Chemie der Liebe Was Küssen mit unseren Hormonen macht
Vom unschuldigen Bussi zum wilden Knutschen: Küssen ist Geste für Leidenschaft und Zärtlichkeit, über Kulturen hinweg. Aber was genau passiert dabei mit unserem Körper, unseren Hormonen und Emotionen? Und welcher ist eigentlich der beste Filmkuss?
Es hat gefunkt. Das weiß der Körper, noch bevor ihr euch über eure Gefühle im Klaren seid. Schon der Gedanke an euren Schwarm lässt euer Herz bis zum Hals klopfen. Ihr seid aufgedreht, schlaflos, appetitlos. Das Ziehen in der Brust kann fast unerträglich werden. Und dann: ein Kuss. Die Biochemie der Liebe ist in Gang gesetzt.
Was ein Kuss verrät und was eine gute Kusstechnik ausmacht
Der erste Kuss, das ist oft der Anfang einer Romanze - bis hin zur lebenslangen Partnerschaft. Kein Wunder also, dass daran jede Menge Erwartungen geknüpft sind. Stimmt die Chemie? Wie fühlen sich die Lippen an? Klappt es mit der Technik? Daran kann man ganz wunderbar gemeinsam arbeiten, indem man den anderen noch besser kennenlernt. Denn zum guten Küssen gehören auch Sozialkompetenz und die Fähigkeit, die Körpersprache des anderen zu lesen und entsprechend zu antworten, sagt der Psychotherapeut Wolfgang Krüger. Er beschreibt den Kuss als "die intimste Form der erotischen Annäherung, die uns zur Verfügung steht". Doch ein Kuss ist immer auch ein biologischer Check. Er gibt Aufschluss über Geruch und Geschmack des anderen, überträgt aber auch Informationen über den Gesundheitszustand und die genetische Eignung des potenziellen Partners, so Julia Zwank, Professorin für Entwicklungspsychologie der SRH Fernhochschule.
Beim Küssen: Wie viele Muskeln beteiligt sind und Kalorien verbraucht werden
An einem Kuss sind über 30 Gesichtsmuskeln beteiligt und mehr als einhundert weitere Muskeln. Durch Küssen werden außerdem die Nervenzellen angeregt, Botenstoffe aktiviert und Hormone ausgeschüttet. Vor allem sind das Hormone wie Serotonin, Endorphin und Dopamin, die Glücksgefühle in uns auslösen. Und ein Kuss verbraucht, je nach Einsatz, etwa 20 Kalorien pro Minute, ihr tut also sogar etwas für euren Energieumsatz. Bei einem Kuss schlägt unser Herz schneller, der Puls steigt, wir fühlen uns beflügelt. Gleichzeitig wird uns warm, der Körper wird quasi in positiven Stress versetzt. Die Durchblutung wird gefördert und strafft sogar unsere Haut. Umgekehrt könne küssen aber auch helfen, den Cortisolspiegel zu senken und damit Stress zu reduzieren, sagt Julia Zwank. Es gebe zwar kein Rezept für den besten Kuss - aber für den gesündesten: "Forschende empfehlen den 6-Sekunden-Kuss, bei dem besonders viel Oxytocin ausgeschüttet wird, was ein Gefühl von psychologischer Sicherheit, Verbindung und Bindung schaffen kann."
"Die Lippen sind ein besonders sensibler Bereich des menschlichen Körpers. Sie sind mit zahlreichen Nervenenden ausgestattet, die sie extrem empfindlich für Berührungen machen. Diese Sensibilität hat die Lippen als ideal für den Austausch von Zärtlichkeiten und Intimität auserkoren. Auch befinden sich auf Lippen und Zunge sehr viele sensorische Rezeptoren - viel mehr als normalerweise auf der Haut. Die Nähe der Lippen zum Mund ermöglicht dabei den Austausch von Pheromonen und anderen chemischen Signalen, die eine wichtige Rolle bei der Partnerwahl spielen können."
