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EU-Batterieverordnung Darum sollen mehr Batterien recycelt werden

Europaweit werden viel zu wenig Akkus und Batterien recycelt, obwohl sie wertvolle Rohstoffe enthalten. Die EU hat eine neue Batterieverordnung verabschiedet, die das ändern will. Der Katalog der Maßnahmen ist groß.

Stand: 27.07.2023

Batterierecycling: EU plant ehrgeizige Vorgaben für Hersteller

Batterien und Akkus: Ohne die kleinen Stromquellen wären wir aufgeschmissen. Das geht schon morgens los mit Wecker, Zahnbürste und Rasierer, und weiter mit dem Handy und dem E-Bike oder E-Auto. Aber was passiert mit den Batterien eigentlich, wenn sie ausgedient haben?

Batterien sachgemäß entsorgen

Das sogenannte Batterie-Gesetz setzt die europäische Batterierichtlinie in deutsches Recht um. Es trat 2009 in Kraft und wurde 2021 aktualisiert. Es schreibt vor, dass ausgediente Batterien und Akkus separat gesammelt und zurückgegeben werden sollen. In der Praxis klappt das aber nicht immer. Europaweit werden viel zu wenig Batterien gesammelt und recycelt. Viele Gerätebatterien landen einfach im Hausmüll. 2022 wurden 52 Prozent eingesammelt, nur 2 Prozent mehr als die gesetzliche Sammelquote von 50 Prozent vorschreibt. Das zeigen die neusten Zahlen des Umweltbundesamts. Bei Lithium-Ionen-Akkus sind es sogar nur 39 Prozent.

Dazu sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH): "Noch immer wird nur etwa die Hälfte der Gerätebatterien in Deutschland ordnungsgemäß gesammelt. Das verschwendet nicht nur Ressourcen, sondern verursacht auch massive Umweltprobleme. Fehlentsorgungen im Hausmüll oder Gelben Sack führen regelmäßig zu Bränden in Entsorgungsanlagen. In der Umwelt können sie giftige Stoffe wie Blei, Cadmium oder Quecksilber freisetzen. Umweltministerin Steffi Lemke muss dringend handeln und das völlig unzureichende Batteriegesetz novellieren. Im Koalitionsvertrag ist ein Anreizsystem für die bessere Rückgabe von Batterien festgeschrieben. Jetzt muss die Bundesregierung endlich liefern."

Die neue EU-Batterieverordnung

Die neue EU-Batterieverordnung, die am 10. Juli 2023 verabschiedet worden ist, erhöht den Druck auf die Bundesregierung, mehr zu tun. Bis auf Slowenien und Bulgarien stimmten alle EU-Mitgliedstaaten für die Annahme der neuen Vorgaben im Batteriebereich. Was noch fehlt ist, dass die Verordnung im Amtsblatt der EU veröffentlicht wird. Danach tritt sie 20 Tage später formell in Kraft - also noch in diesem Jahr. Allerdings müssen die ganzen konkreten Bestimmungen dann noch ausgearbeitet und abgestimmt werden. Das ist eine Sache von Jahren.

Die EU-Batterieverordnung ist sehr umfassend und berücksichtigt alle Typen von Batterien - von der Knopfzelle des Hörgeräts bis zum Akku eines E-Autos. Dabei wird der ganze Lebenszyklus einer Batterie berücksichtigt - von der Produktion bis zum Recycling.

Einige Anforderungen und Vorschriften der Batterieverordnung im Überblick:

  • Hersteller von bestimmten Batterietypen müssen ihr Produkt mit einer Erklärung und Kennzeichnung zum CO2-Fußabdruck auszeichnen.
  • Verbraucher sollen Gerätebatterien problemlos selber austauschen können.
  • Es gibt Mindestanforderungen an die Batterien in punkto Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit.
  • Einige Batterietypen sollen eine Art digitalen Pass in Form eines QR-Codes bekommen.
  • Die Recyclingquoten sollen erhöht werden: Von Gerätebatterien zum Beispiel sollen bis 2027 mindestens 63 Prozent und bis 2030 mindestens 73 Prozent gesammelt werden.
  • Es gibt Vorgaben zu Mindestmengen, die aus den Materialien der alten Batterien zurückgewonnen werden sollen.
  • Darüber hinaus gibt es genaue Vorschriften, welcher Anteil in einer neuen Batterie aus recyceltem Material sein muss. Acht Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung gilt zum Beispiel für Kobalt 16 Prozent, für Blei 85 Prozent und für Lithium 6 Prozent etc. 13 Jahre später gelten neue Richtwerte: für Kobalt 26 Prozent, für Blei 85 Prozent und für Lithium 12 Prozent usw.

Umsetzung der EU-Batterieverordnung

Die EU-Verordnung gibt zwar die Mindeststandards vor, aber die einzelnen EU-Länder setzen sie nach eigenen Maßgaben um. Sie können sie also auch durchaus strenger auslegen. Die Prüfungen dafür laufen im Bundesumweltministerium bereits.

