Literaturnobelpreis 2018 entfällt Skandale statt schöner Literatur
Beim Literaturnobelpreis gab es schon oft eine große Überraschung. Doch in diesem Jahr kam die Überraschung bereits Anfang Mai: Der Preis wird in diesem Jahr nicht vergeben, weil die Schwedische Akademie in Skandalen versinkt.
Erst einmal ist es bisher passiert, das der Nobelpreis für Literatur nicht vergeben wurde: 1943, im Zweiten Weltkrieg. Damals lag es an der politischen Situation in Europa. Diesmal, 2018, sind es interne Gründe:
Belästigungs- und Korruptionsvorwürfe haben die Jury der Schwedischen Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt, in eine so schwere Krise gestürzt, dass die Akademie Anfang Mai 2018 beschloss, den Literaturnobelpreis in diesem Jahr auszusetzen. Von den 18 eigentlich lebenslänglichen Mitglieder der Schwedischen Akademie waren Anfang Mai acht zurück getreten. Ein Belästigungs- und Korruptionsskandal hatte seit Monaten die traditionsbewusste Institution und das Vertrauen in die Nobelpreis-Jury gründlich erschüttert.
Die anderen Nobelpreise sind von dem Skandal nicht betroffen, denn die Träger der verschiedenen Nobelpreise werden auch von verschiedenen Institutionen ausgewählt.
Nächstes Jahr zwei Preise
Das Jury-Gremium in Stockholm teilte mit, dass der Preis für 2018 im kommenden Jahr zusammen mit dem Preis für 2019 vergeben werde. "Wir halten es für nötig, Zeit zu investieren, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Akademie wieder herzustellen, bevor der nächste Preisträger verkündet werden kann", erklärte der Interims-Vorsitzende Anders Olsson im Mai.
Sehen Sie's positiv: Das gibt Ihnen in diesem Jahr Gelegenheit, mal nachzulesen, was frühere Literaturnobelpreisträger verfasst haben.
Deutschsprachige Literaturnobelpreisträger
Jüngste Literaturnobelpreise
2017: Kazuo Ishiguro
2016: Bob Dylan
2015: Swetlana Alexijewitsch
2014: Patrick Modiano
2013: Alice Munro
2012: Mo Yan
2011: Tomas Tranströmer
2010: Mario Vargas Llosa
2009: Herta Müller
2008: J.M.G. Le Clézio
2007: Doris Lessing
2006: Orhan Pamuk
2005: Harold Pinter
2004: Elfriede Jelinek
2003: J.M. Coetzee
2002: Imre Kertész
2001: V.S. Naipaul
2000: Gao Xingjian
1999: Günter Grass
1998: José Saramago
Anders als die Wissenschafts-Nobelpreise, die jeweils für eine einzelne herausragende Leistung verliehten werden, zeichnet der Literaturnobelpreis das gesamte Werk eines Schriftstellers aus. Die Auswahl dürfte der 18-köpfigen Jury nicht ganz leicht fallen. Alfred Nobels Maßgabe, der Preis solle an ein "in idealer Weise herausragendes Werk" verliehen werden, lässt einigen Deutungsspielraum.
Dennoch gilt der Literatur-Preis als der bedeutendste unter allen Nobelpreisen. Und: Kaum ein Preisträger musste ihn mit jemand anderem teilen. Viermal jedoch gab es zwei Preisträger: 1904, 1917, 1966 und 1974.