Prof. Dr. Julia Zwank, Professorin für Entwicklungspsychologin an der SRH Fernhochschule
Küssen trainiert und stärkt unser Immunsystem
Wir Deutschen küssen gerne - über 50 Prozent gaben bei einer Umfrage an, dass sie küssen, so oft es geht. Im Schnitt sind wir ganze 76 Tage unseres Lebens mit Küssen beschäftigt. Laut einer niederländischen Studie aus dem Jahr 2014 können wir schon während eines zehnsekündigen Kusses bis zu 80 Millionen Bakterien übertragen. Mit positivem Effekt, wie die Untersuchung zeigte: Durch den häufigen Bakterienaustausch beim Küssen gleicht sich auch die Zusammensetzung der oralen Mikroflora der Kusspartner an. Küssen trainiert das Immunsystem und kann es stärken - wenn die Küssenden nicht krank oder mit Krankheitserregern infiziert sind.
Einer Studie des Allergologen Hajime Kimatan aus dem Jahr 2006 zufolge hat Küssen auch einen Einfluss auf allergische Reaktionen. Er untersuchte Japaner, die auf Hausstaubmilben und japanische Zedernpollen allergisch waren. Die Probanden küssten sich 30 Minuten. Vor und nach dem Küssen wurde die Reaktion auf die beiden Allergene an der Haut getestet. Das Ergebnis: Nach dem Küssen war die Reaktion der Haut infolge des Kontakts deutlich geringer.
Verliebte Männer und Frauen gleichen sich hormonell an
6. Juli - Internationaler Tag des Kusses
Der weltweite Tag des Kusses soll an den Genuss sowie die positiven Effekte des Küssens erinnern. Und natürlich soll er zum Küssen aufrufen. Schwierig wird es nur, den Rekordkuss zu übertreffen: Der wurde am 14. Februar 2013 in Thailand aufgestellt und dauerte 58 Stunden, 35 Minuten und 58 Sekunden.
Frisch verliebt, dieser Zustand soll möglichst lange andauern, unser neuer Partner oder unsere neue Partnerin am besten für immer bei uns bleiben. Damit das nicht von vornherein schief läuft, gleichen sich Frauen und Männer zumindest hormonell gesehen an: Bei Männern sinkt die Menge des männlichen Sexualhormons Testosteron stark, bei Frauen ist es genau umgekehrt. Das hat die italienische Wissenschaftlerin Donatella Marazziti von der Universität Pisa in einer Studie herausgefunden, bei der sie Blutproben untersucht hat.
Tag der Liebenden: Woher kommt der Valentinstag?
Rätselhafter Valentinstag am 14. Februar
Am 14. Februar feiern viele den Valentinstag als "Tag der Liebenden". Dann gibt's kleine Aufmerksamkeiten - und besonders häufig Blumen. Woher der Brauch tatsächlich stammt und auf welchen Valentin sich dieser Tag bezieht, darüber wird viel spekuliert.
Die Römer
Die Wurzeln des Valentinstags sollen bis in die Antike reichen. Die Römer feierten Mitte Februar die Göttin Juno, die Beschützerin von Ehe und Familie. Die Frauen bekamen Blumen geschenkt. Ebenfalls um den 14. Februar wurde das Fest des Hirtengottes Lupercus begangen. In einer Art "Liebeslotterie" mit gezogenen Namenszetteln fanden junge Frauen und Männer zueinander.
Valentin I
Michael Blume, Religions- und Politikwissenschaftler, sieht den Ursprung des Brauchs in Valentin von Rom. Der christliche Priester wurde im 3. Jahrhundert nach Christus an einem 14. Februar hingerichtet. Er soll sich über das kaiserliche Gebot, die Regeln der römischen Armee und der Gesellschaft hinweggesetzt und Soldaten getraut haben. Die Paare soll er mit Blumen aus seinem Garten beschenkt haben. Ehen, die von Valentin geschlossen wurden, sollen der Überlieferung nach besonders glücklich verlaufen sein. Michael Blume erklärt, Valentin sei nicht gestorben für eine "süße Belanglosigkeit", wie es sie heutzutage am Valentinstag gibt. Er sei enthauptet worden "für eine religiöse Überzeugung: Glaube, Liebe, Familien seien auf Dauer bedeutender als Armeen und Staaten".
