Tod und Trauer Wie man Trauernden beistehen kann
Trauernde haben in ihrer Situation oft nicht die Kraft, auf andere zuzugehen. Sie brauchen aber die Wärme, Zuneigung und Hilfe anderer dringend. Lasst Trauernde daher nicht alleine.
Wer trauert, lebt im Ausnahmezustand. Er leidet körperlich und seelisch, den Alltag zu organisieren, fällt ihm schwer. Trauernde sind aber gleichzeitig oft nicht in der Lage, um Hilfe zu bitten. Umso wichtiger ist es, dass Außenstehende den Mut haben, auf den Trauernden zuzugehen.
Trauernden beistehen: Oft hilft vorbeischauen mehr, als anrufen
"Hallo, hier bin ich, ich habe einen großen Topf mit Essen mitgebracht." So ein Satz kann einem akut trauernden Menschen Halt geben, erklärt der Psychotherapeut David Althaus. Außenstehenden sollte klar sein, dass es nicht darum geht, den Trauernden zu trösten, das sei gar nicht möglich. Vielmehr ginge es darum, das Gefühl der Ohmacht zusammen mit den Hinterbliebenen auszuhalten.
Wer für Trauernde da ist, begegnet den eigenen Gefühlen
Trauernde zu begleiten heißt auch, sich den eigenen Ängsten zu stellen. Oft fehlen uns die Worte. Es hilft, damit offen umzugehen.
In den ersten Wochen und Monaten werden die Themen, über die der Trauernde sprechen will, sich immer wieder wiederholen, um das Unfassbare kreisen. Die Verzweiflung des Gegenübers ist für uns so schwer zu ertragen, weil wir selbst berührt sind. Wir sind konfrontiert mit unseren Ängsten und Schmerzen, konfrontiert mit dem Wissen um unsere eigene Sterblichkeit - und das erzeugt oft widersprüchliche Gefühle in uns:
"Manchmal spüren wir unsere große Hilflosigkeit, Irritation oder Abwehr angesichts des Geschehens, spüren vielleicht Tränen in uns hochsteigen aus Mitgefühl oder weil Eigenes berührt wird, können keine Worte finden. Das ist nicht immer einfach auszuhalten, und damit gilt es umzugehen und authentisch zu sein."
Petra Hugo, Bildungsreferentin für Trauerbegleitung
So helft ihr Trauernden
Zuhören
Seid für den Trauernden da und hört ihm zu - auch, wenn er immer wieder um die selben Themen kreist. Hört zu - immer wieder. Behelligt den Trauernden nicht mit den eigenen Trauererfahrungen, denn Trauer lässt sich nicht vergleichen, auch unter engen Verwandten nicht. Es gibt keine Worte, die den Verlust leichter machen. Zeigt euer Mitgefühl besser durch eine Umarmung.
Fragen statt Floskeln
Nichts zu sagen, fällt schwer. Deswegen gibt es für solche Situationen Floskeln wie "Mein herzliches Beileid". SIe sind gut gemeint, helfen aber nicht viel. Nicht immer kennt man die verstorbene Person oder kann den Schmerz des Trauernden mitempfinden. Wem es wirklich um das Gegenüber geht, der kann einfache Fragen stellen: Wie geht es dir? Wie gehst du mit der Situation um? Wie war die letzte Zeit, die ihr zusammen verbracht habt?
Geduld
Lasst dem Trauernden Zeit, drängt ihn nicht. Drängt euch selbst auch nicht auf, sondern bietet euch immer wieder an.
Mitgefühl
Bewertet die Trauer nicht. Auch ein Vergleich mit anderen, die es noch härter getroffen hat, ist nicht angebracht. Jeder Mensch trauert anders. Ob er und wann er die Wohnung umgestaltet oder das Türschild austauscht, ist allein Sache des Trauernden. Was gefragt ist, ist euer Mitgefühl.
Haushalt
Bringt selbst gekochte Mahlzeiten mit und bietet Hilfe bei der Haus- und Gartenarbeit an. Erledigt Einkäufe und Besorgungen. Werdet direkt aktiv, statt vage Angebote auszusprechen wie "Melde dich, wenn du etwas brauchst". Der Trauernde ist vielleicht nicht in der Lage, darauf von sich aus zurückzukommen.
Selbsthilfe
Ermutigt den Trauernden, sich Hilfe zu suchen - zum Beispiel in Selbsthilfegruppen oder bei Trauerbegleitern. Bietet an, ihn beim ersten Mal zu begleiten.
Erinnerung
Lasst Gespräche über den Verstorbenen zu, auch wenn sich die Themen wiederholen. Macht auf Positives aufmerksam - aber nicht um jeden Preis. Negative Gedanken und Erinnerungen müssen nicht schöngeredet werden, auch sie sind zulässig.
