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Literarische Texte Hoch-, Populär- und Trivialliteratur

Von: Prof. Dr. Volker Frederking

Stand: 07.11.2016 |Bildnachweis

Hier beantworten wir folgende Fragen:

  • Was wird unter Hochliteratur, Populär- bzw. Unterhaltungsliteratur sowie Trivialliteratur verstanden?
  • Welche Probleme sind mit der Unterscheidung verbunden?

Literatur ist nicht gleich Literatur. Unterschieden wird sie oft im Hinblick auf ihre Qualität. Das ist eine Frage der literarischen Wertung (Winko 2003). Doch was unterscheidet "gute" von "schlechter" Literatur? Teilweise immer noch verbreitet, aber umstritten ist das auf Foltin (1965) zurückgehende "Dreischichtenmodell" und die damit verbundene Differenzierung zwischen Hochliteratur, Populär- bzw. Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur. Mit dieser Unterscheidung sind bestimmte Annahmen darüber verbunden, was Literatur eigentlich leisten soll. Erste Antworten finden sich in der römischen Antike.

Der römische Dichter Horaz (65-8 v. Chr.) hat in seiner Ars Poetica (= Kunst der Poetik) festgestellt, Dichter wollten entweder nützen bzw. lehren (= prodesse) oder erfreuen (= delectare) oder beides (Vers 333-334). Im 18. Jahrhundert ist dieser Gedanke in der Epoche der Aufklärung zum literarischen Programm erhoben worden: "prodesse" und "delectare", so lautete die Maxime der Aufklärer. Aufgabe von Literatur solle es sein, zu nützen und zu erfreuen.

Diese Idee ist bis in die Gegenwart hinein einflussreich geblieben. Auch heute noch ist die Vorstellung verbreitet, im Idealfall leiste Literatur tatsächlich beides: Einerseits erfreut sie uns, das heißt sie führt zu Genuss, Spannung, Entspannung und schenkt uns schöne und ausgefüllte Stunden. Andererseits bereichert sie uns durch Gedanken, Ideen, neue Sichtweisen und lehrt uns auf diese Weise, macht uns nachdenklich, regt uns zum Weiterdenken an oder fordert zum kritischen Überprüfen heraus.

In der Unterscheidung von Hochliteratur auf der einen und Populär- bzw. Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur auf der anderen Seite wirkt dieser Gedanke in spezifischer Weise fort.