Valentin II
Im gleichen Jahrhundert lebte auch Bischof Valentin von Terni. In der Stadt nördlich von Rom soll er Kranke geheilt haben. Weil er seinem Glauben nicht abschwören wollte, soll er während der Christenverfolgungen auf Anweisung des römischen Kaisers Claudius II. (um 270) hingerichtet worden sein. Möglich, dass es sich dabei um die gleiche Person wie Valentin von Rom handelt, meint Religionswissenschaftler Michael Blume. Zumindest in der Verehrung des Heiligen Valentin seien beide Überlieferungen zusammengeflossen. An der nördlich von Rom verlaufenden Via Flaminia errichtete Papst Julius (337-352) eine Basilika mit dem Grab des Märtyrers. Die Verehrung des Heiligen ist ab circa dem Jahr 350 nachweisbar. Er galt als Patron der Bienenzüchter sowie der Verliebten und Brautleute.
Valentin III
Auch gab es einen Valentinus von Rätien, der aus den Niederlanden stammte und im 5. Jahrhundert nach Passau kam. Er wurde Bischof von Rätien für die Region zwischen Passau und Brixen und starb 475 als Einsiedler bei Meran. Dieser Valentin gilt als Helfer gegen Epilepsie - wie auch Valentin von Terni - sowie gegen Krämpfe, Gicht und Viehseuchen. Für das Bistum Passau ist er einer der Bistumspatrone. Sein Gedenktag ist der 7. Januar.
Valentinstag
Am 14. Februar ist nach dem alten katholischen Heiligenkalender das Fest des heiligen Valentin. Der Brauch, einem geliebten Menschen an diesem Tag etwas zu schenken, leitet sich aus den Heiligenlegenden und antiken Traditionen her. Als Fest der Jugend und der Liebenden wurde der Valentinstag seit dem späten 14. Jahrhundert zunächst in Frankreich und England begangen, breitete sich aber auch in andere europäische Länder und mit den Auswanderern nach Nordamerika aus. In Deutschland erklärten die Blumenhändler 1950 den Valentinstag zum "Tag der offenen Herzen".
Liebe im Körper: Bei Verliebten schlägt nicht nur das Herz schneller
Im seligen Zustand des Verliebtseins geht es im Körper drunter und drüber. Das "Verliebtheitshormon" Phenylethylamin löst erotisches Interesse und Hochgefühl aus. Jetzt wird die Produktion des Zelltreibstoffs Adenosintriphosphat kräftig angekurbelt - das sorgt für die nötige Energie, damit das Herz schneller schlägt. Die Atemfrequenz steigt, der Puls rast, die Gefäße weiten sich, der Kreislauf kommt in Schwung.
Sexuelle Duftstoffe verdrehen uns den Kopf
Noch heftiger geht's in unserem Inneren bei Hautkontakt zu: Dann sendet das Gehirn der Verliebten Befehle an die Muskeln in den Arterien. Sie entspannen sich, die Durchblutung steigt, die Bronchien weiten sich, die Atmung wird flach, das Herz schlägt schneller. Jetzt wäre eine Abkühlung willkommen! Prompt sorgen Schweiß- und Talgdrüsen für kleine Perlen auf der Haut. Dabei setzen sie sexuelle Duftstoffe frei, die dem Partner erst recht den Kopf verdrehen. Und die Nebennierenrinde putscht den Körper mit noch mehr Adrenalin auf.
Hormone zwischen Leidenschaft und tiefer Bindung
Das muss Liebe sein - doch die Reaktionsabläufe sind ganz ähnlich wie bei Angst oder Stress, zum Beispiel in Angriffs- oder Fluchtsituationen. Hoden und Eierstöcke produzieren das luststeigernde Hormon Testosteron. Jetzt ist der gesamte Organismus hellwach. Beim Höhepunkt setzt der Körper Opiate frei, wie in einem kurzen, aber heftigen Drogenrausch. Bei Frauen ist es vor allem Oxytocin. Das sogenannte Kuschelhormon spielt auch bei langfristigen und tieferen Bindungen eine entscheidende Rolle und wird daher auch als "Bindungshormon" bezeichnet.
Seit wann gibt es den sexuell-romantischen Kuss?
Wie Wissenschaftler im Jahr 2023 in Untersuchungen herausfanden, küssen wir uns bereits seit mindestens 4.500 Jahren aus Liebe und Zuneigung auf den Mund. Damit ist die Kusspraxis ein Jahrtausend älter als bisher angenommen. Schon in Texten in Keilschrift aus dem Alten Mesopotamien und Ägypten rund 2.500 v. Chr. gibt es Belege für romantische Küsse auf den Mund.
