Blut und Blutspenden Das solltet ihr über Blutkörperchen, Blutgruppen und Sepsis wissen
Männer haben etwa einen Liter mehr davon als Frauen: Blut. Schon wenn wir ein Drittel unseres Blutes verlieren, ist das für uns lebensbedrohlich. Mehr über Aufgaben und Besonderheiten der lebenswichtigen Flüssigkeit.
Fünf bis sechs, manchmal sogar sieben Liter Blut haben wir in unserem Körper - je nach Gewicht und Körpergröße. Jede Minute fließt es komplett einmal durch unseren Körper. Mehr als 7.000 Liter Blut muss unser Herz so tagtäglich durch unseren Körper schleusen. Der Lebenssaft ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Bis heute ist es Wissenschaftlern nicht gelungen, dafür einen künstlichen Ersatz zu entwickeln, der sich zur Transfusion eignet.
Video: Welche Aufgaben das Blut in unserem Körper erfüllt
Grafik: Daraus besteht Blut
Kurz erklärt: Blutflüssigkeit, Blutkörperchen und Blutplättchen
Rote und weiße Blutkörperchen sind wesentliche Bestandteile unseres Blutes. Im Bild: Separation von weißen und roten Blutkörperchen.
Unser Blut besteht aus zwei Hauptbestandteilen: der Blutflüssigkeit (dem Blutplasma) und den verschiedenen Blutzellen. Zu den Blutzellen zählen die roten Blutkörperchen, die sogenannten Erythrozyten, die weißen Blutkörperchen, auch Leukozyten genannt, sowie die Blutplättchen, die sogenannten Thrombozyten. Die Mehrzahl der Blutzellen werden im Knochenmark gebildet.
Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sind die Lieferdienste: Sie transportieren den Sauerstoff von der Lunge zu den Körperzellen und das Kohlendioxid zurück zur Lunge. Sie enthalten den Farbstoff Hämoglobin, der das Blut rot färbt - ein Protein, das den Sauerstoff in der Lunge bindet und in alle Teile des Körpers transportiert, so zum Beispiel zu den Muskeln und inneren Organen. Die Lebensdauer der roten Blutkörperchen beträgt 100 bis 120 Tage. Deshalb muss der Körper diese Blutzellen ständig neu bilden.
Unter anderem wichtig für den Transport von Nährstoffen und zur Infektionsabwehr: das Blutplasma.
Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gehören zum Immunsystem und haben dort spezielle Aufgaben bei der Abwehr von Infektionskrankheiten, die von Viren, Bakterien oder Parasiten übertragen werden. Die Leukozyten spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung schädlicher Substanzen. Je nach Art beträgt ihre Lebensdauer Tage bis hin zu vielen Jahren.
Die Blutplättchen (Thrombozyten) sind für die Blutstillung lebenswichtig, weil sie bei einer Verletzung eines Blutgefäßes durch Zusammenlagerung einen Pfropf bilden, der die Blutung stoppt. Ihre Lebensdauer beträgt fünf bis elf Tage.
Das Blutplasma, die Blutflüssigkeit, besteht zu etwa neunzig Prozent aus Wasser. Die restlichen zehn Prozent enthalten Nährstoffe sowie Faktoren für die Blutgerinnung und die Infektionsabwehr. Mit dem Blutplasma werden Nährstoffe und Hormone im Körper verteilt sowie die "Abfallprodukte" wie Kohlendioxid zu den Ausscheidungsorganen transportiert. Das Blutplasma wird vom Körper nach einer Plasma-Spende innerhalb von höchstens zwei Tagen nachgebildet.
Blutgruppen und Rhesusfaktoren: Nicht jedes Blut passt zueinander
AB+ oder B- oder 0+ - kennt ihr eure Blutgruppe und euren Rhesusfaktor? Nein? Dabei ist das lebenswichtig, wenn ihr eine Blutspende braucht. Denn die roten Blutkörperchen unterscheiden sich von Mensch zu Mensch und können dazu führen, dass euer Blut fremdes Blut bekämpft.
