Beruf und Studium VWL - lernen wie die Weltwirtschaft funktioniert

Von: Christian Wurzer

Stand: 04.03.2025

Du willst wissen, wie die Weltwirtschaft funktioniert und warum Preise steigen oder fallen? Ein Studium der Volkswirtschaftslehre öffnet dir die Tür zu spannenden Karrierewegen. Mit VWL erlernst du die Grundlagen von Angebot und Nachfrage, du kannst Märkte analysieren und verstehst die Zusammenhänge der Wirtschaftspolitik. Infos zu Inhalten des VWL-Studiums, zu den Voraussetzungen und Berufsperspektiven gibt es hier.

Daniel Dietrich, Bachelorstudent für Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin; Julius Schumann hat Volkswirtschaftslehre studiert und ist Trainee bei der Hessischen Landebank (HELABA) in Frankfurt im Bereich Capital Markets and Treasury. | Bild: BR/ abobe stock / Anjali /Max Hirschfeld

Inhalte: Was ist der Unterschied zwischen VWL und BWL?

Die Volkswirtschaftslehre (VWL) ist der Zweig der Wirtschaftswissenschaften, der sich mit der Analyse, Beurteilung und Gestaltung gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge befasst. Volkswirte und Volkswirtinnen bzw. Ökonomen und Ökonominnen haben Volkswirtschaftslehre studiert.

Die Betriebswirtschaftslehre (BWL) dagegen beschäftigt sich mit Aspekten des unternehmerischen Handelns. Wie sind Produktion, Investition, Finanzierung, Forschung und Entwicklung, Verwaltung, Organisation und Marketing? Die Betriebswirte und Betriebswirtinnen haben Firmenziele eines Unternehmens im Blick und haben diese so abzustimmen, dass das Unternehmen gewinnbringend wirtschaften und Wachstum erreichen kann.

VWL: Worum geht es in der Volkswirtschaftslehre?

Man unterscheidet in der Volkswirtschaftslehre die allgemeine und die spezielle Volkswirtschaftslehre. Im Zentrum der allgemeinen Volkswirtschaftslehre steht die Wirtschaftstheorie. Sie befasst sich einerseits mit der Mikroökonomie.

Die Mikroökonomie analysiert zum Beispiel das wirtschaftliche Verhalten von privaten Haushalten, etwa, wie das Einkommen zur persönlichen Lebensgestaltung eingesetzt wird. Sie analysiert aber auch das Wirtschaften von Unternehmen. Zum Beispiel: Was passiert mit erwirtschafteten Gewinnen? Werden sie abgeschöpft oder reinvestiert und wenn ja, wozu?

Die Makroökonomie analysiert das wirtschaftliche Verhalten ganzer Wirtschaftssektoren und gibt zum Beispiel aus der Konjunkturlage oder dem Wachstum in einem Staat wirtschaftliche Prognosen und berät auf diese Weise große Konzerne, die Politik, Regierungen. Sie untersucht dabei gesamtwirtschaftliche Größen wie z. B. das Sozialprodukt, das Volkseinkommen oder die Beschäftigung.

Die spezielle Volkswirtschaftslehre umfasst im Kern die Theorie der Wirtschaftspolitik und die Möglichkeiten der staatlichen Beeinflussung des Wirtschaftsgeschehens.

Finanzwissenschaft, Statistik, Wirtschaftsgeschichte und die Wirtschaftsgeografie stehen in enger Verbindung zur Volkswirtschaftslehre.

Für ihre Analysen ist wichtig, dass sie alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Sektoren einer Gesellschaft im Blick haben und dabei den einzelnen Menschen und dessen Wohlergehen nicht aus dem Auge verlieren.