Laut Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Hektor Haarkötter von der Hochschule Bonn Rhein-Siegen ist Küssen eher in den nördlichen Weltregionen verbreitet. In der Sub-Sahara-Region oder am Amazonas käme der Kuss praktisch überhaupt nicht vor. Besonders beliebt sei das Küssen schon immer im indoeuropäischen Sprach- und Kulturraum gewesen. Allerdings sei es dort anfangs nicht sexuell-romantischer, sondern zeremonieller Natur gewesen.
Wie küsst man in anderen Ländern?
USA
Der Wangenkuss zur Begrüßung ist in Amerika nicht üblich. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama allerdings schien sich bei internationalen Treffen den europäischen Sitten angepasst zu haben.
Der Liebeskuss dagegen ist nicht nur das Markenzeichen von Hollywood-Filmen, sondern Gang und gäbe: Schon bei der ersten Verabredung ist ein dicker Schmatzer erlaubt.
Brasilien
In Rio de Janeiro werden die Damen zur Begrüßung gleich zweimal (linke Wange, rechte Wange) geküsst. In São Paulo dagegen nur einmal. Zur Verabschiedung am Telefon sagt man gerne "Beijo" oder "Beijinho" (Küsschen), was der Gesprächspartner dann mit "Dois" (also: zwei zurück) verdoppelt. Frischverliebte werden auf Parkbänken, am Strand oder vor dem Haus der Angebeteten leidenschaftlich knutschend angetroffen, was Passanten gerne mit dem wohlwollenden Kommentar begleiten: "Lasst noch was übrig für morgen!"
Thailand
Ein Küsschen zur Begrüßung? In Thailand lieber nicht. Mehr als ein Verneigen ist unter Traditionalisten nicht üblich.
In Thailand ist man sehr konservativ: Bei der Begrüßung ist Anfassen tabu, erst recht ein Wangenküsschen. Stattdessen verneigen sich Thailänder mit einem "Wai". Das ist der buddhistische Gruß, mit den Händen vor der Brust, den immer mehr Hollywood-Größen als Geste schätzen. Leidenschaftliches Knutschen vor aller Augen? Das müssen Ausländer - sein oder junge Leute, die so etwas für westlich cool halten.
Indien
Im Land des Kamasutra werden öffentlich keine Küsse ausgetauscht. Sogar in der Bollywood-Filmwelt waren sie bis vor wenigen Jahren so ungewöhnlich, dass Schauspieler wegen eines Leinwandkusses wochenlang in den Schlagzeilen blieben. Oft wurden die Liebenden ganz kurz, ehe sich die Lippen berührten, durch einen Schirm verdeckt. Oder die Kamera drehte ab und filmte zwei sich zuneigende Blumen. Wenn sich junge Menschen küssen wollen, fehlt ihnen häufig der Platz dazu: Sie leben normalerweise bis zur Heirat bei der Familie. Hotels fordern oft einen Heiratsnachweis. Bleiben nur die Parks für ein Date.
Neuseeland
Die Maoris, die indigene Bevölkerung Neuseelands, pressen zur Begrüßung Stirn und Nase zusammen. "Hongi" heißt der Gruß und ist recht intim: Die Idee ist, den Atem auszutauschen, damit sich die Seelen treffen.
Argentinien
In Argentinien ist küssen vor Dritten in Großstädten okay, im ländlichen Nordwesten dagegen unüblich
In Buenos Aires und anderen Großstädten zeigt sich niemand gestört von einem leidenschaftlichen Kuss auf einer Parkbank oder in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Zur Begrüßung ist der Wangenkuss die Regel, auch unter Männern. Telefongespräche und Mails können auch bei Menschen, die sich nie zu Gesicht bekommen haben, mit "un beso" enden.
Mexiko
In der Stadt Guanajuato in Zentralmexiko gibt es die "Kuss-Gasse". Der Legende nach verliebte sich das Mädchen Carmen in den jungen Mann Luis. Carmens Vater war gegen die Beziehung und drohte, Carmen in ein Kloster zu schicken oder in Spanien mit einem reichen Mann zu verheiraten. Luis kaufte ein Haus, das von Carmens Haus nur durch eine schmale Gasse getrennt war. Auf ihren Balkonen traf sich das Paar fortan. Bei einem dieser Treffen kam der Vater in Carmens Zimmer und rammte seiner Tochter einen Dolch in die Brust. Luis küsste Carmen noch die Hand und hielt sie fest, bis seine Geliebte starb. Die Gasse ist heute ein beliebtes Ziel von Touristen.
