das nach mehr als zehn Jahren Bürgerkrieg am Rande des Abgrunds stand. Eine der Prioritäten der vierfachen Mutter und achtfachen Großmutter war die Reintegration traumatisierter Ex-Kindersoldaten.
Kämpferin gegen Gewalt
Leymah Gbowee
Auch Leymah Roberta Gbowee kommt aus Liberia. Die Bürgerrechtlerin hat dort den Friedensprozess maßgeblich vorangetrieben. Vor zehn Jahren wurde sie Koordinatorin der Organisation "Women in Peacebuilding". Ein Jahr später gründete sie die Bewegung "Women of Liberia Mass Action for Peace". Gbowee organisierte gewaltfreie Protestaktionen von Frauen und Müttern gegen den damaligen Präsidenten Charles Taylor. Ihre Wahl soll darauf hinweisen, welch wichtige Rolle Frauen bei der Lösung von Konflikten und beim Schaffen von Frieden spielen.
Proteste gegen Ungerechtigkeit im Jemen
Tawakkul Karman
Die dritte Preisträgerin stammt aus dem Jemen: Tawakkul Karman begann gegen die Zustände in ihrem Land zu protestieren, als sie erlebte, wie ein einflussreicher Scheich Familien von ihrem Land vertrieb. Daraufhin begann die Journalistin gegen Arbeitslosigkeit und Ungerechtigkeit zu kämpfen und sich für einen Regierungswechsel im Jemen einzusetzen. In den vergangenen Monaten stand sie bei den Demonstrationen in der Hauptstadt Sanaa oft in der ersten Reihe. Schon oft hat das Regime von Präsident Ali Abdullah Salih versucht, Karman mundtot zu machen. Radikale Islamisten warfen ihr zudem vor, sie versuche, die Frauen zur Rebellion gegen ihre Männer anzustacheln.
Reaktionen
EU-Ratspräsident Hermann Van Rompuy
"Das ist ein Sieg für ein neues demokratisches Afrika und für eine neue demokratische arabische Welt, die in Frieden und im Respekt für die Menschenrechte leben."
Bundeskanzlerin Angela Merkel
"Ein sehr gutes Signal, dass drei Frauen, die international viel geleistet haben. (...) Es wird hoffentlich viele Frauen, aber auch viele Männer ermutigen, sich auch für Freiheit und Demokratie und gegen Ungerechtigkeit einzusetzen."
Bundespräsident Christian Wulff
"Die Preisträgerinnen haben sich in ihren Heimatländern unter schwierigsten Bedingungen und großen persönlichen Risiken mutig für die demokratische und gesellschaftliche Entwicklung und für die Verwirklichung der Menschenrechte eingesetzt."
Markus Löning, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung
Ein "tolles Signal, weil es diejenigen stärkt, die sich in Afrika und den arabischen Ländern für die Menschenrechte einsetzen".
Salil Shetty, Generalsekretärin von Amnesty international
"Dieser Friedensnobelpreis erkennt an, was Menschenrechtler seit Jahrzehnten wissen, dass die Förderung von Gleichheit zentral für den Aufbau von gerechten und friedlichen Gesellschaften weltweit ist."
Erklärung der ägyptischen "Jugendbewegung des 6. April"
"Wir hoffen, dass dies helfen wird, die internationale Gemeinschaft für das Anliegen der Jemeniten zu sensibilisieren, denen ihre Freiheit und ihre Würde gestohlen wurden, als Präsident Ali Abdullah Salih die Macht ergriff."
Außenminister Guido Westerwelle
Die drei Preisträgerinnen sind "Vorbilder für die Verteidigung von Frauen- und Menschenrechten, weit über ihre Heimatländer hinaus. (...) Alle drei haben sich auch gegen Widerstände und persönliche Gefahren dafür eingesetzt, dass Menschen in Würde und Freiheit leben können."
Fünf deutsche Friedens-Nobelpreisträger
1901 wurde der Friedensnobelpreis zum ersten Mal vergeben - an Henri Dunant, den Gründer des Roten Kreuzes, und an Frédéric Passy, den Gründer der französischen Friedensgesellschaft. In den 107 Jahren seither haben insgesamt fünf Deutsche den Friedensnobelpreis erhalten - zuletzt 1971 der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt für seine Ostpolitik. Wer noch in den vergangenen Jahren mit dem Preis geehrt wurde, finden Sie in unserer Galerie der Gekürten.
Tauben, Falken und der Spatz in der Hand - Friedensnobelpreise
Die Entscheidungsträger
Web-Tipp
Der Friedensnobelpreis ist der einzige der renommierten Preise im Gedenken Alfred Nobels, der nicht vom schwedischen, sondern einem norwegischen Komitee vergeben wird. Nobel selbst hat nie erklärt, wie es zu dieser Ortswahl kommt. Doch da zu Nobels Lebzeiten Schweden und Norwegen noch vereinigt waren und das norwegische Parlament nur für innenpolitische Fragen verantwortlich war, hielt Nobel die Norweger vermutlich für nicht so leicht manipulierbar. Vergeben wird der Preis von fünf Politikern, die vom norwegischen Parlament gewählt werden.
"dem, der am meisten oder besten für die Verbrüderung der Völker und für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen gewirkt hat."
Alfred Nobel darüber, wem der Friedensnobelpreis gebührt
Preisträger der vergangenen Jahre
- 2010: Liu Xiaobo, inhaftierter Dissident und Bürgerrechtler aus China
- 2009: US-Präsident Barack Obama für seine Bemühungen um eine Stärkung der internationalen Diplomatie
- 2008: Martti Ahtisaari für seine Vermittlungen in zahlreichen internationalen Kriegen und Konflikten
- 2007: Al Gore und der Weltklimarat für ihren Kampf gegen den Klimawandel
- 2006: Professor Mohammed Junus für seine Grameen Bank in Bangladesch
- 2005: Die Internationale Atomenergieorganisation IAEO und ihr Generalsekretär Mohammed el-Baradei
- 2004: Wangari Muta Maathai
- 2003: Schirin Ebadi
- 2002: Jimmy Carter
- 2001: Die UNO und ihr Generalsekretär Kofi Annan