Vier Haupt-Blutgruppen werden unterschieden: AB, A, B und 0. Dabei beschreibt der Buchstabe Eiweiße auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen, sogenannte Antigene. Die bilden Antikörper gegen die jeweils gegensätzliche Blutgruppe: Das Antigen A der Blutgruppe A bildet Antikörper gegen die Blutgruppe B (Anti-B) und umgekehrt: Blutgruppe B wehrt sich gegen Blutgruppe A durch ein Anti-A. Blutgruppe AB bildet gar keine Antikörper und Blutgruppe 0 hat gar keine Antigene, bildet aber Antikörper sowohl gegen A als auch B.
Nicht jedes Blut passt zueinander: Spenderblut der Blutgruppe AB+ wird zum Beispiel nur von Menschen mit genau dieser Blutgruppe vertragen.
Zur Blutgruppe kommt noch der Rhesusfaktor: positiv oder negativ. Damit wird bezeichnet, ob ein ganz bestimmtes Protein auf der Zellmembran der roten Blutkörperchen vorkommt oder nicht. Rhesus-negatives Blut kann Antikörper gegen Rhesus-positives entwickeln. Das spielt vor allem bei Schwangerschaften eine Rolle, wenn die Rhesusfaktoren von Mutter und Kind nicht übereinstimmen. Rhesusnegative können auch bei Blutspenden nur rhesusnegatives Blut vertragen.
Im Notfall werden Blutgruppe und Rhesusfaktor vor einer Bluttransfusion immer getestet - wenn nötig. Doch es kann wertvolle Zeit sparen, wenn eure Blutgruppe und der Rhesusfaktor bekannt sind.
Video: Seltene Blutgruppen sind heiß begehrt
Blutkreislauf: Wie unser Herz Blut durch den Körper pumpt
Modell unseres Blutkreislaufs mit Arterien (rot), Venen (blau) und den kleineren Gefäßen, den Kapillaren.
Bei jedem Herzschlag pumpt unser Herz Blut durch den Körper. Mit etwa vier Kilometer pro Stunde fließt es durch Arterien, Venen und Kapillaren, je nach deren Durchmesser.
Blutgefäße, die vom Herzen weg in den Körper führen, heißen Arterien. Sie haben dicke, elastische muskulöse Wände und können so dem Druck standhalten, der beim Ausstoßen des Blutes durch das Herz entsteht. Dieser Druck kann bei dicht unter der Haut liegenden Arterien am Handgelenk oder am Hals als Puls ertastet werden.
Einführung eines Katheters über eine Vene für eine Blutspende.
Zurück zum Herzen fließt das Blut über die Venen. Sie sind deutlich dünnwandiger als die Arterien und haben nur eine dünne Muskelschicht. Die in regelmäßigen Abständen vorhandenen Venenklappen sorgen wie Ventile dafür, dass das Blut in den Venen nur in eine Richtung fließen kann: zurück zum Herzen.
Über die Kapillaren, die kleinsten Blutgefäße, sind die Arterien und Venen miteinander verbunden. Durch ihre Wände wird Blutplasma in das Gewebe gepresst und alle Zellen so mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Auch Abfallstoffe wie das Kohlendioxid werden von den Kapillaren aufgenommen und abtransportiert.