Äthiopien
Anders als in den meisten afrikanischen Ländern küssen sich die Äthiopier zur Begrüßung mindestens dreimal auf die Wangen. Je nachdem, wie innig die Beziehung ist, kann diese Zeremonie auch ausarten in zehn oder mehr Küsschen. Küsse auf den Mund bei Paaren sind in der Öffentlichkeit eher verpönt. Jedoch haben die Äthiopier bei Ausländern kein Problem damit.
Afghanistan und Pakistan
In den streng islamischen Staaten ist öffentliches Küssen völlig ausgeschlossen. Männer umarmen sich häufig gegenseitig zur Begrüßung und Verabschiedung, Männer und Frauen schütteln sich dagegen meist nicht einmal die Hand, von Küssen ganz zu schweigen. Nicht nur Anfassen, auch Anschauen ist oft tabu. Besonders in Afghanistan tragen viele Frauen eine Burka, also einen Vollschleier.
Iran
Die Beziehungen zwischen Mann und Frau sind im Iran streng geregelt: Küssen ist in der Öffentlichkeit verboten. Unverheiratete Paare dürfen nicht ohne Begleitung in einem Auto reisen, sie dürfen nicht gemeinsam eine Straße entlanggehen und auch nicht in einem Hotelzimmer übernachten. Bei Verstößen drohen Strafen.
Russland
Vom ausdauernden Liebeskuss auf der Straße bis zum sozialistischen Bruderkuss, der auch nach dem Tod von DDR-Staatschef Erich Honecker und Kremlchef Leonid Breschnew nicht ausgestorben ist, gibt es die ganze Bandbreite. In Russland ist Händeschütteln zur Begrüßung üblich, aber auch dreifache Wangenküsse und Umarmungen gehören unter guten Freunden zu einer herzlichen Begrüßung.
Spanien
Der Wangenkuss zur Begrüßung im Freundes- und Kollegenkreis ist selbstverständlich - selbst wenn man sich zum ersten Mal begegnet. Junge Paare haben keine Hemmungen, gegenseitige Zuneigung zu zeigen. Der Kuss auf der Parkbank galt in den Jahren nach dem Ende der Diktatur Francisco Francos als Symbol einer liberalen und demokratischen Gesellschaft. Unter Franco waren öffentliche Zärtlichkeiten bis in die 1970er-Jahre hinein tabu.
Frankreich
Berühmt als Land der Küsse, es hat sogar dem Zungenkuss als "French Kiss" den Namen gegeben. Zur Begrüßung und zur Verabschiedung gibt es je nach Region oder Stadt zwischen zwei bis vier Wangenküsse.
Polen
Beim Wangenkuss gibt es in Polen das Triple. Allerdings selten zwischen Männern, während sich Freundinnen untereinander häufig küssen. Der traditionelle Handkuss, der auch während der kommunistischen Zeit gebräuchlich war, kommt langsam aus der Mode, ganz verschwunden ist er aber noch nicht.
Türkei
Der Handkuss ist in der Türkei ein Zeichen des Respekts und der Liebe, das von jüngeren Menschen an ältere Personen gezeigt wird. Kinder und Jugendliche küssen zum Beispiel die Hand ihrer Großeltern. Daraufhin küssen die Großeltern auf die Wangen zurück, um ihre Liebe auszudrücken.
Griechenland
Trifft man einen Freund oder Kollegen, den man mag, darf unabhängig des Geschlechts zur Begrüßung geküsst werden. Allerdings auf die Wangen und einmal rechts, einmal links und ohne zu viel Berührung mit den Lippen. Am besten erwischt man nur die Luft. In der Familie wird ständig geküsst - begleitet von endlosem Anfassen und manchmal Wangen-Kneiferei.
Rumänien
Begrüßungsküsse auf die Wangen sind üblich. Damen und Kirchenmänner bekommen gerne einen Handkuss, sei es aus Respekt, sei es im Fall der Frauen als Zeichen einer beginnenden Anmache. Im Fall einer Ablehnung bleibt sie für den Initiator ohne Gesichtsverlust, gerade weil der Handkuss mehrdeutig ist. Der an Frauen und Geistliche gerichtete Gruß "Küss die Hand" wird oft als Synonym für "Danke" benutzt. Verbreitet ist die Grußformel auch am Telefon oder im Schriftverkehr als "Ich küsse dich". Es gibt sogar die Abwandlung "Ich küsse Sie" zwischen wildfremden Frauen, was für Ausländer verwirrend ist.
