Liebe & Chemie Wenn Liebe wie der Blitz einschlägt
Die Liebe auf den ersten Blick setzt uns die rosarote Brille auf. Dann rattern im Körper komplexe chemische Prozesse los. Die Hormone steigen in die Achterbahn. Botenstoffe werden ausgeschüttet. Wir sind wie berauscht.
Plötzlich verliebt: Was in unserem Körper passiert
Das Hormon Adrenalin beispielsweise macht dem Herzen Beine, indem es den Herzschlag beschleunigt. Es lässt Schmetterlinge im Bauch fliegen, färbt Wangen rot und weitet Pupillen. Dazu schießt die Konzentration von Phenylethylamin im Körper in die Höhe und löst erotisches Verlangen nach genau der einen auserwählten Person aus.
Ist die Nase krumm? Der Schwarm einen Kopf kleiner? Egal! Hat Amors Pfeil getroffen, sind für uns sämtliche andere Menschen weniger attraktiv als das Objekt der Begierde. Das zeigen Studien. Bewusst suchen wir uns Partner nicht aus, das übernehmen chemische Prozesse im Körper.
Audio: Liebe und Begehren - Wenn uns Amors Pfeil trifft
Ausser Rand und Band: Im Rausch der Botenstoffe
Durch den Anstieg des Neurothrophin-Spiegels, ein Botenstoff, sind wir zu allem bereit, was auch zu irrationalen Handlungen führen kann, sagt die Gynäkologin Maria Frank vom Hormon- und Kinderwunschzentrum der LMU München. Auch die Hemmschwelle sinke.
Dazu aktiviert leidenschaftliche Liebe noch Hirnareale, die mit Euphorie, Belohnung und Motivation zusammenhängen. An diesen Stellen docken auch Opiate oder Kokain an und treiben den Dopaminwert hoch. Wer verliebt ist, ist dauereuphorisch, vergisst jedes Hunger- und Schlafbedürfnis. Durchschnittlich vier Stunden pro Tag denken Verliebte ausschließlich an den oder die Geliebte. Die Umwelt rückt in den Hintergrund.
Video: Wenn Liebe in der Luft liegt
Ausnahmezustand Liebe: Warum sich Verliebte seltsam verhalten
Der Körper dreht noch weiter auf - oder in diesem Falle zu: Während viele Botenstoff-Pegel bei Verliebten ansteigen, sinkt der Serotonin-Spiegel. Verliebte leiden unter Entzugserscheinungen und sind traurig, wenn der geliebte Mensch nicht da ist oder sich nicht sofort auf Kurznachrichten meldet. Am zwanghaften Verhalten von Verliebten ist der Botenstoff Serotonin schuld.
Gesagt: Ferngesteuert durch Serotonin?
"Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff, der sogenannte Glücksbotenstoff, der bei Verliebtheit interessanterweise abnimmt. Dieser Widerspruch lässt sich dadurch erklären, dass es ähnlich wie bei einer Zwangsstörung zu einer Serotonin-Abnahme kommt. Und somit das zwanghafte Verhalten, das wir ja auch von Verliebten kennen, dadurch begründet sein kann."
Marie Franz, Gynäkologin, LMU Klinikum München
Audio: Warum wir jemanden anziehend finden
Nähe: Warum Verliebte ständig kuscheln wollen
Durch Streicheln, Umarmen und Küssen steigt der Spiegel des Bindungs- oder Kuschelhormons Oxytocin an und Verliebte finden schnell heraus, ob sie sich gut riechen und schmecken können. In der Evolutionsbiologie ist das ein Zeichen dafür, dass die Immunsysteme der Partner gut zusammenpassen. Eine ideale Voraussetzung für Nachwuchs.
Liebelei oder Liebe? Das zeigt sich nach sechs Monaten
Nach drei bis sechs Monaten lässt bei den meisten Menschen das Gefühl des Verliebtseins nach. Manche Paare trennen sich, bei anderen geht es intensiver weiter: Das Gehirn schaltet dann auf Langzeitbindung um und produziert Hormone wie Oxytocin und Vasopressin.
Der Dopaminspiegel sinkt. Damit werden im Gehirn wieder Regionen eingeschaltet, die während der heißen Phase des Verliebtseins nahezu ausgeschaltet waren. Zum Beispiel die Regionen, die für das Empfinden von Angst und für das Lösen von Problemen zuständig sind. Wir legen die rosarote Brille ab und sehen wieder klar.
