Sex & Befruchtung Eizellen - Warum und wie sie tricksen

Von: Susi Weichselbaumer

Stand: 01.02.2024

Eizellen stehen unter Zeitdruck. Nur insgesamt rund 400 von 400.000 reifen im Leben einer Frau heran. Reif heißt aber nicht befruchtet. Dafür braucht es ein Spermium. Das Beste angeln sich Eizellen mit ganz speziellen Tricks.

Das große Rennen entscheidet die Eizelle. Sie wählt das Spermium aus, das am besten zu ihr passt. Eizellen stehen unter Zeitdruck. Nur insgesamt rund 400 von 400.000 reifen im Leben einer Frau heran. Mit Tricks angeln sie sich beste Spermium zur Befruchtung. | Bild: colourbox.com

Schwanger werden: Eizellen geben die Deadline vor

Eizellen brauchen im Gegensatz zu Spermien ein gutes Zeitmanagement, denn es gibt ein Zeitfenster für die weibliche Fortpflanzung. Das optimale Alter, um Nachwuchs zu zeugen, liegt bei Frauen ungefähr bei 25 Jahren. Mit Mitte 30 wird es schon kritisch. Mit 40 nimmt die Möglichkeit für Frauen rapide ab, schwanger zu werden. Nach der Menopause, zwischen zirka 45 und 50 Jahren, liegt sie bei null.

Blau und rosafarbene Strampler und Socken hängen an einer Wäscheleine. Eizellen stehen unter Zeitdruck. Nur insgesamt rund 400 von 400.000 reifen im Leben einer Frau heran. Mit Tricks angeln sie sich beste Spermium zur Befruchtung. | Bild: picture alliance / Zoonar | Barbara Neveu

Um schwanger zu werden, muss zunächst eine Eizelle befruchtet werden.

Audio: Was ihr noch nicht über die Eizelle wusstet

Die Eizelle: Kern des Lebens

Dilemma: Die Uhr der Evolution geht vor

Null passt das natürlich mit dem Lebensalltag vieler Frau zusammen. "Heutzutage lernt man sich später kennen", sagt Nina Rogenhofer, stellvertretende Leiterin des Hormon- und Kinderwunschzentrums am Klinikum der LMU München. Frauen wollen sich erst im Beruf etablieren und dann ihren Kinderwunsch erfüllen. Je älter die Frau sei, desto schwieriger werde es dann natürlich, den Kinderwunsch auch umzusetzen.

Das bringt Frauen in die absurde Lage, dass sie erst jahrelang alles dafür tun, um nicht schwanger zu werden und dann, wenn Nachwuchs ins Leben passt, alles tun müssen, um schwanger zu werden. Fair ist die Evolution an dieser Stelle nicht. Bei Eizellen geht ihre Uhr vor.

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Zahlen: Hunderttausende Eizellen

Eine gesunde Frau hat bei ihrer Geburt mehr als 400.000 unreife Eizellen in ihren Eierstöcken. Mit Beginn der Pubertät fangen sie nach und nach an zu reifen. Jeden Monat meist eine bis zwei. Je früher eine Eizelle reift, desto fitter ist sie generell. Und desto leichter verbindet sie sich mit einem Spermium.

Bis zur Menopause sind von den 400.000 angelegten Eizellen rund 400 reif geworden. Das heißt, eine Frau hat nur etwa 400 Chancen im Leben, schwanger zu werden. Deshalb hat die Natur der Eizelle ein paar Tricks mitgegeben.

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Auf die Größe kommt es an: Die Tricks der Eizelle

Eizelle und Spermien, 3D-Bild. Eizellen stehen unter Zeitdruck. Nur insgesamt rund 400 von 400.000 reifen im Leben einer Frau heran. Mit Tricks angeln sie sich beste Spermium zur Befruchtung. | Bild: picture alliance / Zoonar | Maksym Yemelyanov

Eizellen bestimmen, welches Spermium das Rennen macht.

Eizellen kleckern nicht, sie klotzen: Eizellen haben einen Durchmesser von 0,11 bis 0,14 Millimeter und sind damit vom Volumen her mehrere zehntausendmal größer als ein Spermium. Bei so viel Andockfläche wird sich ja wohl eins einfangen lassen. Von rund 41 bis 55 Millionen Spermien pro Milliliter Samenerguss finden allerdings nur wenige Hundert in den Eileiter und zur Eizelle.

Aber irgendein Spermium will eine Eizelle nicht. Wie ein Schiedsrichter bestimmt sie die Regeln des Rennens und hat dabei eine Agenda. Zwar lockt sie Spermien mit chemischen Signalen an, wie Wissenschaftler der Universität Stockholm in einer Studie aus dem Jahr 2020 feststellten, zum Zuge kommt aber nur ein handverlesener Kandidat. Das Rennen macht das Spermium, dessen Immungene die der Eizelle am besten ergänzen. Damit erhält der Nachwuchs möglichst viele Abwehrstoffe gegen Krankheitserreger. Frauen erkennen am attraktiven Geruch, ob die Immungene eines Mannes zu ihren passen.

Hat das auserwählte Spermium an die Eizelle angedockt, ist Schicht im Schacht. Ein Türsteher-Enzym lässt die Membran der Eizelle hart werden. Damit ist die Tür zu und das Schild "Geschlossene Gesellschaft" ausgehängt. Die restlichen Spermien müssen draußen bleiben.

Video: Wie entsteht aus dem Eisprung Leben?

Timing ist alles: Der Eisprung entscheidet

Glückliches, verliebtes Pärchen sitzt sich im Sonnenschein auf einem Basketballplatz gegenüber und legt die Nasen aneinander. Eizellen stehen unter Zeitdruck. Nur insgesamt rund 400 von 400.000 reifen im Leben einer Frau heran. Mit Tricks angeln sie sich beste Spermium zur Befruchtung. | Bild: picture alliance / Zoonar | lev dolgachov

Eizellen tricksen: Während des Eisprungs sorgen Hormone für duftenden Schweiß.

Bei der Befruchtung gilt: Mehr hilft nicht mehr. Mehr Sex macht nicht unbedingt fruchtbarerer oder erhöht die Chance auf Nachwuchs. Vielmehr kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an. Frauen sind besonders vor, aber auch während und kurz nach dem Eisprung fruchtbar. Etwa sieben bis zehn Tage nach der Periode ist es soweit. Manche Frauen merken das an leichten Schmerzen im Bauch, empfinden ein Wärmegefühl und haben kurz vor dem Eisprung deutlich mehr Lust auf Sex. Dafür sorgen die Hormone Estradiol und Östrogen, deren Konzentration ansteigt.

Frauen erscheint in dieser Phase der Partner oft attraktiver als sonst. Für andere Männer gilt das allerdings genauso! Und auch Männer lässt der Eisprung nicht kalt. Sie empfinden Frauen zu diesem Zeitpunkt als schöner. Auch da haben Hormone ihre Drüsen im Spiel. Sie glätten bei Frauen die Gesichtszüge und sorgen für sexy duftenden Schweiß. Zum Eisprung erleben sich Frauen und Männer also gegenseitig als maximal attraktiv. Perfektes Timing der Natur: Hinter Liebe und Sex hat oft wenig mit Romantik. Unser Körper und die Evolution bestimmen oft, wen wir anziehend finden.

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