Was der Seele helfen kann
Ängste, Zwänge, depressive Verstimmungen oder Suchtverhalten nehmen die Lebensfreude. Mehr als ein Viertel aller Erwachsenen in Deutschland sind laut Deutscher Psychotherapeutenvereinigung mindestens einmal im Leben von einer psychischen Störung betroffen. Häufigste Diagnosen sind Depressionen und Angststörungen. Mit einer Psychotherapie kann es gelingen, seine seelischen Tiefs besser zu bewältigen.
Wenn der Leidensdruck zu groß wird
Viele Betroffene verschweigen oder verdrängen aus Angst vor Stigmatisierung ihre Verzweiflung. Aber wenn die Seele zu sehr leidet, dann geht es nicht mehr ohne Hilfe. Schließlich würde man bei organischen Beschwerden schnell zu einem Medikament greifen, um die Schmerzen zu lindern. Bei einer psychischen Erkrankung ist jedoch das Gespräch die Behandlung. Der Einsatz von Psychopharmaka wird erst bei schwerwiegenden Störungen empfohlen und kann nur von Psychiatern verordnet werden. Psychotherapie meint dagegen die Behandlung im Gespräch zwischen Therapeut und Patient.
Psychische Erkrankungen behindern die Arbeitsleistung
Psychische Erkrankungen sind die zweithäufigste Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit. Im Jahr 2019 erreichte der Anteil der Fehltage von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufgrund psychischer Erkrankungen ihren Höchststand: Mit rund 260 Fehltagen je 100 Versicherte stieg er um zehn Prozent. Das ergab eine Krankenstands-Analyse der DAK-Krankenkasse. An erster Stelle stehen Muskel-Skelett-Erkrankungen mit 21,2 Prozent. Der Anteil psychischer Erkrankungen stieg auf 17 Prozent und Atemwegsleiden wie Husten und Schnupfen auf 14,5 Prozent. Zu ähnlichen Zahlen kommt der Fehlzeiten-Report 2020 der AOK-Krankenversicherten. Auch hier sind Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen mit 11,9 Prozent erstmals an die zweite Stelle gerückt. Seit 2008 haben sie um 67,5 Prozent zugenommen.
Psychische Erkrankungen belasten die Seele und das ganze Umfeld
Laut Deutscher Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. führt für 18 Millionen Betroffene in Deutschland eine seelische Belastung zu sozialen und beruflichen Einschränkungen. Das hat Folgen für die gesamte Wirtschaft. Die direkten Kosten durch Behandlungsmaßnahmen steigen im Gesundheitsbereich und die indirekten Kosten durch ökonomische Verluste. Innerhalb der Europäischen Union werden sie auf 600 Millionen Euro geschätzt, mit einer stetigen Steigerung. Wirksame Therapien und eine gute Versorgung mit passenden Therapieangeboten sind deshalb gesellschaftlich von großer Bedeutung.
Unterschiedliche Methoden und Verfahren in der Psychotherapie
Eine Psychotherapie ist generell eine Gesprächstherapie, die, je nach Verfahren, unterschiedlich abläuft. Zu unterscheiden sind wissenschaftlich anerkannte und nicht anerkannte Therapieverfahren. Am Anfang jeder Psychotherapie steht die sogenannte Anamnese, die zu einer Diagnose führt. Hier sollen die Probleme und Symptome einer definierten psychischen Erkrankung zugeordnet werden. In Deutschland gibt es seit dem 1. Juli 2020 vier anerkannte Verfahren, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Diese vier anerkannten Verfahren haben sich historisch und wissenschaftlich etabliert. Zahlreiche Studien konnten ihre Wirksamkeit belegen.
Wann wird aus einer Krise eine psychische Erkrankung?
Nicht jede Krise benötigt eine Behandlung. Doch die Grenzen zu einer psychischen Erkrankung sind fließend. Wann eine Therapie ratsam ist, kann nicht immer gleich erkannt werden. Je mehr Ängste, depressive Stimmungsschwankungen oder ein zu viel an Alkohol und Tabletten den Alltag einschränken, desto notwendiger wird eine Behandlung. Findet sie rechtzeitig statt, sind die Chancen auf eine Heilung wie bei vielen körperlichen Erkrankungen besonders hoch.
Schwere psychische Erkrankungen
Im Unterschied zu einer Psychose, die sich in Wahnvorstellungen oder Realitätsverlust ausdrückt, können depressive Stimmungen mit einer Psychotherapie geheilt werden, bzw. Patienten mithilfe einer Psychotherapie besser mit ihrem Gefühlsleben umgehen. Bei psychotischen Störungen wie zum Beispiel einer Schizophrenie, liegt die Ursache oftmals im komplexen Zusammenspiel verschiedener Botenstoffe im Gehirn. Eine Psychose wird meist mit Psychopharmaka behandelt und benötigt eine psychiatrische Therapie, die je nach Ausprägung dann stationär erfolgen sollte.