Brief
Wer sich lange nicht bei einem Trauernden gemeldet hat, kann das durch einen Brief tun: Seid mitfühlend, vermeidet auch hier Klischees und Allgemeinplätze.
Quellen: Andrea Nagl, Mit Würde Abschied nehmen; Verbraucherzentrale-Ratgeber, Ein Lebensende in Würde, Bundesverband Verwaister Eltern, Christine Hubka: Mehr als Beileid: So können wir Trauernde in schweren Zeiten begleiten.
Neuer Trend: Podcasts zu Tod und Trauer
Auch wenn im Alltag wenig darüber gesprochen wird: Das Thema Tod und Trauer scheint immer mehr Menschen zu bewegen. Das zeigt auch die wachsende Anzahl an Podcasts, die sich damit beschäftigen. Trauerbegleiter, Palliativpflegekräfte, Journalisten oder Betroffene schildern darin ihre Erlebnisse oder führen Gespräche rund um Fragen "der letzten Dinge". Hier eine Auswahl beliebter Podcasts:
Selbsthilfegruppen können eine große Unterstützung sein
Menschen zu treffen, die Ähnliches erlebt haben, sich mit ihnen auszutauschen, kann für Trauernde eine große Erleichterung sein. Oft genug fühlen sie sich mit ihrer Trauer alleine gelassen. Als Freund oder Verwandter kann man dem Trauernden anbieten, den Kontakt herzustellen und ihn zum ersten Treffen einer Selbsthilfegruppe zu begleiten.
Hilfe für Trauernde
Nicolaidis YoungWings Stiftung
Die Nicolaidis YoungWings Stiftung aus München bietet telefonische Trauerbegleitung, Beratung in Finanzfragen und Kontakte zu Selbsthilfegruppen an. Es gibt dort auch spezielle Angebote für trauernde Kinder und Jugendliche.
Verwitwet.de
Verwitwet.de ist eine Webseite für Menschen, die jung ihren Ehe- oder Lebenspartner verloren haben. Hier finden sich ein Forum, Chats und der Kontakt zu Selbsthilfegruppen. Regelmäßig gibt es moderierte Chats durch eine ausgebildete Kindertrauerbegleiterin zum Thema "Die Trauer der Kinder".
Trauernetz.de
Trauernetz.de ist ein Angebot der evangelischen Kirche. Es bietet Seelsorge per Chat, Checklisten für die Vorbereitung von Trauerfeier und Bestattung sowie den Kontakt zu Trauerbegleitern.
Singgruppe
Ein offenes Angebot für alle, die trauern, egal wie gut sie singen können.
Trauerbegleitung
Der Katholische Deutsche Frauenbund bildet Trauerbegleiter aus, die in ganz Bayern arbeiten. Informationen zu entsprechenden Trauergruppen und Trauercafes finden Sie hier:
Weitere Infos und Sendungen zum Thema Trauer
- "Bestattungsrituale - Wie gehen wir mit unseren Verstorbenen um?": Planet Wissen, ARD alpha, 15.11.2024, 22.55 Uhr
- "Das Geschäft mit der Trauer - Bestatter unter Druck": alpha-thema: Abschied, ARD alpha, 24.10.2024, 21.45 Uhr
- "alpha-thema Gespräch: Vom Abschied nehmen": alpha-thema: Abschied, ARD alpha, 23.10.2024, 22.35 Uhr
- "Ich lass dich gehen - Wenn die Eltern sterben": alpha-thema: Abschied, ARD alpha, 23.10.2024, 21:50 Uhr
- "Ist gutes Sterben möglich?": alpha-thema: Abschied, ARD alpha, 23.10.2024, 21.00 Uhr
- "Junge Trauer - Wenn man früh einen geliebten Menschen verliert": Die Lösung, PULS, BR, 08.06.2023
- "Trauer: Wo finden Hinterbliebene Unterstützung?": Gesundheit! BR Fernsehen, 25.04.2023, 19.00 Uhr
- "Abschied und Trauer": radioWissen, BAYERN 2, BR, 22.02.2023, 9.05 Uhr
- "Trauer 4.0 - Wie wir heute enden wollen": alpha-thema: Die letzte Reise, ARD alpha, 18.02.2022, 14.15 Uhr
- "Trauer - Wenn die Eltern sterben": Familientreffen, NDR Info, 01.02.2023
- "Wie Trauer sich verändert: Der Verein Verwaiste Eltern und Geschwister wird 30 Jahre alt": Notizbuch, Bayern 2, 28.07.2021, 10.05 Uhr
- "Trauer - Neuer Umgang mit einem altbekannten Gefühl": radioWissen, BR, 28.04.2021
- "Zwischen Trauma und Trauer": STATIONEN, BR Fernsehen, 08.11.2017, 19.00 Uhr