Wald der Zukunft Die Suche nach klima- und schädlingsresistenten Bäumen
Der Wald von morgen ist für Förster und Waldpfleger eine echte Herausforderung: Welche Bäume können steigenden Temperaturen, heftigen Stürmen, längeren Trockenperioden, neuen Schädlingen und Krankheiten trotzen? Um das herauszufinden, werden neue Baumarten getestet.
Bis Ende des Jahrhunderts wird in Bayern mit einem Anstieg der Jahresmitteltemperatur um mindestens zwei Grad Celsius gerechnet. Gleichzeitig sollen die Sommerregen geringer ausfallen. Darüber hinaus soll es insgesamt im Norden Bayerns weniger regnen, im Süden dafür häufiger Starkregen geben. Bisher sind gut 40 Prozent des deutschen Waldes mit Fichten besetzt, doch ihnen geben die Experten wenig Chancen bei diesen Aussichten. Immer höhere Temperaturen, zunehmende Trockenheit und Dürre machen den Bäumen in unseren Wäldern in doppelter Hinsicht zu schaffen: Einerseits müssen sie den Wassermangel verkraften, andererseits tauchen, bedingt durch die Trockenheit, immer häufiger Schädlinge wie der Borkenkäfer auf.
Mischwald als Hoffnung für den Wald in Bayern
Darum sind sich Forstexperten und Waldbauern einig: Der Wald muss umgebaut werden, und zwar in einen naturnahen Mischwald. Welche Bäume sich dabei besonders eignen, wird intensiv erforscht.
Heimische Baumarten werden nach Bayern importiert
Manchmal kann es sich zum Beispiel lohnen, heimische Baumarten aus dem Saatgut anderer Regionen heranzuziehen. So ist nach Auskunft der Bayerischen Staatsregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag aus dem Jahr 2019 zum Beispiel die Traubeneiche (Quercus petraea) aus südosteuropäischen Herkünften "toleranter gegen Spätfrost" und weist "eine ausgeprägte Trockentoleranz" auf.
Tannen sind für Bayerns Zukunft besser geeignet als Fichten
Im Bayerischen Wald soll es künftig mehr Tannen als Fichten geben, weil Tannen mit ihren tieferen Wurzeln besser an Wasservorräte herankommen, so die Prognose der Fachleute.
Gastbaumarten der Zukunft für den Wald in Bayern
Die Robinie ist Baum des Jahres 2020 und könnte dabei helfen, den Wald der Zukunft klimasicher zu machen.
Doch die Forstexperten interessiert auch, ob bei uns nichtheimische Bäume den Wald fit für die Zukunft machen können, sogenannte "Gastbaumarten". Darum beteiligt sich die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft seit September 2012 an langfristigen Versuchsanpflanzungen mit Gastbaumarten. Projektpartner sind unter anderem die Universität Bodenkultur Wien, die TU München, die Universität Bayreuth und die Eidgenössische Forschungsanstalt in Birmensdorf.
An verschiedenen Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden zahlreiche Gastbaumarten auf ihre Tauglichkeit getestet. Allein in Bayern wurden bis ins Jahr 2019 hinein im Rahmen der Studie über 110.000 verschiedene Bäume gepflanzt.
Dabei haben sich laut Staatsregierung einige Gastbaumarten schon als klimaresistent und wirtschaftlich geeignet herausgestellt (Stand 2019):
- Große Küstentanne (Abies grandis)
- Roteiche (Quercus rubra)
- Japanische Lärche (Larix kaempferi)
- Robinie (Robinia pseudoacacia)
- Hybridlärche: Kreuzung zwischen Europäischer Lärche (Larix decidua) und Japanischer Lärche (Larix kaempferi)
- Schwarznuss (Juglans nigra)
- Schwarzkiefer (Pinus nigra)
- Hybridnuss (Juglans intermedia)
- Douglasie (Pseudotsuga menziesii)
Drei-Filter-Verfahren für die neuen Waldbäume in Bayern
Um überhaupt Baumarten zu finden, die für unser derzeitiges Klima und das der Zukunft geeignet sind, haben die Forstwissenschaftler ein Drei-Filter-Verfahren angewandt: Zunächst suchten sie anhand von Daten weltweit nach Regionen, in denen klimatische Bedingungen wie in Gebieten Bayerns vorherrschen und Regionen, in denen zugleich die zukünftig prognostizierten Klimaverhältnisse, vorherrschen.
Welche Regionen sind dem Bayern der Zukunft klimatisch ähnlich?
Besonders interessant für die Forscher waren dabei Gebiete, "in denen sich die aktuellen, aber auch die zukünftigen bayerischen Klimabedingungen in enger räumlicher Nachbarschaft wiederfinden", so die Forstexperten. Waren diese Regionen gefunden, wurde der dort heimische Baumbestand in die Auswahl aufgenommen. Ein Beispiel: Mit Unterfranken ist die türkische Schwarzmeerküste vergleichbar und die dort heimischen Baumarten sind mögliche Kandidaten für die nordbayerische Region.
Klima-, Nutzwert-, Anbau-Filter für die Suche nach den Bäumen der Zukunft
Nach diesem "Klima-Filter" wurde mit einem "Nutzwert-Filter" überprüft, welche forstwirtschaftliche Bedeutung diese Bäume haben, also welchen Ertrag sie liefern, ob sie Invasionspotenzial haben und welche Schutzfunktion innerhalb des Waldes ihnen zukommt. Abschließend wurde der "Anbau-Filter" eingesetzt: Mit ihm wurde überprüft, ob es schon genug Erfahrung mit dem Anbau und geeignetes Saatgut für die entsprechende Baumart gibt.