Folge 13 Wiederholungen Medienkompetenz
Von der Medienkunde bis zum aktiven Mediengebrauch: Ein Fragenkatalog zu den einzelnen Themenbereichen der Medienkompetenz.
Übungen
1. Frage
1. Was behält man am besten und warum?
Lösung
1. Am besten behält man, was man gelesen hat, weil das Lesen viel komplexer ist als das Radiohören und Fernsehen. Denn es aktiviert mehr "graue Zellen" als der passive Medienkonsum. Professor Dr. Ernst Pöppel erklärte das in der 10. Folge: "Beim Lesen muss man zwei Formen unterscheiden, Sinnlesen – also eine Bedeutung erfassen und wenn ich einen Roman lese, ein Bild zu generieren, also ein Bild mit Phantasie zu produzieren; da wird die rechte Gehirnhälfte aktiv. Lesen ist ein viel komplexerer Vorgang als Radiohören oder Fernsehen. Sehr viel mehr Zentren im Gehirn sind beteiligt. Beim Radiohören ist ja nur eine sprachliche Kommunikation simuliert und beim Fernsehen ist es dann der visuelle Kanal, wo mir etwas vorgesetzt wird, die Bilder wurden gemacht."
2. Frage
2. Die Tagesschau im ERSTEN ist bei weitem die erfolgreichste Nachrichtensendung der BRD. Wie viel aber können wir uns merken von den täglichen Nachrichten?
Lösung
2. Eine Studie hat ergeben, dass wir uns von den Nachrichten im Fernsehen im Schnitt nur die ersten beiden Meldungen und dann den Schluss, den Wetterbericht merken. Der Rest rauscht an uns vorbei (ARD Forschungsdienst)
3. Frage
3. Das traditionelle Buch bekommt zunehmend Konkurrenz vom elektronischen Buch. In welchen Bereichen stellt das E-Book eine echte Alternative zum herkömmlichen Buch dar?
Lösung
3. Das elektronische Buch könnte im Bereich von Lexika oder Fachbüchern durchaus eine Alternative darstellen, nicht zuletzt, weil seine Inhalte im Netz ständig aktualisiert werden können.
Der Anteil von eBooks am Buchmarkt steigt stetig, wenn auch Deutschland im weltweiten Vergleich noch etwas hinterher hinkt. Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt, dass der Anteil von eBooks am deutschen Buchumsatz im ersten Halbjahr 2011 mit knapp 13 Millionen Euro 0,7 Prozent betrug. Damit wurden nach sechs Monaten bereits 60 Prozent des Vorjahresumsatzes erreicht, was auf einen steigenden Anteil der eBooks schließen lässt. Bereits 1,4 Millionen Titel wurden als eBooks verkauft.
4. Frage
4. Autoren wollten immer schon gelesen werden und Verlage wollten immer schon möglichst viele Bücher an den Mann/die Frau bringen. Dennoch werden die Klagen der Verleger wegen des steigenden Konkurrenzdrucks und der Medienkonzentration, die massiv die Existenz der kleinen Verlage bedroht, immer lauter. Hat sich auf dem Buchmarkt wirklich so viel verändert?
Lösung
4. Autor und Verleger müssen heute viel stärker als früher ihre Bücher "managen". Reinhold Neven Du Mont, bis Ende 2002 Verleger von Kiepenheuer und Witsch, erläuterte in der 2. Sendung: „Wenn ich jetzt mal 30 Jahre zurückgehe, dann hatte man ein gewisses Vertrauen in ein Buch, das man schätzte, das man für wichtig hielt und konnte davon ausgehen, dass dieses Buch seinen Weg geht. Dass es gute Kritiken bekommen würde, dass der Buchhandel mitspielt und dass es auch dann in die Hände der Leserin oder des Lesers kommt. Das ist heute vollkommen anders. Also, das Marketing für ein Buch muss heute ganz anders aussehen, da müssen die Autoren in ganz anderer Weise mitspielen, die Autoren sind in ganz anderer Weise gefordert. Die Autoren müssen mit nach vorne, die müssen aushäusig sein, die dürfen nicht mehr wie früher in ihrer Schreibstube verharren, spitzweghaft sozusagen über ein Manuskript gebeugt, dass sie dann irgendwann dem Lektor übergeben. „
Übungen
5. Frage
5. Was sind die drei Säulen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks?
Lösung
5. Bildung, Kultur und Unterhaltung sind die "drei Säulen" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsender müssen laut gesetzlich festgeschriebenem Programmauftrag in allen drei Bereichen für die Grundversorgung der Bevölkerung sorgen. Die Zuschauer zahlen dafür Gebühren.
