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Landesausstellung 2011 Der Monarch als Besucher-König

Zum 125. Todestag Ludwigs im Jahr 2011 widmete Bayern seinem Pop-Monarchen eine opulente Schau in Schloss Herrenchiemsee. Mehr als 575.000 Besucher gewannen im erstmals zugänglichen Nordflügel des Prachtbaus neue Einsichten in Leben, Sterben und Bauen Ludwigs. Zu sehen: 3D-Modelle nie realisierter Bauprojekte, der Sonnenaufgang der Elekrizität und zweifelhafte Beweisstücke zum rätselhaften Ableben des Königs.

Von: Michael Kubitza

Stand: 31.10.2011 |Bildnachweis

"Im Vergleich zu früheren Landesausstellungen kamen fast doppelt so viele Menschen zu Führungen", freute sich Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte - nur knapp 100.000 weniger als zur erfolgreichsten Historienschau der Bundesrepublik, der "Zeit der Staufer" in Stuttgart 1977. Schließlich konnte man in Herrenchiemsee mit einem märchenhaften Dreiklang aus Märchenschloss, Monarchie und Mordgerüchten aufwarten.

"Alle wollten Beweisstücke sehen", berichtet Loibl. Zu den Schauobjekten gehörte denn auch ein Gewehr, das Ludwig nach Ansicht vieler Königstreuer ins Jenseits befördert haben soll. "Manche Besucher klebten Zettel mit der Aufschrift 'Das ist die Mordwaffe' auf die Vitrine", so Loibl. Tatsächlich ist das vermeintliche Corpus Delicti ein Luftgewehr, mit dem nach Ansicht der Ausstellungsmacher niemand den König hätte erschießen können. Die Wahrheit über das Ableben des Königs konnte also auch die Landesausstellung nicht präsentieren - wohl aber eine Vielzahl neuer Einsichten in sein Leben.

Begegnung mit einem "Überbaumeister"

Darum ging es den Ausstellungsmachern: um den Zwiespalt zwischen historischer Figur und Ludwigsmythos, aber auch um den großen Erzählbogen zwischen 19. Jahrhundert und der Gegenwart. Manchmal genügt dafür eine Familiengeschichte: 1865 erhielt der Erfinder und Unternehmer Max Thomas Edelmann vom Märchenkönig recht spezielle Ausstattungsaufträge für seine Schlösser - "Sonnenauf- und -untergang, Mondschein, Regenbogen, elektrisches Licht, Donner, Blitz, Wind- und Wasserrauschmaschine." Heute ist sein Nachfahre Max Edelmann einer der Förderer, die die Landesausstellung 2011 zu einem multimedialen Erlebnis jenseits bekannter "Vitrinenpräsentationen" gemacht haben.

Der Königskopf als "begehbarer Kleiderschrank"

Gondel über den Alpsee | Bild: Haus der Bayerischen Geschichte

Königliche Vision, in der Landesausstellung zu besichtigen: eine Ballongondel über den Alpsee

Zu den Hauptattraktionen der fünf großen Ausstellungssäle zählten dabei die 3D-Simulationen der ungebauten Träume des Monarchen - Schloss Falkenstein, ein chinesischer Palast vor Alpenpanorama, eine Vogel-Gondel über den Alpsee. Selbst das Gehirn des Königs wurde uns, wie der Nordflügel, erstmals aufgeschlossen: Eine Art Seelenspiegelsaal lud zum Sonntagsspaziergang durch königliche Vorstellungen. Das Wort Traumschloss erhielt auf Herrenchiemsee im Sommer 2011 eine ganz wörtliche Bedeutung.

Ein Königsdrama in fünf Akten

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Postkarte mit Kronprinz Ludwig von Bayern in der Uniform eines bayerischen Generals | Bild: Postkarte/Autotypie, Papier/Farbe, um 1910, 10,5x14,5cm, Füssen. Verlag: Franz Milz, Füssen/Allgäu. Digitalbild: Haus d.Bayerischen Geschichte/Augsburg (Originalobjekt: unbek. Urheber)

Wie Ludwig König wurde

Es ist ein sehr junger Mann, der uns im ersten Saal der Landesausstellung empfängt: Kronprinz Ludwig, eben 18 Jahre alt. Auf dem Weg zum Königsthron probiert er sich in diversen Posen: Gutbürgerlich, in Uniform, fesch frisiert und im Krönungsornat. Einige der Bilder sind zum ersten Mal zu sehen, ebenso des Prinzen Spielsachen und private Aufzeichnungen.







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