Slowakei
Ältere Herren begrüßen Damen ebenfalls noch häufig mit einer verstümmelten Form des altösterreichischen "Küss die Hand". Ausgesprochen wird dabei nur der Satzanfang "Ich küsse" (Slowakisch: "bozkavam"). Die gedachte Fortsetzung "Ihre Hand" wird ebenso weggelassen wie die Aktion selbst - man spricht nur vom Handkuss.
Tschechien
Der 1. Mai gilt als Feiertag der Liebenden. Paare küssen sich dann traditionell unter einem blühenden Kirschbaum. Besonders am Prager Denkmal des Romantik-Dichters Karel Hynek Mácha soll das Gesundheit und Fruchtbarkeit bringen. Der böhmische Komponist Bedrich Smetana setzte dem Schmatzer sogar ein musikalisches Denkmal: Der Zweiakter "Der Kuss" wurde 1876 uraufgeführt.
Niederlande
Niederländer küssen gerne. Zumindest gilt das bei Alltagsbegegnungen und Gratulationen im Freundes- und Bekanntenkreis sowie in der Verwandtschaft. Entscheidend ist die Zahl der Begrüßungsküsse. Der Trend hat sich in den letzen Jahrzehnten von zwei Wangenküssen in Richtung drei verschoben. Trotzdem können sich Niederländer nicht ganz sicher sein, denn es gelten nicht nur regionale Unterschiede, sondern auch persönliche Vorlieben.
Belgien
Der hingehauchte Wangenkuss gehört in Belgien zu fast jeder Begrüßung und jedem Abschied. Dazu beginnt man auf der linken Seite und küsst im Seitenwechsel dreimal in die Luft, nicht auf die Wange.
Österreich
Ist berühmt für den formvollendeten Handkuss. Die Habsburger brachten den Brauch aus Spanien ins Land, dort war er Teil des Hofzeremoniells. Noch heute ist er zum Beispiel während der Wiener Ballsaison gebräuchlich. Bei der korrekten Ausführung hebt der Herr die Hand der Dame leicht an, beugt sich darüber und berührt den Handrücken vorsichtig mit den Lippen. Noch ein berühmtes österreichisches Busserl: "Der Kuss", das Jugendstil-Gemälde des Künstlers Gustav Klimt - es ist eines der bedeutendsten Werke der Kunstgeschichte.
Deutschland
Knutschen in der U-Bahn oder im Kino, das dürfen junge Paare und Verliebte nach Herzenslust, wobei das nicht alle Augenzeugen gerne sehen. Wangenküsse zur Begrüßung sind unter Freunden auch üblich. Eine genaue Etikette, die besagt wie oft und wohin genau geküsst wird, gibt es bei uns allerdings nicht. Ausgestorben ist der "Tantenkuss". Dem Befehl "Gib' der Tante mal ein Küsschen!" muss heute wohl kein Kind mehr folgen.
Überraschende Fakten zum Küssen
Warum wir beim Küssen die Augen schließen.
Wissenschaftler gingen lange davon aus, dass Menschen beim Küssen die Augen schließen, weil ihnen das Gesicht des anderen so nahe kommt. Zwei Wissenschaftlerinnen fanden aber in einer Studie heraus, dass Menschen Berührungen intensiver wahrnehmen, wenn die Augen geschlossen sind. So müssen wir weniger Reize gleichzeitig verarbeiten und können uns auf einen Sinn konzentrieren.
Es gibt Kusswissenschaftler.
Sie heißen Philematologen und untersuchen zum Beispiel, wie viele Muskeln wir bei einem Kuss aktivieren. Es sind allein über 30 Gesichtsmuskeln.
Auf welche Seite wird der Kopf geneigt?
Eine andere Erkenntnis der Kussforscher: Zwei Drittel der Menschen neigen ihren Kopf beim Küssen nach rechts.
Küssen kann das Immunsystem stärken.
Tatsächlich kann Küssen das Immunsystem stärken und dabei helfen, Stress abzubauen. Über den Speichel tauschen Küssende Bakterien und Viren aus, das trainiert die Immunabwehr. Gleichzeitig produziert der Körper beim Küssen sogenannte Neuropeptide, die wiederum Zellen aktivieren, die schädliche Viren und Bakterien vernichten. Wer aber zum Beispiel einen Erdnussallergiker küssen will, sollte keine Erdnüsse essen. Dann kann der Kuss einen allergischen Schock auslösen.
