Großer Panda erholt sich Erfolgreicher Schutz einer bedrohten Art
Seit Jahrzehnten steht der Große Panda auf der Roten Liste gefährdeter Arten, geradezu als Sinnbild für bedrohte Natur. Doch es gibt Hoffnung: Die Population hat sich in den letzten Jahren erholt, dank strenger Schutzmaßnahmen und moderner Forschung.
Seit 1974 zählt China etwa alle zehn Jahre seine Pandabären, denn schon lange ist klar: Die verehrte und einst weit verbreitete Bärenart ist selten geworden. Wie selten, wurde bei der zweiten "Volkszählung" der Großen Pandas von 1985 bis 1988 schockartig klar: Nur noch gut 1.200 Tiere gab es, in zerstückelten Populationen in einigen wenigen Bergregionen im Südwesten Chinas.
Lebensraum des Großen Panda gefährlich geschrumpft
Nur noch dort findet der "Bambusbär" den passenden Lebensraum: große Laub- und Mischwälder, in deren Unterholz reichlich Bambus wächst, das Hauptnahrungsmittel des Großen Panda. Dem Bambus hatte schon die Erwärmung zum Ende des Pleistozäns (vor über 10.000 Jahren) zugesetzt. Seit dem 20. Jahrhundert verdrängt zusehends der Mensch den Pandabär, indem er durch Bevölkerungswachstum und Industrialisierung den Lebensraum des Pandas dezimiert. Schätzungsweise ein Drittel seiner Wälder verlor China allein in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Schutzprojekte für den Pandabären
Genau an diesem Punkt setzten die chinesischen Panda-Schutzprojekte an: Neben einem Panda-Zuchtprogramm werden seit Beginn der 1990er-Jahre zahlreiche Nationalparks und Reservate eingerichtet, die inzwischen zigtausend Quadratkilometer umfassen. Um die Pandabären unter anderem vor genetischer Verarmung zu schützen, wurde ein großer Nationalpark geplant, der 67 kleinere Schutzgebiete verbindet, mittendrin das große Wolong-Naturreservat. Mit über 27.000 Quadratkilometern Fläche wird der Nationalpark dreimal so groß wie der Yellowstone-Nationalpark. 18 der 33 wildlebenden Panda-Populationen werden sich zukünftig innerhalb des Parks befinden. Ein großer Park wird, so die Hoffnung, auch vorteilhaft sein, was das Management angeht - viele der kleineren Schutzgebiete verfügten bisher weder über ausreichend Personal noch über die nötige Finanzierung.
Mehr Wald, mehr Bambus, mehr Pandas
Die Schutzmaßnahmen hatten offenbar Erfolg: Nach Angaben der internationalen Naturschutzorganisation IUCN hat sich der vom Großen Panda genutzte Lebensraum von 2004 bis 2014 um fast zwölf Prozent vergrößert, dazu sei für den Panda geeigneter, wenn auch noch unbewohnter Lebensraum, um sechs Prozent gewachsen. Entsprechend hat der Bestand an Pandabären in diesem einen Jahrzehnt nach Schätzung der IUCN um ein Fünftel zugelegt: Beim vierten Zensus der Großen Pandas von 2011 bis 2014 wurden 1.864 erwachsene Tiere gezählt, von denen etwa die Hälfte geschlechtsreif ist. Tendenz: weiter wachsend. Der fünfte Panda-Zensus startet voraussichtlich noch in 2022, wird aber wieder einige Jahre in Anspruch nehmen.
Großer Panda "nur" noch gefährdet
Im Jahr 2016 konnte damit der Status des Großen Panda auf der Roten Liste der IUCN erstmals heruntergestuft werden, von "stark gefährdet" auf "gefährdet". China übernahm die Herabstufung der IUCN zunächst nicht. Erst fünf Jahre später, im Sommer 2021, nahm das chinesische Umweltministerium die Pandabären von ihrer Liste der gefährdeten Arten, stufte sie jedoch weiter als schutzbedürftig ein. Auch die IUCN warnt, dass sich der Trend wieder umkehren könnte: Experten fürchten, dass der fortschreitende Klimawandel in den kommenden achtzig Jahren ein Drittel der Bambuswälder vernichten könnte. Und dann wird es schwer für den Panda, denn die Spezialisierung auf Bambus macht diese Bärenart überaus empfindlich.
Geringe Fortpflanzungsraten, langsame Erholung
Dazu dauert es, bis sich die Panda-Population erholt, denn die Tierart pflanzt sich nur langsam fort: Panda-Babys, die bei ihrer Geburt kein halbes Kilogramm wiegen, brauchen anderthalb Jahre lang die besondere Fürsorge ihrer Mutter und werden erst im Alter von rund sechs Jahren selbst geschlechtsreif - jedes Jahr für ein paar wenige Tage.
Panda-Zuchtprogramm in China
Doch auch hier bemüht sich China um Unterstützung des Pandas, mit Zuchtprogrammen in Zoos und der Zuchtstation im Panda-Forschungszentrum in Chengdu in der Provinz Sichuan - der Provinz, in der es auch die größte wildlebende Population Großer Pandas gibt. Aus sechs kranken, halbverhungerten Tieren, die dort in den 1980er-Jahren aufgenommen wurden, ist bis heute nach Angaben des Forschungszentrums eine stabile Zuchtpopulation von über 200 Tieren geworden. Und nicht die Masse macht's: Mithilfe von Datenbanken sind die Forscher inzwischen in der Lage, die Eltern zukünftiger Panda-Generationen professionell auszuwählen, um möglichst gesunden Nachwuchs zu zeugen:
"Solange die Population noch sehr gering war, ging es nicht darum, ob und wie die Tiere miteinander verwandt sind, bevor man sie paart. Damals ging es nur darum, die pure Zahl der Pandas zu erhöhen. Die Priorität hat sich inzwischen verändert: Heute geht’s um die Qualität der Zucht, nicht um die Quantität."
Liu Qunxiu, Panda-Beauftragter des Shanghaier Zoos
Übrigens: Auch jeder Panda, der in einem Tierpark bei uns geboren wird, reist irgendwann in die Heimat seiner Eltern zurück. China verschickt Pandas als Dauerleihgaben an internationale Zoos, unter der Bedingung, dass sämtliche Nachkommen zurück nach China kommen, wo sie ausgewildert werden sollen. Noch sind die Erfahrungen der Auswilderungsstationen gemischt: Nicht jeder in Gefangenschaft geborene Große Panda überlebt die Freiheit. Doch die chinesischen Panda-Experten sind optimistisch.