Sendungen: Mehr über Liebe, Verliebtheit und Sex
- "Mehr als Liebe · Was die Wissenschaft über Beziehungen weiß": Quarks Wissensmagazin, ARD alpha, 04.11.2024, 10.45 Uhr
- "Let's talk about Sex - 100 Jahre Aufklärung: Revolution, Pornowelle und Internet": alpha-geschichte, ARD alpha, 12.10.2024, 21.05 Uhr
- "Let's talk about Sex - 100 Jahre Aufklärung: Von Ekstase, Prüderie und Pille": alpha-geschichte, ARD alpha, 12.10.2024, 20.15 Uhr
- "Guter Sex beginnt im Kopf?": MERYNS Sprechzimmer, ARD alpha, 24.08.2024, 17.00 Uhr
- "Was passiert in unserem Körper, wenn wir frisch verliebt sind?": Wissen vor acht - Mensch, Das Erste, 11.04.2024, 19.45 Uhr
- "Warum verlieben wir uns?": 42 - Die Antwort auf fast alles, ARD alpha, 30.01.2024, 18.45 Uhr
- "Liebe, Trennung, Wahnsinn": radioWissen, Bayern 2, 09.08.2023, 15.05 Uhr
- "Trotzdem: Liebe": STATIONEN, BR, 19.07.2023, 19.00 Uhr
- "Liebe in Zeiten des Kapitalismus": Gefühlswelten, ARD alpha, 19.07.2023, 14.30 Uhr
- "Liebe, Trennung, Wahnsinn": radioWissen, Bayern 2, 19.07.2023, 09.05 Uhr
- "Liebe im Gleichschritt": Notizbuch, Bayern 2, 26.06.2023, 10.05 Uhr
- "Liebe oder Drogenrausch? So heftig ist Verliebtsein": Im Namen der Hose, PULS, BR, 10.06.2023
- "Liebe, Sex und Partnerschaft": Notizbuch, Bayern 2, 15.05.2023, 10.05 Uhr
- "Sex - (k)ein Tabuthema?": alpha-demokratie weltweit, ARD alpha, 16.01.2023, 23.25 Uhr
- "Unser Sexleben - wen liebe ich und warum?": WISSEN HOCH2, 3sat, 04.01.2023, 22.25 Uhr
- "Chemie der Liebe: Orgasmus - Gipfel der Lust": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 16.07.2021, 18.05 Uhr
- "Chemie der Liebe: Kribbeln im Bauch": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 14.07.2021, 18.05 Uhr
- "Chemie der Liebe: Evolution des Verliebens": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 07.07.2021, 18.05 Uhr
- "Chemie der Liebe: Sich lieben hält fit": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 05.07.2021, 18.05 Uhr"
- "Liebe - ein unordentliches Gefühl": radioWissen, Bayern 2, 15.03.2022, 09.05 Uhr
- "Liebe, nicht für immer, nur für ewig": Lebenslinien, BR, 15.02.2022, 04.30 Uhr
- "Sex 2.0. Die Lust am Superreiz?": MDR, 19.12.2021, 22.20 Uhr
- "Crush oder Liebe - wie fühlt sich Verliebtsein an?": Losgefragt, SWR, 31.08.2021
- "Chemie der Liebe: Sich lieben hält fit": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 05.07.2021, 18.05 Uhr
- "Faszinierendes Wissen über Liebe und Sex": quarks, WDR, 26.06.2021, 11.30 Uhr26.04.2021, 22.20 Uhr
- "Chemie der Liebe": nano, ARD alpha, 16.02.2021, 03.15 Uhr
- "Bettina Stangneth: 'Sexkultur" - Sprechen über den Orgasmus'": Lesart, Deutschlandfunk Kultur, 05.12.2020
- "Liebe, Lust und mehr": crossmedia 2020, Medienkompetenz, BR, 25.11.2020
- "Über Sex reden": Capriccio, BR, 20.10.2020, 22.00 Uhr
- "Sex, Wohlbefinden und Gesundheit": Notizbuch, Bayern 2, 12.10.2020, 10.05 Uhr
- "Gleichberechtigung beim Sex": Im Namen der Hose, Puls, BR, 23.11.2019
- "Lust und Liebe": Notizbuch - Gesundheitsgespräch, Bayern 2, 11.09.2019, 10.05 Uhr
- "Viel zu romantisch: Ist die große Liebe in der Krise?": Campus DOKU, ARD alpha, 12.03.2019, 22.45 Uhr
- "Lets talk about love: Liebe, Leidenschaft und Sex auf dem Campus": Campus Magazin, ARD alpha, 15.02.2019, 10.30 Uhr
- "Liebe, unabhängig vom Geschlecht": STATIONEN, BR, 13.02.2019, 19.00 Uhr
- "Die Sache mit dem Sex und seinen Folgen": radioWissen, Bayern 2, 06.02.2019, 15.05 Uhr
- "Liebe und das Drumrum": radioWissen, Bayern 2, 24.10.2018, 15.05 Uhr
- "Gleichklang oder Gegensatz?": Beziehungsweise, BR, 11.09.2018, 22.30 Uhr