Royaler Kussrekord
Bei royalen Hochzeiten wird die Länge des Hochzeitskusses gestoppt. Máxima und Willem-Alexander der Niederlande sind mit 5,3 Sekunden Spitzenreiter. Bei Charles und Diana reichte es gerade mal für 0,4 Sekunden.
Nicht alle Kulturen schätzen den Kuss.
US-Wissenschaftler haben die weltweite Kusskultur untersucht und festgestellt, dass der romantische Kuss nur in 46 Prozent der Kulturen üblich ist.
Der schönste Filmkuss war gar nicht so schön.
Vivian Leigh und Clark Gable rangieren mit ihrem Filmkuss in "Vom Winde verweht" noch immer ganz oben auf der Liste der schönsten Küsse der Filmgeschichte. Was toll aussah, war aber wohl eher nicht so prickelnd. Clark Gable hatte nämlich laut seiner Schauspielkollegin Mundgeruch.
Hollywood-Küsse: Das sind die legendärsten Kuss- und Liebesszenen
Sendungen über das Küssen und die Chemie der Liebe:
- "Superstoff Östrogen" und "Superstoff Testosteron": alpha-thema: Hormone, ARD alpha, 15.10.2024, 21.00 Uhr und 21.30 Uhr
- "Geheimnis Partnerwahl - Wie wir zueinander finden": Nah dran, radioWissen, Bayern 2, 29.05.2024, 9.20 Uhr
- "Der Kuss - eine Kulturgeschichte": Capriccio, BR Fernsehen, 18.04.2024, 22.45 Uhr
- "Warum verlieben wir uns?": 42 - Die Antwort auf fast alles, ARD alpha, 30.01.2024, 18.45 Uhr
- "Eine berührende Art der Kommunikation - Verliert Küssen an Bedeutung?": SWR2 Kultur aktuell, 24.01.2024
- "#68 Küssen will gelernt sein!": Liebt Euch! Der UNSERDING Dating Podcast, Das Erste, 29.12.2023
- "Das Küssen ist eine Explosion der Sinne": radioWelt, Bayern 2, 07.07.2023, 17.05 Uhr
- "Japan, Türkei, Frankreich - Bussi Bussi: So wird anderswo geküsst": radioWelt, Bayern 2, 06.07.2023, 06.05 Uhr
- "Tag des Kusses: Wie unser Kuss noch besser und schöner wird": Der BR Schlager-Treff, BR, 06.07.2023, 10.05 Uhr
- "Good and bad touch': Was bedeutet Berührung für uns?": Campus Talks, ARD alpha, 24.10.2022, 22.20 Uhr
- "Der Kuss - Wer küsst wen und warum?": WDR Lebenszeichen, 26.06.2022, 08.04 Uhr
- "Der Kuss - Biologie einer Liebkosung": radioWissen am Nachmittag, Bayern 2, 14.10.2021, 15.05 Uhr
- "Crush oder Liebe - wie fühlt sich Verliebtsein an?": Losgefragt, SWR, 31.08.2021
- "Chemie der Liebe: Welche Hormone das Kribbeln im Bauch verursachen": IQ - Wissenschaft und Forschung, 14.07.2021, 18:05 Uhr
- "Chemie der Liebe: Sich lieben hält fit": IQ - Wissenschaft und Forschung, 05.07.2021, 18:05 Uhr
- "Beziehungssache - Was beeinflusst unser Liebesleben?": X:enius, ARD alpha, 10.10.2019, 18.05 Uhr
- "Liebe und das Drumrum": radioWissen, Bayern 2, 04.10.2018, 09.05 Uhr
- "Knutschen": Im Namen der Hose, RuhePULS, BR, 02.12.2017, 00.00 Uhr
- "Küssen, rein wissenschaftlich": Geist und Gehirn, ARD alpha, 03.06.2017, 02.25 Uhr
- "Anziehung und Verführung": radioWissen am Nachmittag, Bayern 2, 18.01.2017, 15.05 Uhr
- "Knutschen": Im Namen der Hose, RuhePULS, BR, 02.12.2017, 00.00 Uhr