Einblicke ins Studium: Daniel studiert VWL an der Freien Universität Berlin

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Daniel Dietrich, Bachelorstudent für Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin; Julius Schumann hat Volkswirtschaftslehre studiert und ist Trainee bei der Hessischen Landebank (HELABA) in Frankfurt im Bereich Capital Markets and Treasury. | Bild: BR/ abobe stock / Anjali /Max Hirschfeld

VWL studieren: Zum Wirtschaftsexperten werden?! | alpha Uni

Was sind deine Erfahrungen? 3 Fragen an Daniel zum VWL-Studium

Daniel Dietrich, Bachelorstudent für Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin;  | Bild: Max Hirschfeld

Was war dein schönster Moment im Studium?

Ich glaube, das ist ganz, ganz trivial. Man muss bei uns im VWL-Studium kein Seminar belegen, um diesen Bachelor zu erreichen. Und demnach machen Seminare nur Leute, die sich auch tatsächlich für das Thema interessieren und das sind dann mitunter vielleicht eher weniger Leute. Das ist aber auch der Riesenvorteil an diesem Seminar, dass ich jetzt belege. Wir sind zu viert, plus der Professor. Wir haben so Mittwochnachmittag drei Stunden Zeit, um wirklich intensiv über ein Thema zu sprechen. Wir können auch abschweifen und über ganz andere Themen sprechen, natürlich auch wirtschaftliche oder wirtschaftspolitische Themen. Wir kommen aber alle zu Wort. Wir haben alle die Möglichkeit, uns einzubringen. Und es ist auch ein Motivator, dass es auffällt, wenn man fehlt. Und das ist ganz schön so eine familiäre oder intime Atmosphäre zu haben.

Was war die größte Herausforderung im Studium?

Die größte Herausforderung im Studium ist anzuerkennen, dass die VWL eine Disziplin ist, die sehr breit aufgestellt ist. Also es gibt klassische Bereiche wie Makroökonomie und Mikroökonomie. Es gibt aber auch den betriebswirtschaftlichen Bereich, also den BWL-Bereich. Und es gibt den juristischen Bereich. Wenn ich eine statistische Problemlösung suche, dann muss ich ganz anders rangehen, als wenn ich eine juristische Problemlösung suche. Und das anzuerkennen und zu jonglieren zwischen diesen verschiedenen Themenbereichen und den vier Vertiefungsbereichen und dann noch den Überblick zu behalten und ein gutes Zeitmanagement zu beherrschen, um zu wissen okay, ich schaffe das alles in der Zeit, in der ich das auch will. Das ist meiner Meinung nach die größte Herausforderung.

Was hättest du gerne vor dem Studium gewusst?

Ich habe nicht damit gerechnet, dass Mathematik so eine große Rolle spielt. Und da das Abi bei mir relativ lange her war und ich in Mathe immer sehr schlecht war, hat mich das ganz schön erschlagen. Am Anfang dachte ich, ich muss dieses Studium wieder abbrechen, weil ich mich eben immer als kein Zahlenmensch gesehen habe.

Daniel Dietrich, Bachelorstudent für Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin

Zulassung: Welche Voraussetzungen musst du für ein VWL-Studium erfüllen?

Für das Studium der Volkswirtschaftslehre an einer Universität musst du die allgemeine Hochschulreife, also ein Abitur oder die fachgebundene Hochschulreife, also ein Fachabitur mit dem Abschluss nach der 13. Klasse und einer Fremdsprache vorweisen. Willst du einen Studiengang der Volkswirtschaftslehre an einer Hochschule absolvieren, reicht ein Fachabitur, am besten ein Fachabitur von einer Fachoberschule für Wirtschaft, einer Wirtschafts-FOS.

Grundsätzlich haben viele Universitäten ein Auswahlverfahren vorangestellt, dass du erfolgreich durchlaufen musst. Die jeweiligen Bedingungen für die Teilnahme kannst du der Universität oder auch Hochschule entnehmen, an der du studieren willst. Sie sind nicht überall identisch.