6. Frage
6. Wie erfüllen die Öffentlich-Rechtlichen ihren Programmauftrag heute?
Lösung
6. Einige Kritiker monieren, die Suche nach Bildung und Kultur im Fernsehen zeige einen eindeutigen Trend zur Sparte. Die großen Sender neigten dazu, alles, womit nicht so gut Quote zu machen ist – und das sind Kultur und Bildung – auf schlechte Sendeplätze zu verlegen oder den Programmauftrag den Dritten Programmen und den Zusatzkanälen wie ARTE, 3sat, Phoenix etc. zu übertragen. Damit würden die großen Sender ihrem Programmauftrag nicht gerecht. Andere Kritiker plädieren für einen ausgeweiteten Kulturbegriff, der auch gute Spielfilme und Krimis umfasst, und sind - vor allem im Vergleich zum Ausland - zufrieden mit dem hiesigen Programmangebot. Sie begrüßen die durch die Spartenbildung freigesetzte Vielfalt, die für jeden etwas bereithält.
7. Frage
7. Welche Chancen und Risiken birgt das inzwischen zum Massenmedium avancierte Internet?
Lösung
7. Welche Chancen und Risiken das Internet birgt, erläuterte die Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Petra Grimm in der 11. Folge: „Die Chancen liegen sicherlich darin, dass wir mehr kommunizieren können, interkulturell, über die Grenzen, über nationale Grenzen hinaus, über Kulturen hinaus. Dass wir schneller und effizienter an Informationen auch an Wissen kommen, und das weltweit, dass wir letztendlich vielleicht auch die Chancengleichheit herstellen können, zumindest als Idee. Das ist schon vorstellbar, dass bildungsärmere und bildungsreichere Bevölkerungsgruppen sich doch annähern. Zu den Risiken oder wo ich gewisse Gefahren dann eben sehe, ist auch die Überlastung, also die Anforderung an uns, wir müssen selektieren, wir müssen auswählen, wir müssen Nützliches von Unnützlichem unterscheiden können und das heißt natürlich auch, man hat einen gewissen Entscheidungsdruck, man muss eben auch wissen, was man will und wie man dann mit den Medien umgeht.“
8. Frage
8. Inmitten der gewaltigen Informationsflut, die auch viel Infomüll transportiert, wird es immer wichtiger, Informationen auszuwählen. Welche Schlüsselqualifikationen braucht man dazu?
Lösung
8. Welche Schlüsselqualifikationen zum kompetenten Mediengebrauch nötig sind, erläuterte die Philosophieprofessorin Sybille Krämer in der 12. Folge: „Wichtig ist, dass ich weiß, was ich für Informationen brauche, das ist eine ganz wichtige Qualifikation. Das orientiert sich natürlich an meinem Ziel, an meiner Aufgabe und dann muss ich noch wissen, wie tief muss ich eigentlich einsteigen in die Information, also die Informationstiefe muss ich bestimmen, das ist eine Qualifikation, die ich brauche, das heißt, ich muss wissen, was wesentlich ist, um meine Aufgabe, mein Ziel zu erreichen. Dabei sollte man sich nie auf ein Medium versteifen, sondern die Medien komplementär nutzen: Also z.B. Hintergrundinformationen, die man sich durch ein Sachbuch erarbeitet, ergänzen durch Informationen über die aktuelle Entwicklung des Themas/der Debatte in (Fach-)Zeitschriften, im Internet oder auch durch die täglichen Rundfunksendungen.“
Übungen
9. Frage
9. Wie kann ich den Wahrheitsgehalt einer Information, eines Berichts beurteilen?
Lösung
9. Um die Glaubwürdigkeit von Meldungen zu beurteilen, empfehlen sich folgende Kriterien zur Überprüfung. Der Journalist Thomas Morawski stellte sie in der 6. Folge vor:
„Zunächst mal das Kriterium der Vollständigkeit: Wird mir als Zuschauer gesagt, wo ein Ereignis stattfindet, wann es war, warum es wichtig ist, warum der Reporter dieses Ereignis so in den Vordergrund stellt. Wird mir als Zuschauer gesagt, steht dieses einzelne Ereignis vielleicht für eine größere Geschichte, für einen größeren abstrakten Zusammenhang, wird das alles kenntlich gemacht. Sagen mir die Journalisten aus welchen Quellen sie schöpfen, was von diesen Quellen zu halten ist. Sind es bestätigte Informationen oder sind es unbestätigte Gerüchte, alles das gehört in eine Meldung hinein.“
Die Überprüfungskriterien decken sich also fast mit den Regeln, die ein guter Journalist beim Schreiben einer Nachricht zu beachten hat, der vollständigen Angabe der sieben Ws: Wer, was, wo, wann, wie, warum, aus welcher Quelle. Bei allen Arten vertiefender Information ist es indes schwerer auszumachen, was noch objektiv und was schon subjektiv verzerrt ist, was noch Gestaltung und was schon gewollte Inszenierung ist.
