Literaturnobelpreis 2022 Die Erinnerungsarbeit der Annie Ernaux
Den Literaturnobelpreis 2022 erhält die französische Autorin Annie Ernaux. Die Schwedische Akademie zeichnet die Autorin "für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung aufdeckt", aus.
Der Nobelpreis für Literatur 2022 geht an Annie Ernaux aus Frankreich. Die Schwedische Akademie zeichnet die im Jahr 1940 geborene Autorin "für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung aufdeckt", aus.
Ausführlich vorgestellt
In ihrem Werk befasse sich die französische Autorin mit schwierigen Themen wie Scham, illegaler Abtreibung oder der Wahrnehmung von Konventionen. In ihrer Erinnerungsarbeit knüpfe sie an die Tradition Marcel Prousts an und führe diese zugleich in die heutige Zeit, erklärte die Akademie.
Ernaux gilt als eine der bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Zu ihren auch in Deutschland bekannten Werken zählen "Der Platz", "Erinnerung eines Mädchens" und "Die Jahre". Sie selbst bezeichnete sich einmal als "Ethnologin ihrer selbst".
Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe wusste Annie Ernaux noch nichts von der Ehrung, sie konnte bis dahin telefonisch nicht erreicht werden. Sie wird sich auch über ein Preisgeld von 10 Millionen Kronen (rund 920.000 Euro) freuen können.
Annie Ernaux ist erst die 17. Frau, die einen Literaturnobelpreis bekommt.
Deutschsprachige Literaturnobelpreisträger
Jüngste Literaturnobelpreise
2021: Abdulrazak Gurnah
2020: Louise Glück
2019: Peter Handke
2018: Olga Tokarczuk (nachträglich 2019)
2017: Kazuo Ishiguro
2016: Bob Dylan
2015: Swetlana Alexijewitsch
2014: Patrick Modiano
2013: Alice Munro
2012: Mo Yan
2011: Tomas Tranströmer
2010: Mario Vargas Llosa
2009: Herta Müller
2008: J.M.G. Le Clézio
2007: Doris Lessing
2006: Orhan Pamuk
2005: Harold Pinter
2004: Elfriede Jelinek
2003: J.M. Coetzee
2002: Imre Kertész
2001: V.S. Naipaul
2000: Gao Xingjian
Anders als die Wissenschafts-Nobelpreise, die jeweils für eine einzelne herausragende Leistung verliehten werden, zeichnet der Literaturnobelpreis das gesamte Werk eines Schriftstellers aus. Die Auswahl dürfte der 18-köpfigen Jury nicht ganz leicht fallen. Alfred Nobels Maßgabe, der Preis solle an ein "in idealer Weise herausragendes Werk" verliehen werden, lässt einigen Deutungsspielraum.
Dennoch gilt der Literatur-Preis als der bedeutendste unter allen Nobelpreisen. Und: Kaum ein Preisträger musste ihn mit jemand anderem teilen. Viermal jedoch gab es zwei Preisträger: 1904, 1917, 1966 und 1974.
Erstellt mit Material von dpa.