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Sachtexte Sprachhandlungen - Was die Autorin/der Autor tut

Von: Prof. Dr. Juliane Köster

Stand: 15.09.2016 |Bildnachweis

Hier beantworten wir folgende Fragen:

  • Was tut der Autor, um seine Absicht zu verwirklichen?
  • Wie kann man Sprachhandlungen erkennen?
  • Welche Wiedergabeformeln muss man kennen und nutzen?

Woran sind Sprachhandlungen zu erkennen? Manchmal sagt der Autor, was er tut. Zum Beispiel: "Als Journalist begrüße ich dieses Gesetz." Der Autor sagt hier, dass er das Gesetz positiv bewertet.
Aber meistens werden die Sprachhandlungen nicht ausdrücklich genannt. Dann muss man sie selbst ermitteln. Zum Beispiel: "Dieses Gesetz sorgt für Aufklärung und Transparenz." Auch hier bewertet der Autor ein Gesetz positiv, jedoch ohne es ausdrücklich zu sagen.

Einige wichtige Sprachhandlungen zeigen wir am Beispiel eines journalistischen Textes: "Identitätsdiebstahl. Die unsichtbare Dritte" (Feature aus der "Süddeutschen Zeitung" vom 21.07.2014). Was tut die Autorin Daniela Kuhr, um ihre Ziele zu erreichen?

"Bei alledem hatte Siebert Glück im Unglück. Immerhin hatte die Frau nicht auch noch seine Kontodaten verwendet. Er kennt sie von früher und könnte Schadensersatz von ihr verlangen für all die Kosten, die ihm bei der Aufklärung der Vorfälle entstanden sind. Doch die Frau hat Privatinsolvenz angemeldet."

Die Autorin bewertet den Fall Siebert. Sie nutzt eine werthaltige Redensart: "Glück im Unglück". "Bei alledem hatte Siebert Glück im Unglück. Immerhin hatte die Frau nicht auch noch seine Kontodaten verwendet."

Was tut die Autorin noch? Sie wechselt vom Zoom in den Weitwinkel, das heißt, sie verallgemeinert den Einzelfall. Sie bezeichnet diese Fallgeschichte als typisch für viele andere:

"Der Fall des Paketzustellers aus Bayern zeigt, was für verheerende Folgen es haben kann, wenn ein Fremder sich der Identität bemächtigt. Er zeigt vor allem aber auch, wie leicht das ist. Da müssen nicht erst Schutzmechanismen versagen, nein, viel schlimmer: Es gibt gar keine. Und das heißt nichts anderes als: Was Peter Siebert passiert ist, kann jedem passieren."

Die Autorin recherchiert und stellt das Ergebnis ihrer Recherche dar:
"Was ihn die ganze Zeit über so sehr wurmte und oft um den Schlaf brachte, war der Gedanke, 'dass ich gar nichts gemacht hatte, völlig unbeteiligt war - und doch auf einmal meine Unschuld beweisen musste'. (...) Wenn man versucht herauszufinden, wer hier versagt hat, wird es schwierig."

Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, dass es schwierig ist herauszufinden, wer in Sieberts Fall versagt hat.

Die Autorin kritisiert das Versagen der Institutionen:
"Tatsache ist, dass es in der gesamten Kette der Beteiligten niemand für nötig hielt, wenigstens einmal zu überprüfen, ob der Mann, an den sie hier dauernd Waren, Rechnungen und Mahnungen senden, auch tatsächlich da wohnt, wo sie ihre Sachen hinschickten."

Sie kritisiert vor allem das Verhalten der Schufa:
"Zumindest aber die Schufa hätte erkennen können, dass die Adressen nicht übereinstimmen."