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ars poetica Monika Maron – Ein Stilporträt

Monika Maron begann als unbotmäßige Chronistin des DDR-Alltags und avancierte nach der Wende zur literarischen Erforscherin gesamtdeutscher Lebenssituationen. Dazu schickt sie ihre oft unangepassten und widersprüchlichen Romanfiguren auf die Suche nach zeitgenössischen Daseinsmöglichkeiten.

Von: Simon Demmelhuber & Volker Eklkofer, ein Film von Roland Schenke

Stand: 14.09.2012

Monika Maron bei sich zu Hause | Bild: BR

"Monika Maron – ein Stilporträt"

Mit bislang sieben Romanen, fünf Essaybänden, Erzählungen und zahllosen Artikeln zählt Monika Maron zu den bedeutendsten deutschen Gegenwartsautoren. Von 1951 bis 1988 lebte die 1941 geborene Schriftstellerin in der DDR. Vor allem in ihren frühen Romanen, die in Ostdeutschland nicht erscheinen durften, arbeitet sie ihre eigenen Erfahrungen im totalitären Überwachungsstaat auf sehr kritische, stets eigenwillige und literarisch anspruchsvolle Weise auf. Auch nach der Wende behält sie die ostdeutsche und deutsch-deutsche Entwicklung im Blick, wobei sie sich stets entschieden gegen den verbreiteten Hang zur DDR-Nostalgie verwehrt.

Chronistin deutscher Daseinsmöglichkeiten

In ihren letzten Büchern entfernt sich Maron zunehmend von einer Darstellung der DDR-Vergangenheit und widmet sich der literarischen Erkundung individueller Lebenssituationen und Lebenskonstellation. Ihre Protagonistinnen, deren Lebensfäden sie teils über mehrere Bücher weiterspinnt, erweisen sich dabei wie eh und je als störrische, eigensinnige, unangepasste und widersprüchliche Sucher nach Überlebens- und Daseinsmöglichkeiten. Ob in "Flugasche" (1981), "Die Überläuferin" (1986), "Stille Zeile sechs" (1991), "Animal triste" (1996), "Endmoränen" (2003) oder "Ach Glück" (2007), stets werden die Heldinnen wegen ihrer Haltung ausgegrenzt oder grenzen sich selbst aus. Sie gehorchen nicht, rechnen ab und haben unbotmäßige Träume. Sie neigen zur Radikalität auch wenn sie manchmal Anlauf brauchen, um aus einer Lebenssituation, die unbefriedigend ist, herauszukommen.

Eine streitbare Intellektuelle

Über ihre literarische Arbeit hinaus äußert sich Monika Maron immer wieder in oftmals polemisch zugespitzten Artikeln zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Gegenwartsfragen. Für heftige öffentliche Debatten sorgte etwa zuletzt ihre Forderung, dass dem Islam eine Zugehörigkeit zu Deutschland nur bescheinigt werden könne, wenn gleichzeitig nötige Reformen benannt würden und sicher gestellt sei, dass der Islam kein Fremdkörper in einem säkularen Staat bliebe.

Informationen zur Sendereihe

Die Reihe ars poetica ist eine Kooperation zwischen ARD-alpha und der Universität Regensburg. Jede Folge ist einem bedeutenden Autor oder einer Autorin der deutschen Gegenwartsliteratur gewidmet, die sich in ihrem privaten Umfeld beim Schreiben über die Schulter schauen lassen.

Im Zentrum der jeweils halbstündigen Annäherungen mit Kamera und Mikrofon stehen neben biografischen Elementen und einer knappen Werküberblick vor allem die stilistischen Eigenheiten und narrativen Strategien des portraitierten Schriftstellers. Interviews, ausgewählte Textpassagen und exemplarische Interpretationen skizzieren die Arbeitsweise des Autors. Dabei versuchen die Beiträge stets, auf wesentliche Fragen der literarischen Produktion zu antworten:

Wie ist der Schreibprozess organisiert, wodurch wird er angestoßen, was fördert, was hemmt ihn?

  • Wie wichtig ist der erste Satz eines Romans?
  • Was tun bei Schreibblockaden?
  • Wie sind Leben und Werk, wie sind Dichtung und Realität verzahnt?
  • Was macht den individuellen Schreibstil aus, wodurch und warum entsteht der unverwechselbare Ton eines Autors?

So führt die Sendereihe letztlich nicht nur an das Werk und die Persönlichkeit eines einzelnen Schriftstellers heran. Sie eignet sich darüber hinaus als Annäherung an das, was Literatur, was die ars poetica eigentlich ist: Die künstlerische Auseinandersetzung mit Sprache und den immer wieder veränderten, immer wieder neu definierten und neu gewagten Möglichkeiten des Erzählens.


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