Waldzustand 2020 Zustand der Wälder in Bayern bereitet Sorge
Dem Wald in Bayern geht es schlecht. Vor allem in Nordbayern setzt der Klimawandel den Bäumen zu. Doch auch bundesweit hat sich der Zustand vieler Baumarten weiter verschlechtert, wie der neue Waldzustandsbericht belegt.
Der Waldbericht 2020 für Bayern liest sich eigentlich wie der der Vorjahre: Die trockenen Frühjahre und die trocken-heißen Sommer der vergangenen drei Jahre setzen den Bäumen erheblich zu. Der Zustand der Waldbäume im Jahr 2020 hat sich gegenüber 2019 weiter verschlechtert. Der mittlere Nadel- bzw. Blattverlust aller Baumarten stieg um über drei Prozentpunkte von 24,7 auf 28,0 Prozent.
Waldzustandsbericht 2020 für ganz Deutschland negativ
Was für den Wald in Bayern gilt, zeigt sich auch in ganz Deutschland. Laut Waldzustandsbericht 2020, der den Zustand der Bäume bundesweit erfasst und der Ende Februar 2021 vom Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht wurde, ist der Anteil der Bäume mit deutlicher und mittlerer Kronenverlichtung im Jahr 2020 deutlich gestiegen.
Die mittlere Kronenverlichtung ist im Durchschnitt aller Baumarten mit 26,5 Prozent so hoch wie noch nie. Lichte Kronen haben demnach bundesweit 79 Prozent aller Fichten und jeweils 80 Prozent aller Kiefern und Eichen sowie 89 Prozent aller Buchen.
Nur noch 21 Prozent aller Bäume ohne Verlichtung
Dem Bericht zufolge weisen nur noch 21 Prozent der Bäume in ganz Deutschland keine Kronenverlichtung auf. Bei 37 Prozent aller Bäume sind mindestens 26 Prozent der Blätter oder Nadeln vorzeitig abgefallen.
Außerdem zeigen immer mehr Bäume Absterbeerscheinungen, vor allem ältere Wälder über 60 Jahre sind bundesweit davon betroffen. Aber auch jüngere Bäume zeigen diesen negativen Trend.
Bäume in Nordbayern leiden am meisten
In Bayern gibt es, wie schon in den vergangenen Jahren, beim Zustand des Waldes deutliche regionale Unterschiede. Besonders stark durch Hitze und ausgeprägte Trockenheit betroffen ist Nordbayern. Der Nadel- und Blattverlust liegt hier bei allen Bäumen im Durchschnitt bei 32 Prozent. Im kühleren, niederschlagsreicheren Südbayern ist der Wert knapp zehn Prozent niedriger. Hier verlieren laut des Waldberichts von 2020 für Bayern nur durchschnittlich 22,2 Prozent aller Bäume ihre Nadeln und Blätter.
Waldzustand in Bayern: Regionale Unterschiede
Am deutlichsten ist der regionale Unterschied bei der Kiefer. Während sie sich im Süden 2020 im Vergleich zum Vorjahr sogar um 5,2 Prozentpunkte auf 18,8 Prozent erholt hat, weist sie im Norden laut aktuellem Bericht mit 36,1 Prozent größere Nadelverluste auf als 2019 (32,1 Prozent). Der durchschnittlich für ganz Bayern ermittelte Wert von Kiefern mit einem hohen mittleren Nadelverlust lag 2020 bei 35,1 Prozent der Bäume und war damit das schlechteste Ergebnis seit Beginn der Zustandserhebung im Jahr 1983.
Weniger ausgeprägt ist der Unterschied zwischen Nord- und Südbayern bei der Fichte. 23,2 Prozent verlieren bei dieser Baumart in Südbayern ihre Nadeln, in Nordbayern ist das bei 27,8 Prozent der Fall.
Bei der Buche verzeichnet der Waldbericht 2020 in allen Regionen Bayerns Verluste - außer im Alpenraum, in Nordbayern gravierender als in Südbayern. Die Eiche konnte sich dagegen laut dem Bericht sogar erholen. Der Anteil der deutlichen Schäden lag bei ihr bei 37,4 Prozent und verringerte sich damit um 9,1 Prozent.
Ein Pilz macht Eschen den Garaus
Weiterhin Sorge bereitet das Eschentriebsterben im gesamten Freistaat. Darunter versteht man den Befall der Bäume mit dem Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus. Knapp zwei Drittel der untersuchten Eschen in Bayern sind von dem Pilz befallen. Vor allem bei jungen Bäumen führt der Pilz meist zu einem raschen Absterben und weitere Schädlinge machen sich über die jungen Eschen her, zum Beispiel Eschenbastkäfer und Hallimasch.
Auch die 2018 erstmals bei Bäumen diagnostizierte Ahorn-Rußrindenkrankheit ist für Ahorne weiterhin ein Problem. Im Herbst 2019 war auf vier Untersuchungsflächen im Raum Würzburg bei zwei Dritteln der Bäume die Ausbildung der typischen Symptomatik mit den Sporenlagern von Cryptostroma corticale zu beobachten, heißt es im aktuellen Waldbericht für Bayern.
Hitze, Trockenheit und Schädlinge setzen dem Wald in Bayern zu
"Der Klimawandel wirkt sich massiv auf die Wälder in Bayern aus - aktuell und erst recht in Zukunft", resümiert auch der aktuelle "Klima-Report Bayern 2021". Im Herbst 2017 und Frühjahr 2018 sorgten Stürme für massive Schäden an den Bäumen. In den sehr trockenen und heißen Sommern 2018 und 2019 waren die geschwächten Bäume dadurch leichte Beute für Schädlinge und andere Schadensereignisse. Das Frühjahr 2020 setzte mit ausgeprägt trocken-warmem Wetter diesen Negativtrend fort.
