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Nördlinger Ries Bayerns Mega-Meteoritenkrater

Vor 15 Millionen Jahren knallte es in Bayern gewaltig: Ein Asteroid aus dem All schlug mit hoher Wucht ein und schuf einen gigantischen Krater: das heutige Nördlinger Ries. Es ist der erste UNESCO-Geopark in Bayern.

Stand: 29.06.2022

Blick ins Nördlinger Ries. Hier schlug vor 15 Millionen Jahren ein großer Asteroid ein und schuf mit großer Wucht einen Einschlagkrater, der heute noch aus der Luft gut erkennbar ist. | Bild: picture alliance / dpa / Stefan Puchner

Vor rund 15 Millionen Jahren raste ein Asteroid mit 1.000 bis 1.500 Metern Durchmesser auf die Erde zu. Als er mit einer Geschwindigkeit von rund 70.000 Kilometern pro Stunde einschlug, drang er vier bis fünf Kilometer tief ein und schuf einen Krater von mehreren hundert Meter Tiefe und 24 Kilometer Durchmesser: das Nördlinger Ries.

Asteroideneinschlag mit extremer Wucht

Das Nördlinger Ries heute

Die Explosion beim Einschlag des Asteroiden vom Nördlinger Ries war gewaltig: 150 Kubikkilometer Gestein wurden durch den Einschlag bewegt. Trümmermassen aus einigen hundert Meter Tiefe wurden herausgeschleudert, teilweise sogar aus dem kristallinen Grundgebirge: Das 600 Meter starke Deckgebirge wurde von dem Meteoriten einfach durchschlagen.

Asteroid in der Hitze verdampft

Vom Einschlag bis zum Krater in einzelnen Phasen: So entstand das Nördlinger Ries.

Beim Einschlag wurden die Gesteinsschichten unter enormen Druck so stark zusammengepresst, dass Temperaturen von etwa 20.000 Grad Celsius entstanden, die den Asteroiden und Bodengestein einfach verdampfen ließen. Eine Glutwolke stieg aus dem Krater empor. Die Druckwelle des Einschlags wirkte sich auch auf das Gestein in der Tiefe aus, wo es sogar zur Bildung von Diamant kam.

Nördlinger Ries - Alles Leben im Umkreis ausgelöscht

Satellitenaufnahme des Nördlinger Ries

Die Wucht des Einschlags schleuderte Material der Erdkruste bis zu 400 Kilometer weit durch die Gegend und löste ein Erdbeben der Stärke 8,5 aus - vergleichbar mit den schwersten Erdbeben, die Menschen je erlebt haben, meint der Geologe Elmar Buchner. In einem Umkreis von hundert Kilometern wurde durch die Druckwelle und die enorme Hitze alles Leben ausgelöscht.

Vom Kraterrand rutscht Gestein in den Krater hinein, der so flacher aber auch größer im Durchmesser wird. Danach bildete sich ein Kratersee, der inzwischen längst wieder verlandet ist.

Karte: Nördlinger Ries

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Karte: Nördlinger Ries

Asteroidenkrater Nördlinger Ries - Bis heute zu sehen

Rieskrater-Modell

Streng genommen spricht man beim Nördlinger Ries nicht von einem Meteoritenkrater. Denn als Meteoriten bezeichnet man das Bruchstück eines Himmelskörpers, das auf dem Erdboden ankommt - und dort bleibt. Weil aber der Asteroid beim Einschlag vollständig verdampfte, ist das Nördlinger Ries ein Asteroidenkrater.

Die Stadt Nördlingen im Nördlinger Ries

Heute liegt die Stadt Nördlingen genau im Krater. Das gesamte Ries liegt etwa 150 Meter tiefer als die Umgebung. Der das Ries umgebende Wall besteht aus ehemaligem Auswurf. Suevit, das Gestein aus der Glutwolke der Explosion, lagerte sich bis zu dreißig Kilometer im Umkreis um den Krater ab und schuf für Nördlingen ein einzigartiges Baumaterial.

Kleinerer Meteorit schlug das Steinheimer Becken

Zwei Meteoritenkrater auf einen Schlag? Das Steinheimer Becken und das Nördlinger Ries könnten zeitgleich entstanden sein.

Bei diesem sogenannten Ries-Ereignis entstanden vermutlich gleich zwei Meteoritenkrater, denn der große Asteroid, dessen Einschlag den Rieskrater schuf, hatte einen viel kleineren Begleiter mit etwa 150 Metern Durchmesser, der rund 40 Kilometer entfernt einschlug und das viel kleinere Steinheimer Becken mit einem Durchmesser von vier Kilometern schuf. Allerdings gibt es auch Zweifel an dieser These, da das Alter des Steinheimer Beckens bislang nicht genau erforscht werden konnte.

Auch für die NASA interessant

Erst ins Ries, dann zum Mond: Die NASA im Nördlinger Ries

Erst 1960 konnten Forscher nachweisen, dass das Nördlinger Ries wirklich durch einen Meteoriten entstanden ist. Jahre darauf wurde der Krater zur weltweiten Sensation: Die Apollo-Missionen der NASA machten hier vor der Mondlandung ihre ersten Kratererfahrungen.

Nördlinger Ries wird nationaler und UNESCO-Geopark

Im April 2022 entschied die UNESCO-Vollversammlung in Paris, dass das Nördlinger Ries fortan zu den UNESCO-Geoparks zählt. Damit ist der Rieskrater der erste UNESCO-Geopark Bayerns und der achte in Deutschland. Seit 2015 gibt es überhaupt UNESCO-Geoparks. Als Unesco-Geopark verpflichtet sich der Geopark Ries, die geologischen Besonderheiten zu erhalten und zu schützen. 

Infos zum Geopark Ries

Aber das ist für den Geopark schon seit vielen Jahren oberstes Motto, denn ein Nationaler Geopark ist das Nördlinger Ries schon seit 2007, der erste Bayerns. Das Prädikat "Nationaler Geopark" dient dem Schutz von Landschaften, die durch eine einzigartige geologische Entwicklung geprägt sind und wird von der GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung vergeben. Zu den Besonderheiten des Geoparks Nördlinger Ries gehören etwa ein geologischer Wanderweg, der zugleich einen kulturgeschichtlichen Streifzug darstellt.

Sendungen über das Nördlinger Ries:


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