Getränkeverpackung Mehrwegflasche oder Einwegflasche - welche ist umweltfreundlicher?
Getränke gibt es in der Mehrwegflasche oder Einwegverpackung zu kaufen. Auf beide gibt es Pfand. Welches Behältnis ist umweltfreundlicher? Das ist im Detail gar nicht so einfach zu beantworten.
Es gibt mehrere Varianten für Getränkeverpackungen in Deutschland: Mehrweg aus Glas oder Kunststoff oder Einweg aus Plastik. Auf alle wird Pfand bezahlt. Alle haben Vor- und Nachteile. Wir haben sie für euch gesammelt.
Mehrwegflaschen aus Glas
Der größte Vorteil der Glasflaschen: Sie können bis zu 50 Mal befüllt werden, haben eine lange Lebensdauer. Ihr größtes Problem: Sie sind verhältnismäßig schwer. Das bedeutet, dass Lkw-Transporte teurer werden und mehr CO2 entsteht.
Mehrwegflaschen aus Plastik
Plastikflaschen, die mehrfach gereinigt und wiederverwendet werden können, sind in der Ökobilanz etwa genauso gut wie die aus Glas. Zwar können sie nur rund 25 Mal wiederbefüllt werden, aber sie sind leichter und das wirkt sich positiv auf die Ökobilanz aus.
Am besten schneiden beide Flaschenarten ab, wenn ihre Transportwege kurz sind.
"Am umweltfreundlichsten fährt man tatsächlich, wenn man sagt, man nimmt Mehrwegflaschen aus der Region."
Sascha Roth, NABU Deutschland
Nicht ganz einfach: Dazu muss man ja wissen, wo sich die jeweilige Quelle oder Abfüllanlage von einem Mineralwasser befindet. Nicht jeder weiß, dass zum Beispiel Gerolstein in der rheinland-pfäzischen Vulkaneifel, Adelholzen in Südbayern und Selterswasser aus dem hessischen Niederselters im Taunus stammt.
Einwegflaschen aus Plastik
Seit dem Jahr 2003 gibt es das Pfand auf ausgewählte Einwegflaschen. Seit Anfang 2022 gilt diese Pfandpflicht für nahezu sämtliche Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff und für sämtliche Getränkedosen. Damit sollte vor allem verhindert werden, dass Getränkeverpackungen einfach irgendwo landen. Darüber, ob und wie gut sie recycelt werden können, sagt das Pfand nichts aus. Weil Einwegflaschen nicht direkt wiederverwendet werden können, muss man sie schreddern und dann weiterverarbeiten. Theoretisch eine gute Idee.
"Weil das technisch ganz gut möglich wäre. Aber es ist tatsächlich so: Rund ein Viertel des Recyclingmaterials wird zu neuen Flaschen. Ein weiteres Viertel geht in die sogenannte Folienproduktion, das sind Schalen oder andere Verpackungen. Ungefähr 20 Prozent gehen in die Textilindustrie, daraus werden also Polyester-Fäden. Aus dem Rest entstehen Banderolen für Paletten und andere Anwendungen."
Sascha Roth, NABU Deutschland
Weiterverwertung von Plastikflaschen: Downcycling statt Recycling
Das Material wird also tatsächlich nochmal benutzt, aber eben nicht für Flaschen. Das kann viele Gründe haben. Zum Beispiel, weil der Kunststoff farbig ist oder der Kleber vom Etikett nicht gut abgeht.
Vollständiges Recycling bei Einwegflaschen ist nur möglich, wenn ein Hersteller seine eigenen Flaschen sortiert einsammelt, schreddert und wieder zu neuen Flaschen verarbeitet. Solche Flaschen können zum Beispiel an Automaten separat gesammelt werden.
Recycletes Material in PET-Flaschen
Man darf sich von Hinweisen auf "recycletes Material" in PET-Flaschen übrigens nicht verwirren lassen. Dass der Kunststoff PET (Polyethylenterephthalat) schon lange auch mit recyceltem Kunststoff, sogenanntem Rezyklat, hergestellt wird, bedeutet nicht, dass auch die Ökobilanz des Plastiks gut ist. Denn bei Getränkeflaschen wird eben nicht zu 100 Prozent recycelter Kunststoff verwendet, sondern nur zu rund einem Viertel. Ab 2025 ist ein Rezyklat-Anteil von 25 Prozent gesetzlich vorgeschrieben. Ab 2030 sollen sämtliche in Verkehr gebrachte Einweg-PET-Flaschen zu mindestens 30 Prozent aus Rezyklat bestehen.
Aber ist es überhaupt sinnvoll, den Anteil an recycletem Material in Einwegflaschen zu erhöhen? Sascha Roth meint, das sei die falsche Frage:
"Beim Recycling handelt es sich ja um die dritte Stufe der Kreislaufwirtschaft. Davor kommt die Vermeidung und die Wiederverwendung. In Deutschland ist es so, dass wir von abnehmenden Mehrweganteilen sprechen. Aktuell sind es um die 43 Prozent."
Sascha Roth, NABU Deutschland
Pfandpflicht führt nicht zu mehr Mehrwegverpackungen
Mit der erstmaligen Einführung der Pfandpflicht Ende der 1990-er Jahre wollte die damalige Bundesregierug die Mehrwegquote, die damals knapp über 70 Prozent lag, erhöhen. Mit dem Pflichtpfand von 25 Cent auf bestimmte Getränkeverpackungen sollten die Verbraucher ermuntert werden, das Mehrweg-System stärker zu nutzen. Doch das Gegenteil trat ein: Die Kunden kauften weiter und zunehmend mehr Einwegflaschen, das Getränkeangebot in Einwegverpackungen stieg und entsprechend sank die Mehrwegquote.
Besonders bei den nichtalkoholischen Getränken dominiert inzwischen die Einwegverpackung. Bei Erfrischungsgetränken lag der Anteil an Mehrwegverpackungen 2020 bei gerade mal 21 Prozent, bei Mineralwasser bei 52,5 Prozent. Spitzenreiter bei der Mehrwegquote war Bier, das zu 79 Prozent in Mehrwegflaschen verkauft wurde.
Umweltschützer fordern Steuer auf Getränkeverpackungen
Angesichts der stagnierenden Mehrwegquote plädieren Umweltschützer schon seit Langem für eine Steuer auf Getränkeverpackungen. Nach Ansicht des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) sollte sich die Höhe der Steuer nach der Klimabelastung der Verpackungsproduktion und der Anzahl ihrer Nutzungen richten.
Am umweltfreundlichsten ist es aber, Verpackungen, so weit es möglich ist, zu vermeiden. Leitungswasser kommt ohne Verpackung frisch aus dem Hahn und besitzt die beste Umweltbilanz, sagt Sascha Roth.