Thomas Morawski: „Etwas anderes sind dann Hintergrundberichte, die gestaltet werden. Ich sage extra nicht "manipuliert", aber Gestaltung heißt, einen Bildausschnitt suchen, eine bestimmte Sprache suchen, mit symbolhaften Einstellungen arbeiten. Natürlich Inszenierung, dann auch Gestaltung durch Gesprächspartner, die hinzugezogen werden. Nicht vor Ort, sondern an irgendeinem anderen Schauplatz. Es gibt da eine ganze Vielzahl von diesen Gestaltungsmitteln, und da ist es natürlich sehr sehr schwierig für den Zuschauer auszumachen, ist das in Ordnung, ist das neutral genug, ist das objektiv, ist das wahr"
10. Frage
10. Kann man auf den moralischen Zuschauer setzten, der abschaltet, wenn Journalisten die vom Pressekodex festgelegten Grenzen der Berichterstattung überschreiten und etwas darstellen, was die Würde des Menschen verletzt?
Lösung
10. Der Kommunikationswissenschaftler Prof. Heinz Pürer setzt auf den moralischen Rezipienten als Kontrollorgan der journalistischen Ethik. Der Journalist und Autor Herbert Riehl-Heyse (gestorben 2003) aber sieht das in der 8. Folge etwas nüchterner:
„Ich würde die Hoffnung des Professors hier nicht teilen, dass sozusagen das an sich ethische Volk angewidert sich abwendet von dieser unethischen Sache in den Zeitungen und dann diese Zeitungen oder Fernsehstationen zugrunde gehen, das stimmt ja alles leider nicht. In Wahrheit ist es eben so, dass in jedem von uns bessere und schlechtere Eigenschaften stecken, eine der sicherlich schlechtesten Eigenschaften ist die Neugier, der Voyeurismus, und den kann man bedienen. Man kann aber den Leuten auch klarmachen, dass sie ein schlechtes Gewissen dabei haben müssten, wenn sie so voyeuristisch sind. Also, ich denke, voyeuristisch genug sind wir alle: Wenn du eine Kamera an einer bestimmten Stelle an der Autobahn nach Nürnberg, wo immer Nebel herrscht und wo dauernd Auffahrunfälle sind, fest installieren würdest und ein Unfallfernsehen da aufstellen würdest, das hätte, glaub ich, ganz gute Einschaltquoten. Man darf's halt trotzdem nicht machen. Genauso wenig wie man machen darf, was die Amerikaner zum Teil auch schon machen, nämlich Liveübertragungen von Hinrichtungen. Das ist einfach alles grauenhaft, verstößt gegen die Menschenwürde, heißt aber nicht, dass es nicht erfolgreich wäre. Worauf's ankäme, wäre wirklich, das schlechte Gewissen der Leute zu schärfen und ihnen zu sagen, warum sie das nicht haben dürfen und wollen dürfen."
11. Frage
11. Eine alte Weisheit lautet: Die Gesellschaft hat genau die Medien, die sie verdient. Im Informationszeitalter ist nichts so gefragt, wie eine aktive und kritische Nutzung der Medien. Was kann der kritische Mediennutzer selbst tun für einen besseren Journalismus?
Lösung
11. Der kritische Mediennutzer sollte sich einmischen, mitmischen in der öffentlichen Debatte, fordert Herbert Riehl-Heyse (ehemaliger leitender SZ Redakteur): " Ich finde, der kritische Nutzer soll sich einschalten in die öffentliche Debatte. Ich glaube auch ohnehin, dass Journalisten am eindrucksvollsten und am nachhaltigsten kontrolliert werden a) voneinander, also wir schreiben ja pausenlos auch übereinander, b) würde ich jedem Leser, jedem Zuschauer empfehlen, dass er zum Telefonhörer greift oder Leserbriefe schreibt. Sie ahnen gar nicht, wie sehr einen das beeindruckt. Wenn man einen Artikel geschrieben hat und 5 Leute schreiben einem, das sei Unsinn und man hätte sich furchtbar getäuscht. Das beeindruckt mich sehr und dann gehe ich in mich und versuche, es beim nächsten Mal besser zu machen. Und natürlich sollte jeder auch seinen inneren voyeuristischen Schweinehund bekämpfen und sagen, also jeden Dreck muss ich jetzt nicht unbedingt lesen und anschauen, und wirklich mal auch wegschalten.“