Telekolleg - Deutsch


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Folge 3 Hörfunk und Fernsehen

Das Radio hat mit der Einführung des Fernsehens seine ursprüngliche Funktion als Informationsmedium immer mehr verloren. Heute geschieht Radiohören meist nebenbei und mit der Digitalisierung des Rundfunks eröffnen sich neue Nutzungsmöglichkeiten.

Stand: 01.02.2012 | Archiv

Internetradio mit IPad und Röhrenradio | Bild: picture-alliance/dpa

1. Rundfunk heute und morgen

Kaum ein Medium scheint das schon 1913 formulierte berühmte Gesetz des Altphilologen und Journalisten Wolfgang Riepl besser zu bestätigen als das Radio: Neue Kommunikationsmittel bringen die etablierten alten nicht zum Verschwinden, sondern ergänzen sie in ihren Funktionen und zwingen sie, sich auf ihre eigenen Stärken zu konzentrieren. Heute hören die Bundesbürger wieder doppelt so lange Radio wie 1960, als das Radio wegen des Fernsehens in eine Krise geriet. Die tägliche Hördauer beträgt fast drei Stunden. Das Radio hat die Krise überlebt, sich dabei allerdings verwandelt, und es wird sich durch die Digitalisierung neue Wege erschließen:

  • An Schnelligkeit und Direktheit der Informationsübermittlung ist das Radio bisher unübertroffen. Ein Pluspunkt, der in den siebziger Jahren auch durch den neu eingerichteten Service aktueller Verkehrsnachrichten zu einer Renaissance des Radios führte.
  • Statt für alle ein abwechslungsreiches Programm zu bieten, das nacheinander für jeden etwas bereithält, vervielfältigten die elf Landesfunkanstalten ihr Programmangebot. Jeder Sender ist mit drei bis fünf unterschiedlichen Programmen vertreten.
  • Damit können zum einen verschiedene Hörergruppen und Interessen gleichzeitig bedient werden, zum anderen gibt es neue Freiräume für Experimente mit Sprache, Ton und Musik. Der Rundfunk ist zum "Medium für Entdeckungen, für Phantasie im Kopf" geworden, so der ehemalige Leiter der Kulturabteilung des BR, Christoph Lindenmeyer.
  • Experimentelle und traditionelle Hörspiele sind die Stärken des Radios: Statt Bilder zu liefern, lässt es Bilder im Kopf entstehen, stärkt die Konzentration und regt die Phantasie an.
  • Das kreative Kulturradio hat indes nach Lindenmeyer nur Zukunft, wenn es sich den neuen Möglichkeiten weiterhin öffnet, insbesondere denen des Internets. Dort haben sich bereits reine Webcasting-Stationen etabliert, die den herkömmlichen Sendern mit Sendelizenz Konkurrenz machen.

Die Digitalisierung des Hörfunks, DAB (Digital Audio Broadcasting) seit August 2011 DAB+führt zu enormen Veränderungen. Der Empfang via Satellit wird störungsfreier; niemand ist mehr fixiert auf einen Programmablauf, sondern kann sich jederzeit und überall nach Bedarf alle Informationen abrufen. On3 Radio, bisher nur über Internet hörbar, ist nun über DAB+ auch über ein entsprechendes Radiogerät empfangbar. Vorteil der Digitalisierung besteht auch in den vielen Zusatzprogrammen, wie z.B. Hintergrundinformationen per Text.

Die Digitalisierung des Fernsehens führt zu einer Programmvielfalt, die manchen Fernsehzuschauer fast schon überfordert. Andererseits bietet dieses Angebot aber auch die Chance auf ein umfangreiches und selbst ausgewähltes Programm. Vorausgesetzt man besitzt bereits den passenden Fernseher, denn 2012 endet die analoge Übertragung per Satellit, d.h. viele Fernsehgeräte müssen umgerüstet oder neu angeschafft werden. Zeitversetztes Sehen oder sehen auf Abruf, ist allerdings erst mit Internet TV möglich, nur wenige Anbieter, wie Deutsche Telekom bietet diese Möglichkeit bereits heute an. (Weitere Informationen SZ vom 12. Dezember 2011, Digital statt Sendeschluss).

2. Bildung: Der Auftrag der Dritten Fernsehprogramme

  • Die Bildungskatastrophe der 60er Jahre (mehr dazu Nachgefragt) veranlasste die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zur Gründung der Dritten Fernsehprogramme: Der Bildungsauftrag stand im Vordergrund.
  • Das damals ins Leben gerufene Telekolleg, das mit seinen vielfach preisgekrönten Sendungen Zehntausenden von Zuschauern die Chance bot, ihre Fachschulreife nachzuholen, demonstriert, wie die Dritten mit viel Phantasie und Engagement den Bildungsauftrag erfüllten. Über 40 Jahre später, verhilft das Telekolleg Multimedial, ergänzt mit seinen Zusatzangeboten im Netz, weiterhin vielen Interessierten zu einem weiterführenden Schulabschluss. Die Dritten Programme wurden seit Anfang der 70er Jahre nach und nach zu Vollsendern ausgebaut. Damit verschiebt sich der Schwerpunkt von der Bildung weg zu einem breiten abwechslungsreichen Kulturangebot.
  • Mit dem Bildungskanal BR-Alpha, der 1998 startete, reagiert der Bayerische Rundfunk auf das gewandelte, doch keineswegs geringere Bildungsbedürfnis und Interesse in unserer Wissens- und Informationsgesellschaft.

3. Kultur: Wo wir sie im Fernsehen (nicht) finden

  • Die Suche nach Kultursendungen im Fernsehen fördert ernüchternde Ergebnisse zutage: Der Anteil an Kultursendungen ist vor allem bei den privaten Sendern erschreckend gering (mehr dazu Fakten).
  • Kulturmagazine haben in der Regel ungünstige Sendeplätze.
  • Die großen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF geben zum Teil ihren Bildungsauftrag an ihre Gemeinschaftsprogramme: Arte und 3Sat weiter.
  • Die Fernseh-Kritiker der großen Feuilletons verkennen in der Regel, wie schwierig der Balanceakt zwischen Niveau und Quote für die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ist.
  • Hinzu kommt der wachsende Druck durch die private Konkurrenz, der aber auch zur Optimierung der öffentlich-rechtlichen Programme führen kann.
  • Die öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren sich durch Gebühreneinnahmen. Sie stehen deshalb immer wieder im öffentlichen Diskurs, im Rechtfertigungsdruck, ein ausgewogenes und für alle Altersgruppen adäquates Programm an zu bieten. Der Wettbewerb zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern wird im Netz weitergeführt. Hier wird zunehmend versucht, über gesetzliche Regelungen die online Auftritte der öffentlich-rechtlichen Sender zu Gunsten von kommerziellen Websites einzuschränken. (siehe dazu SZ 29.Oktober 2011 – Die Pflicht zum Besseren, von Martin Stadelmaier und Marc Jan Eumann). Der Rundfunkstaatsvertrag von 2011 hat das Internetangebot der öffentlich-rechtlichen Sender auf sendungsbezogenen Inhalte begrenzt. Doch die Diskussion wird im Detail weitergeführt. Im Zuge der Medienkonvergenz, der Verschmelzung von Radio, Fernsehen und Internet wird sie weiterhin im Mittelpunkt stehen. Der ökonomische Wettstreit um Inhalte im Netz, könnte für einzelne Sender und Verleger zum Überlebenskampf werden.

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