Plutos Entdeckung Purer Zufall und ein Rechenfehler
18. Februar 1930: Nach jahrelanger mühsamer Suche nach einem gigantischen Transneptun-Planeten findet ein junger Astronom Pluto. Seither ist für Pluto noch kein halbes Jahr vergangen. Doch in dieser kurzen Zeit ist Pluto enorm geschrumpft.
Als Pluto entdeckt wurde, gab es noch keine Weltraumteleskope wie Hubble, die bis in ferne Sternsysteme blicken; auch keine Riesenteleskope wie heute. Noch kein Mensch war bis zum Mond gelangt, noch keine Sonde im Sonnensystem unterwegs. Der Bereich der äußeren Planeten war fremd und vor allem: fern.
Kein Wunder also, dass es etwas gedauert hat, bis der Zwergplanet überhaupt entdeckt wurde. Auch der große Neptun, der achte Planet, wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt. Und nur, weil akribisch nach ihm gesucht wurde.
Wer zerrt an Uranus und Neptun?
Der Direktor der Pariser Sternwarte, Urbain Le Verrier, stellte Bahnabweichungen bei Uranus fest. Diese Abweichungen beim siebten Planeten wurden seiner Meinung nach durch einen weiteren äußeren Planeten hervorgerufen. Also suchte man ihn und fand Neptun. Doch in den Bahnen von Neptun und Uranus gab es immer noch Abweichungen. Daher machte man sich auf die Suche nach einem "Transneptun", dem neunten Planeten.
Plutos Entdeckung - ein zufälliger Schnappschuss
Kurz für Pluto
Percival Lowell war einer derjenigen, die über Jahrzehnte nach dem neunten Planeten jagten. Er versuchte, aus den Bahnen von Uranus und Neptun den Aufenthaltsort des Unbekannten zu errechnen. Nach seinem Tod 1916 blieben seine Rechnungen Grundlage der weiteren Forschung. Der junge Astronom Clyde W. Tombaugh fand schließlich Pluto. Über Jahre verglich er Hunderte von Fotoplatten, um ein sich gegen die Fixsterne bewegendes Objekt zu finden. Das gelang ihm am 18. Februar 1930: Auf Bildern, die im Monat zuvor aufgenommen worden waren, fand Tombaugh im Sternbild Zwillinge ein kleines Objekt, das auf einer Aufnahme hier, auf der nächsten dort war.
Benannt wurde Pluto nach dem römischen Gott der Unterwelt. Die Idee dazu hatte die damals elfjährige Venetia Phair. Am 13. März, dem Todestag von Lowell, wurde Pluto der Öffentlichkeit präsentiert, in dessen Namen die Initialen von Percival Lowell verewigt sind. Allerdings befand sich Pluto nur aus purem Zufall ungefähr dort, wo Lowell seine Bahn errechnet hatte.
Der schrumpfende Pluto und "Transpluto"
Bald stellte sich heraus, dass Pluto auf keinen Fall für die Bahnabweichungen von Uranus und Neptun verantwortlich sein kann. Man hatte einen großen Planeten mit rund 50.000 Kilometern Durchmesser erwartet. Mit der Entwicklung immer besserer Teleskope wurde Pluto immer deutlicher zu erkennen, aber auch immer kleiner. Nach zwei Jahrzehnten war sein Durchmesser auf höchstens 10.000 Kilometer geschrumpft. Heute weiß man, dass sein Durchmesser nur rund 2.300 Kilometer beträgt. Er ist viel zu klein, um die Gasgiganten aus ihren Bahnen zu heben. Seither wurde immer wieder über einen zehnten Planeten X spekuliert, einen "Transpluto".
Rechenfehler mit Rest
Doch den gibt es nicht. Denn für die angeblichen Bahnabweichungen von Uranus und Neptun ist nicht eine ominöse fehlende Masse im Sonnensystem verantwortlich, sondern ein Rechenfehler. In den 1980er-Jahren passierte die Sonde Voyager 2 auf ihrem Weg durchs Sonnensystem die beiden Gasgiganten und bestimmte ihre Masse genau. Rechnet man mit diesen Werten nach, bleibt keine Bahnabweichung von Uranus und Neptun mehr übrig. Doch Pluto ist trotzdem noch da, und er blieb nicht allein. Seit den 1990er-Jahren finden Astronomen immer mehr Objekte in der Nähe Plutos, die die Diskussion um den zehnten Planeten erneut anfachten - und Pluto in Bedrängnis brachten.
- "18. Februar 1930: Entdeckung von Pluto": am 18. Februar 2013 um 8.51 Uhr in "Neun vor neun", Bayern 1