Telekolleg - Deutsch


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Folge 11 Medien verändern die Gesellschaft

Medien verändern unsere Identität und unsere Arbeitswelt. Welche Fähigkeiten und Kompetenzen stehen dann an erster Stelle? Was kann Kunst und Kultur dazu beitragen?

Stand: 18.11.2011 | Archiv

Medien verändern die Arbeitswelt | Bild: picture-alliance/dpa

Wie der Mensch sich selbst und seiner Welt begegnet, dies wird sich durch die rasend schnelle, fast alle Bereiche umfassende, oder gar mit sich reißende Digitalisierung unserer Arbeits- und Lebenswelt verändern. Die Arbeitswelt wird künftig veränderte Anforderungen stellen: Vor allem interdisziplinäres, fächerübergreifendes Denken wird heute immer wichtiger.

Tom Lamberty Personalentwickler und Coach formuliert es so:
"Es gibt heute immer noch einen hohen Spezialisierungsgrad. Es wird sicherlich eine Tendenz dazukommen, breiter zu generalisieren, dass die Leute auch im Sinne der Interdisziplinarität ein Überblickswissen bekommen und dann gegebenenfalls Spezialisten dazuholen können." Bei dem exponentiellen Wachstum unserer Wissensbestände komme es, so Lamberty vor allem darauf an,"dass die Leute in der Lage sind, in einer vernünftigen Weise damit umzugehen. Das heißt, sie werden zu Knowledge-Managern oder zu Wissens-Managern."

Kunst und Medien im Wechselspiel

Verspricht diese Verbindung von Mensch und digitaler Technik ein besseres Leben? Wir schauen uns einmal bei zeitgenössischen Künstlern um, denn Künstlern hatten immer schon ein recht feines Gespür dafür, was kommt. Netzkünstler, die an dem Münchener Kulturprojekt Lothringer 13 arbeiten, experimentieren an „Mensch-Maschine-Kreationen“. Die frühereTrennung zwischen Kunst und Technik ist für die Netzkünstler obsolet. Sie benötigen für ihre Web-Auftritte viel technisches Know-how und können sich auch nicht mehr wie frühere Künstler, mit nur einem Medium – einem Botschaftsträger – begnügen , d.h. nur mit Farbe, nur mit Ton, nur mit Bildern und Grafiken oder nur mit Text. Oft schließen sie sich für ihre Projekte mit anderen Künstlern in Netzen zusammen und leben uns so bereits vor, was künftig für viele Menschen erforderlich sein wird. Und das ist, so Julian Nida-Rümelin:

"Kooperation, dass sich Menschen zusammensetzen und gemeinsam etwas entwickeln. Der Eine hat bestimmte technische Fähigkeiten, die andere nicht haben. Der Andere hat Ideen usw." Die Zusammenarbeit ist, so der Philosophieprofessor und ehemaliger Kulturreferent München, "auch im Hinblick auf Spartenübergreifendes wichtig. Dass Grenzen zwischen Bildender Kunst, Musik, Videokunst, Film, zum Teil sogar Literatur, fließend werden, ist – glaube ich – charakteristisch." D.h. es handelt sich nicht um eine vorübergehende Erscheinung, sondern um eine fällige Auflösung erstarrter Strukturen. Nida-Rümelin: "Darin steckt viel Faszinierendes, für manche auch Beängstigendes. Ich finde, das Faszinierende überwiegt."
Umgekehrt wird auch von den Technikern künftig mehr "Künstlertum", mehr Kreativität verlangt: In unseren High-Tech-Betrieben wird die Differenz zwischen Kunst und Technik immer kleiner: "Weil auch Techniker stärker aufgefordert werden, in Positionen oder Rollen reinzuschlüpfen, die genuin künstlerische Techniken erfordern: Kreativitätstechniken, Innovationstechniken usw.", so Tom Lamberty. Da kann man ja mal gespannt sein, wohin uns diese geballte Innovationskraft der neuen Technologien und Medien bringt.


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