Video: Was ihr über das Blutspenden wissen müsst
Von Anämie bis Sepsis: Erkrankungen des Blutes und die Folgen
Ist das Blut krank, lässt sich das unter anderem an bestimmten Werten einer Blutuntersuchung, dem Blutbild, erkennen. Bei zu wenigen roten Blutkörperchen im Blut zum Beispiel spricht man von einer Blutarmut oder Anämie. Sie kann verschiedene Ursachen haben: Eisen- und Vitaminmangel, Blutverlust, innere Blutungen, chronische Krankheiten wie etwa Nierenschwäche oder chronische Entzündungen und Gendefekte. Auch eine Krebserkrankung kann eine Anämie verursachen. Durch den Mangel an roten Blutkörperchen und damit an dem Blutfarbstoff Hämoglobin, der für den Sauerstofftransport im Körper zuständig ist, kommt es bei einer Anämie immer zu einer Sauerstoffunterversorgung der Organe. Betroffene können heute aber meist mit Medikamenten behandelt werden. In schweren Fällen ist eine Bluttransfusion mit der passenden Blutgruppe notwendig. Bei einer Sichelzellanämie, die genetisch verursacht ist und bei der sich die roten Blutkörperchen sichelförmig verformen, ist bei schwerem Verlauf sogar eine Stammzelltransplantation nötig.
Die sogenannte Bluterkrankheit ist hingegen eine genetisch bedingte Erkrankung, bei der die Blutgerinnung gestört ist. Bei der Hämophilie, wie die Bluterkrankheit auch genannt wird, gerinnt das Blut aus Wunden nicht oder nur sehr langsam. Ursache dafür ist, dass der Körper bestimmte Blut-Gerinnungsfaktoren nicht oder nicht in ausreichendem Maße herstellt. Neben der erhöhten Gefahr, bei Verletzungen zu verbluten, kommt es bei Blutern häufig auch spontan zu Blutungen, darunter oft zu schmerzhaften Einblutungen in die Gelenke. Da die Krankheit über das X-Chromosom vererbt wird, sind von der Bluterkrankheit meist Jungen betroffen. Denn Mädchen haben noch ein zweites X-Chromosom, das in der Regel gesund ist. Nur in sehr seltenen Fällen, nämlich dann, wenn der Vater "Bluter" ist und die Mutter Trägerin der Krankheit, kann eine Tochter auf ihren beiden X-Chromosomen das Hämophilie-Gen tragen und so die Krankheit bekommen. Bei Jungen kann die Erkrankung nur über das X-Chromosom der Mutter weitergegeben werden, weil Buben von ihrem Vater nur das gesunde Y-Chromosom erhalten, über das die Bluterkrankheit nicht vererbt wird.
Funktioniert bei Blutern nicht oder nicht so gut: das Verschließen einer Wunde nach einer Verletzung.
Eine weitere gefährliche Erkrankung ist die Sepsis. Bei der laienhaft auch als Blutvergiftung bezeichneten Krankheit gelangen meist Bakterien, seltener Viren oder Pilze in den Blutkreislauf, die Entzündungen auf der Haut oder im Körper verursachen. Weil es gegen die Sepsis keine speziellen Medikamente gibt und Antibiotika auch nur dann helfen, wenn man den Erreger der Entzündung kennt, kann eine Blutvergiftung sehr schnell zum Tod führen - meist durch multiples Organversagen. Ein Problem der Sepsis ist: Aufgrund der anfangs unspezifischen Symptome ist sie schwer zu diagnostizieren. Wie lebensbedrohlich eine Sepsis für Betroffene ist, zeigen Zahlen des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen aus dem Jahr 2022. In Deutschland erkranken demnach mindestens 230.000 Menschen pro Jahr an einer Sepsis. Fast ein Drittel von ihnen, nämlich etwa 85.000, stirbt an den Folgen der Erkrankung. Das macht sie in Deutschland zu einer der häufigsten Todesursachen.
Einen Überblick zu weiteren Blutkrankheiten findet ihr hier.
Video: So gefährlich ist eine Blutvergiftung
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- "Krebs im Blut - Leukämie": Gesundheitsgespräch, Bayern 2, 02.12.2020, 10.05 Uhr
- "Blutvergiftung - warum sie so gefährlich ist": Planet Wissen, ARD alpha, 02.01.2019, 13.30 Uhr