Wald in Bayern muss fit für den Klimawandel werden
Eine Anpassung an den Klimawandel ist deshalb für den Erhalt des Waldes notwendig. Anpassung an den Klimawandel "heißt für die Forstwirtschaft Bayerns, den Waldumbau hin zu klimawandeltoleranteren Waldökosystemen noch ambitionierter voranzutreiben", so der Klimareport. Konkret bedeutet das für den Wald der Zukunft: Mehr Bäume anpflanzen, die Trockenheit und Hitze vertragen. Gelingt das Gegensteuern gegen den Klimawandel nicht, könnte dadurch die "Anpassungskapazität unserer Wald-Ökosysteme überstrapaziert werden", heißt es in dem Report. Die daraus resultierenden Folgekosten seien enorm.
Borkenkäfer schaden dem Wald in Bayern
Waldzustand in Bayern
Die Daten zum Waldzustand in Bayern (Waldbericht) basieren auf einer jährlichen Erhebung durch besonders geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bayerischen Forstverwaltung. Von Anfang Juli bis Mitte August begutachten sie an 314 Inventurpunkten insgesamt circa 11.500 Waldbäume. In die Auswertung 2020 flossen die Daten von 4.345 Fichten, 2.482 Kiefern, 476 Tannen, 1.740 Buchen und 769 Eichen sowie anderer Baumarten in geringerer Anzahl ein. Alle drei Jahre wird der Waldbericht veröffentlicht.
Bundesweite Veränderungen in der Waldstruktur zeigen auch Erhebungen wie die Bundeswaldinventur. Die Ergebnisse der letzten Bundeswaldagentur wurden im Oktober 2014 veröffentlicht. Die vierte Bundeswaldinventur wurde gemäß dem Bundeswaldgesetz für den Zeitraum zwischen April 2021 und Ende 2022 verordnet.
Dritte Bundeswaldinventur
Zensus
Vermessung des Waldes
Alle zehn Jahre wird der deutsche Wald eingehend untersucht, für die große Waldinventur, die Bund und Länder gemeinsam vornehmen. Die aktuellen Daten wurden 2011/2012 erhoben, mit den Ergebnissen von 2002 verglichen und im Oktober 2014 veröffentlicht.
Inventur
Umfassende Inventur
Im Gegensatz zum Waldzustandsbericht, der jedes Jahr erscheint, hat die Bundeswaldinventur bisher nur 1986, 2002 und 2012 stattgefunden. Allein in Bayern wurden dafür rund 100.000 Bäume an 7.800 Messstationen von ausgebildeten Förstern und Waldarbeitern untersucht. Deutschlandweit wurden 420.000 Bäume unter die Lupe genommen. Für die Messungen werden jedes Mal die gleichen, gekennzeichneten Gebiete aufgesucht.
Messungen
Alter und Baumarten
Die Inventur dauert auch so lange, weil 150 unterschiedliche Messdaten erhoben werden müssen. Gefragt wird unter anderem: Wie hoch sind die Bäume, welchen Durchmesser haben sie? Wie sieht die Waldstruktur um den Kontrollpunkt aus? Welche Schäden und Arten gibt es? Liegen abgestorbene Äste und Stämme herum, in denen Pilze oder Insekten leben können? Damit sollen die Waldstruktur, die Nutzung des Waldes, Baumbestand und Alter ermittelt werden.
Ergebnisse
Auf einem guten Weg
Der deutsche Wald wird älter und vielfältiger: Knapp ein Viertel des Waldes ist älter als 100 Jahre und zwei Drittel der Wälder haben zwei Kronenschichten, also jüngere Bäume unter einem schützenden Schirm älterer Bäume. Zudem gibt es wieder mehr Laubbäume und Mischwälder. Solche Wälder gelten als besser geschützt gegen Stürme, Schädlinge und Klimaveränderungen.
Es gibt in den deutschen Wäldern so viel Holz wie schon seit Jahrhunderten nicht mehr, sagt das Ministerium, 3,7 Milliarden Kubikmeter. Am häufigsten ist immer noch die Fichte, gefolgt von Kiefer, Buche und Eiche. In den Wäldern liegt mittlerweile auch wieder mehr Totholz abgestorbener Bäume, in dem Pilze, Flechten, Insekten oder Vögel leben.
Bayern bleibt ein Waldland, mehr als ein Drittel des Freistaats ist mit Wäldern bedeckt, über 1,6 Milliarden Bäume, das entspricht gut einem Viertel der deutschen Holzvorräte. Holz ist ein begehrter Brenn- und Baustoff.
Reaktionen
Umweltverbände freuen sich über die Ergebnisse der Waldinventur, warnen aber trotzdem. Der Wald müsse noch älter werden und es brauche mehr ungenutzte Flächen, in denen sich die Natur selbst überlassen sei. Darüber hinaus müsse noch mehr geforscht werden. Denn Laubhölzer seien in der Baubranche nicht beliebt, was Waldbesitzer abschrecken könnte, ihren Forst langfristig umzubauen.
Rückschlüsse
Wertvoll für das Klima
An den Daten der Erhebung lässt sich die Entwicklung des Waldes in den vergangenen zehn Jahren ablesen. Das ist nicht nur zur Kontrolle der Waldbewirtschaftung wichtig. Auch für den Erhalt der Biodiversität werden Daten gesammelt. Schließlich ist die Inventur auch ein wichtiger Indikator für den Klimawandel. Denn Bäume dienen als Kohlenstoffspeicher. Die Bundeswaldinventur liefert deswegen wichtige Daten, wie groß der Kohlenstoffspeicher in Deutschland ist.