Grundsätzlich kann man sich auch mit einer abgeschlossenen einschlägigen Berufsausbildung, etwa einer Banklehre, für das Studium der Volkswirtschaftslehre bewerben, muss aber, wie alle anderen, auch das Auswahlverfahren durchlaufen und darüber für das Studium zugelassen werden.

In jedem Fall unabdingbar sind gute Englischkenntnisse. An Universitäten findet der überwiegende Teil der Lehrveranstaltungen in Englisch statt. Auch schriftliche Arbeiten werden so verfasst.

Und es ist hilfreich eine Affinität zu Mathematik zu haben.

Numerus Clausus: Welchen Schnitt brauchst du für ein VWL-Studium?

Das Fach Volkswirtschaftslehre VWL ist nur dann an einzelnen Universitäten und Hochschulen mit einem Numerus Clausus (NC) belegt, wenn die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber die Anzahl der vorhandenen Studienplätze übersteigt. Ab da ist ein wichtiges Kriterium deine Abiturnote.

Uni-Ranking: Welche Uni ist die beste für VWL?

Glaubt man dem Business-Insider und der WirtschaftsWoche, so ist die beste Adresse für das Studium der Volkswirtschaft die Ludwig-Maximilians-Universität München. Auf sie folgt die Freie Universität Berlin. Die Humboldt-Universität Berlin ist im Bunde die Dritte und hat sich in den letzten Jahren aufgemacht, der Freien Universität Berlin ernsthaft Konkurrenz zu machen. Der Business-Insider, wie auch die WirtschaftsWoche, geben als Gründe für ihr Ranking Personalentscheider an, von denen es viele gerne sehen, wenn Bewerber und Bewerberinnen Abschlüsse von diesen Universitäten vorweisen können:

  • LMU München
  • FU Berlin
  • HU Berlin
  • Universität Frankfurt
  • Universität Köln
  • Universität Hamburg
  • Universität Düsseldorf

Folgt man dem CHE-Ranking, dem Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung, so sieht dieses Ranking andere Universitäten ganz vorne. Dieses Ranking orientiert sich an der allgemeinen Studiensituation, der Unterstützung am Studienanfang, den Abschlüssen in angemessener Zeit und den Forschungsgeldern, die pro Wissenschaftler zu Verfügung stehen. Hier ergibt sich ein anderes Bild. Ganz oben steht hier die Uni Mannheim:

  • Uni Mannheim
  • Uni Bonn
  • Uni Düsseldorf
  • Uni Göttingen
  • Uni Heidelberg
  • Uni Marburg
  • Uni Münster
  • Uni Tübingen
  • Uni Augsburg
  • Uni Bamberg

Studiendauer: Wie lange dauert das VWL-Studium?

Ein Bachelorstudium der Volkswirtschaftslehre dauert in der Regel sechs Semester. Wenn die Regelstudienzeit länger veranschlagt ist, wie zum Beispiel an der OTH Regensburg mit acht Semester, dann sind Praxissemester fest in den Studiengang integriert. Mit erfolgreichem Abschluss verleihen die Universitäten und Hochschulen den akademischen Titel Bachelor of Science (B.Sc).

Ein Masterstudiengang dauert in der Regel weitere vier Semester. Mit erfolgreichem Abschluss verleihen die Universitäten und Hochschulen den akademischen Titel Master of Science (M.Sc). 

Studieninhalte: Welche Fächer gehören zum Studiengang Volkswirtschaftslehre?

Volkswirtschaftslehre umfasst einen Fächerkanon, der von Mathematik, über rechtliche Aspekte bis hin zur Wirtschaftspolitik reicht. Viele der Fächer werden standardmäßig in Englisch unterrichtet:

  • Microeconomics
  • Macroeconomics
  • Advanced Microeconomics
  • Advanced Macroeconomics
  • Statistik
  • Wissenschaftskommunikation
  • Taxation and the Welfare State
  • Mathematical Methods in Economics
  • Public Policy and Resource Allocation
  • Introduction to Econometrics
  • Intermediate Econometrics
  • Advanced Econometrics
  • Methods Training
  • Exploring Advanced Topics in Economics
  • Advanced Economics Analysis: Theory and Empirics

Dazu musst du Wahlmodule belegen. Im letzten Semester schreibst du deine Bachelorarbeit.

