Space Mining und Asteroidenbergbau Wie man aus Asteroiden Rohstoffe gewinnen will
Asteroiden sind große Haufen aus Eis und Dreck im All. Sie enthalten wertvolle Rohstoffe, die Raumfahrt-Missionen in weiter Ferne ermöglichen könnten. Weltraumforscher haben ein Auge auf sie geworfen.
Fangen wir von vorne an: Asteroiden sind große Felsbrocken, die durchs All flitzen. Manchmal geraten sie auf die schiefe Bahn und fallen auf die Erde. Ein solcher Einschlag hat wohl die Dinosaurier ausgelöscht. Soweit bekannt. Weniger bekannt ist, dass Asteroiden wertvolle Rohstoffe enthalten, die längst das Interesse geweckt haben.
Space Mining - Asteroidenbergbau auf der Suche nach Seltenen Erden
Asteroiden enthalten oft Metalle, die bei uns auf der Erde nicht so häufig sind, aber dringend benötigt werden, wie etwa Seltene Erden, die für Smartphones, Flachbildschirme und anderes in immer größeren Mengen benötigt werden. Auch Edelmetalle wie Gold und Titan sind auf manchen Asteroiden zu finden. Daher entwickelt sich langsam ein privatwirtschaftliches Interesse am Asteroidenbergbau.
Asteroiden
In die Praxis umgesetzt ist das noch nicht. Aber Weltraumprojekte wie die Mars Sample Return, bei der Bodenproben von einem Planeten zur Erde gebracht werden sollen, könnten ein erster Schritt sein. Auch Asteroiden-Proben sind schon bei uns angekommen: Die Raumsonde Hayabusa 2 hat vom Asteroiden Ryugu Proben zur Erde gebracht.
"Mit der heutigen Technologie wäre das einfach nicht wirtschaftlich. Sie wissen ja, die Asteroidenmissionen, die jetzt geflogen sind, die haben nur einige Gramm an Material wieder zurückgebracht. Das ist sehr wertvoll für die Wissenschaft, aber für die wirtschaftliche Nutzung natürlich nicht sinnvoll."
Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik, Universität Würzburg
Auch Wasser und Dreck machen Asteroiden interessant
Aber auch für die Raumfahrt selbst sind Asteroiden interessant, denn auf ihnen finden sich auch lebenswichtige Rohstoffe wie Wasser und hilfreiche wie Dreck. Der Anteil von Wasser - das in Form von Wassereis vorkommt - ist bei Asteroiden zwar viel geringer als bei Kometen, dennoch könnte man das Wasser aus den Asteroiden gewinnen. Trennt man es in Wasserstoff und Sauerstoff, kann man es zur Treibstoffproduktion nutzen.
Space Mining - Tankstellen im Weltraum
Interessant ist das sogenannte Space Mining für die Raumfahrt, weil man dann für Raumschiffe eine Art Tankstelle im All hätte und gleichzeitig Wasservorräte. Noch dazu würden diese Wasservorräte schon im All "lagern", was viel billiger ist, als Wasser von der Erde in den Weltraum zu transportieren. Denn es kostet rund 20.000 Dollar, einen Liter Wasser ins Weltall zu befördern.
"Ein Asteroid mit zehn Metern Durchmesser und nur zehn Prozent Wasseranteil ist rund 250 Millionen Dollar wert."
Robert Jedicke, PanStarrs-Sternwarte Hawaii, 2018
Auch der Asteroiden-Dreck ist brauchbar: Als Schutz vor kosmischer Strahlung von Raumschiffen und als Baumaterial auf dem Mars. Wenn man denn dort einmal hinkäme. Bislang ist das nur für unbemannte Sonden möglich.
Asteroiden erhitzen?
Lediglich ein paar klitzekleine Fragen müssten noch geklärt werden, bevor Asteroiden für die Raumfahrt nutzbar gemacht werden können: Wie erhitzt man die Felsbrocken im All? Wenn sich Kondenswasser bildet: Wie fängt man es auf? Wie bringt man schweres Gerät für den Asteroiden-Bergbau ins All? Und wie erkennt man überhaupt geeignete Asteroiden:
"Wir gehen davon aus, dass es mindestens tausend Asteroiden gibt, die fünf bis zehn Meter Durchmesser und die korrekte Gesteinszusammensetzung haben. Sie haben das Wasser, das wir brauchen, und sind von der Erde aus gut zu erreichen. Aber wie finden wir sie? Es gibt insgesamt 100 Millionen Asteroiden - wir wollen die passenden 1.000 finden. Wie? Daran forsche ich."
Robert Jedicke, PanStarrs-Sternwarte Hawaii, 2018
Auf der Suche nach geeigneten Asteroiden für Space Mining
Link-Tipp
Zahllose Teleskope suchen bereits den Weltraum nach geeigneten Steinbrocken ab, bestimmen ihre Flugbahnen und ihre Zusammensetzung. Man müsse vor allem die Suche nach solchen Asteroiden professionalisieren, die sich für Bergbau eignen, und die Software weiterentwickeln, meint der Asteroidenforscher Robert Jedicke.
Rechte für Bergbau im All
Neben praktischen Fragen gibt es auch rechtliche: Der Outer Space Treaty von 1967 regelt zwar, dass das All und die Himmelskörper der Menschheit gehören, also allen. Im Kleingedruckten wird es dann aber schwammig. Wem gehören beispielsweise Bodenschätze, die man auf Himmelskörpern findet? 1967 war das noch keine Thema. Inzwischen ist es eins. Vorreiter bei rechtlichen Regelungen sind die USA und Luxemburg. Als erstes Land in Europa hat Luxemburg 2017 den Abbau von Bodenschätzen im All gesetzlich geregelt und will damit Rechtssicherheit für Firmen schaffen, die Rohstoffe abbauen wollen. In den USA wurde bereits 2015 der SPACE Act verabschiedet, um US-Firmen den Asteroidenbergbau rechtlich zu ermöglichen. International sind solche nationalen Alleingänge allerdings in der Kritik.
Sendungen:
- "Raumfahrt: Was bringt sie uns auf der Erde?": Dreimal besser, BR24, 25.11.2022
- "Rohstoffe aus dem All": odysso, SWR, 22.09.2022
- "Schätze im All - wie Asteroiden wertvolle und seltene Metalle liefern könnten": Fannys Friday DOKU, ARD alpha, 16.02.2021, 11:00 Uhr
- "Wasserspeicher im All - Wie Forscher Asteroiden 'anzapfen' wollen": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 18.05.2018., 18:05 Uhr
- "Bergbau im All - Was sich Luxemburg vom 'Space Mining' erhofft": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 14.07.2017, 18:05 Uhr