Die Deutsche Umwelthilfe fordert mehr

Der Deutschen Umwelthilfe gehen die Mindeststandards nicht weit genug. Sie fordert zum Beispiel eine Pflicht zur Weiterverwendung von Antriebsbatterien - Stichwort "Second Life". Man kann diese zum Beispiel als Speicher etwa für Solaranlagen verwenden. Und sie fordern auch ein Recht auf Reparatur der Geräte und nicht nur den Austausch von Batterien. Auch eine Sammelquote von 100 Prozent für kleinere Batterien - zum Beispiel von Elektrorollern - sollte erreicht werden. Nach Ansicht von Umweltorganisationen insgesamt sollte das ganze Sammelsystem verbessert werden. Mit solchen Maßnahmen könnte Deutschland über die Bestimmungen der EU, so wie sie jetzt vorgesehen sind, hinausgehen. Das zeichnet sich bis jetzt allerdings nicht ab.

Welche Batteriearten gibt es?

Es gibt so viele verschiedene Techniken, wie es Batterien und Akkus gibt. Von Zink-Luft-Batterien, dazu gehören etwa Knopfzellen, über Nickel-Metallhydrid-Akku aus dem Mobilteil des Telefons bis zu Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in E-Autos verbaut werden.

Wertvolle Rohstoffe gewinnen

In Batterien stecken wertvolle Rohstoffe, die bei der Entsorgung oft verlorengehen - zum Beispiel Metalle, die sich gut recyceln lassen, etwa Blei oder Zink, teilweise auch teurere Stoffe wie Nickel oder giftige wie Cadmium.

Ein großer Teil der Batterien wird bereits recycelt. Das Umweltbundesamt geht von 80 bis 85 Prozent aus. Bisher gibt es jedoch keine Vorschriften, welche Anteile recycelt werden sollen. Kupfer, Alu oder Kunststoffe in der Batterie lassen sich relativ leicht recyceln. Aber auch bei den kritischen Rohstoffen wie Kobalt, Lithium oder Nickel könnte man einen großen Teil zurückgewinnen. Technisch möglich ist das, aber es lohnt sich im Moment einfach noch nicht, denn diese Batterien sind relativ jung. E-Fahrzeuge zum Beispiel sind damit noch unterwegs. Der Rücklauf ist noch zu gering.

Kann man Lithium-Ionen-Batterien recyceln?  

Das Sammeln der Batterien ist das eine, der Recyclingprozess das andere, denn dieser ist nicht immer ganz einfach und hängt von der Art des Stromspeichers ab. Lithium-Ionen-Akkus zum Beispiel sind nicht sehr recyclingfreundlich. Sie stecken in Handys und Laptops und treiben E-Bikes, E-Scooter und Elektroautos an.

Probleme beim Recycling von Lithium-Ionen-Akkus

Lithium-Ionen-Akkus sind extrem kompliziert aufgebaut: Alu- und Kupferfolie sind zigfach umeinandergewickelt, jeweils mit einer anderen Paste beschichtet, und das Ganze ist dann auch noch in einem mehrlagigen Gehäuse untergebracht. Zuerst muss der Akku also zerlegt werden, aber: Keine dieser Batterien gleicht der anderen. Deswegen ist Handarbeit gefragt - und die kostet Zeit. Wären die Batterien standardisiert, ließe sich das teilweise automatisieren.

Und das würde sich lohnen: "Heutige Lithium-Ionen-Batterien enthalten zahlreiche wertvolle und zum Teil kritische Materialien, die ein Recycling besonders attraktiv machen. Dazu gehören Kobalt, Nickel, Lithium, Kupfer und Aluminium.(...) Mengenmäßig kleinere Anteile haben Kobalt und Lithium, die aber aufgrund ihrer hohen Preise wertmäßig deutlich ins Gewicht fallen. Gerade der Preis für Lithium und Kobalt hat sich in den vergangenen zwei Jahren enorm erhöht", schreibt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI.

Sendungen über Batterien und Recycling:

  • Batterierecycling - EU plant ehrgeizige Vorgaben für Hersteller: IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 12.06.2023, 18.05 Uhr.
  • Mehr Recycling als Ziel: EU-Parlament stimmt über Batterien ab: BR24, 14.06.2023, 10:25 Uhr.
  • Batterien aus Unterfranken: Frankenschau, Bayerisches Fernsehen, 17.07.2022, 17.45 Uhr.
  • Zweites Leben für E-Auto-Batterien: Gut zu Wissen, Bayerisches Fernsehen, 11.09.2021, 19.00 Uhr.
  • Warum in der EU Batterien nicht recycelt werden: Gut zu Wissen, Bayerisches Fernsehen, 26.01.2019, 19.00 Uhr.

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