Skills: Welche Eigenschaften brauchst du für ein VWL-Studium?

Für das Studium der Volkswirtschaft, aber auch später als Volkswirt, Volkswirtin brauchst du vor allem analytisches Denken.

  • Mathematik
  • Analytisches Denken, strategisches Denken
  • Fähigkeit komplexe Zusammenhänge zu erkennen, zu verstehen und zu analysieren
  • Affinität für den Umgang mit großen Datenmengen, Stichwort: Big Data
  • Fähigkeit aus komplexen Datenlagen die richtigen Schlüsse zu ziehen; im Beruf erwartet man von Dir Handlungsempfehlungen
  • Interesse für einzel- und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge: Wie können zum Beispiel ganze Branchen, Konjunkturzyklen und Konsumentenentscheidungen gestaltet und reguliert werden?
  • Komplexes verständlich aufbereiten
  • Englisch ist über weite Strecken die Fachsprache, im Umgang mit internationalen Partnern sowieso.

Berufseinstieg: Welche Jobs und Arbeitsgebiete gibt es nach dem VWL-Studium?

Volkswirte, und Volkswirtinnen arbeiten oft in volkswirtschaftlichen Fachabteilungen oben genannter Institutionen. Sie nutzen dabei ihre Skills als Analysten, Data Scientists, Consultants oder Projektmanager. Die beruflichen Perspektiven erstrecken sich in recht unterschiedliche Branche:

  • Nationale und internationale Banken
  • Versicherungen
  • Industrie- und Technologieunternehmen
  • Unternehmensberatungen
  • Start-Ups
  • Internationale Organisationen, wie EU, UN
  • NGOs
  • Institutionen und wissenschaftliche Dienste von Regierungen, Parlamenten und Ministerien
  • Wissenschaft und Lehre an Universitäten und Hochschulen
  • Einschlägige Stiftungen und Forschungsinstitute
  • Politikberatung

Klug ist es, wenn du deinen Berufseinstieg schon während des Studiums planst, um dann auch mit Perspektive in den Beruf zu starten. Firmenkontaktmessen an den Universitäten und Hochschulen helfen, Praktikumsstellen und Traineestellen zu finden. Oft bieten die Hochschulen und Universitäten auch Förderprogramme an, um ihre Alumni gut in das Berufsleben entlassen zu können. Und sicher lässt sich auch das ein oder andere Projekt schon während des Studiums an spätere mögliche Arbeitgeber knüpfen oder am besten sogar die Abschlussarbeit.

Grundsätzlich gilt: Mit einem Masterabschluss steigen deine Chancen, einerseits für einen guten Berufseinstieg, aber auch die Möglichkeiten in einem Unternehmen in verantwortungsvollere Positionen aufzusteigen.

Der erste Schritt in den Beruf ist, auch mit einem Masterabschluss, meist die Einstellung zunächst als Trainee, um so das Unternehmen kennenzulernen. Danach gelangst du auf die Position, auf die du dich beworben hast.

Gehalt: Wie viel verdienst du mit VWL?

Das Gehalt von Volkswirten und Volkswirtinnen liegt im Schnitt bei 6521 Euro brutto im Monat. Einstiegsgehälter bewegen sich bei 5089 Euro brutto im Monat. Spitzengehälter mit 7100 Euro brutto und mehr sind möglich und abhängig von Deinem Verhandlungsgeschick.

Quelle: Gehaltsrechner Bundesagentur für Arbeit (Stand März 2025)

Mit mehr Berufserfahrung hast du größere Chancen auf ein höheres Gehalt, größere Unternehmen haben mehr Spielraum in der Gehaltsgestaltung.