FrauenGeschichte - Frauen schreiben Geschichte Camille Claudel gibt dem Naturalismus eine neue Ebene
Die Französin Camille Claudel (1864-1943) wurde von der Kunstgeschichte lange eindimensional gedeutet. Was sie besonders zermürbte, war der scheiternde Versuch, unabhängig von ihrem einstigen Lehrer und Geliebten Auguste Rodin als Künstlerin anerkannt zu werden.
Camille Claudels außergewöhnliches künstlerisches Talent zeigt sich früh, doch Frauen dürfen nicht an die Kunstakademie. Mit Unterstützung ihres Vaters wird sie Schülerin Rodins, bald darauf schon unbezahlte Gehilfin in dessen Pariser Werkstatt. Sie erhält dadurch Zugang zu einer Arbeitsumgebung, die sie für ihre Kunst braucht.
Künstlerin, Partnerin und Geliebte: Camille Claudel
Im Gegenzug stellt sie ihre Arbeitskraft, ihre Inspiration und beim Modellsitzen auch ihren Körper in den Dienst des aufstrebenden Bildhauers, dessen kongeniale Partnerin und Geliebte sie bald wird. Ihr tatsächlicher Anteil am Werk Rodins kann rückblickend nicht mehr klar bestimmt werden. Rodin denkt nicht daran, seine langjährige Lebenspartnerin für Camille Claudel zu verlassen. Zudem steht die enge Arbeitsverbindung mit ihm ihrer verdienten Anerkennung als eigenständige Künstlerin im Weg.
Camille Claudel macht sich unabhängig als Künstlerin
Weil sie das erkennt, nimmt sich Camille Claudel nach vielen gemeinsamen Jahren ein eigenes Atelier, versucht sich unabhängig von Rodin einen Namen zu machen - und hat damit zunächst Erfolg.
Doch auch wenn die Kunstkritik sie feiert, erscheint kaum ein Artikel über ihre Werke, der nicht auf Rodin als den großen Mann im Hintergrund verweist. Zudem bleiben die Käufer aus.
Wirtschaftlich ist die Künstlerin Camille Claudel nicht erfolgreich
Camille Claudels Kampf ums wirtschaftliche Überleben wird immer verzweifelter. Den finanziellen und emotionalen Rückhalt ihrer Familie hat sie längst verloren. Sie steigert sich in einen extremen Hass auf Rodin hinein, dem sie die Schuld an ihrem Misserfolg gibt. Sie lebt heruntergekommen und zerstört sogar eigene Kunstwerke.
Die letzten 30 Jahre ihres Lebens verbringt sie gegen ihren Willen hinter den Mauern einer psychiatrischen Anstalt, als Mensch wie als Künstlerin vergessen.
"FrauenGeschichte" auf Instagram
Viel zu oft standen Frauen, die Großes geleistet haben, im Schatten der Männer. Der BR-Instagram-Kanal "FrauenGeschichte" zeigt die weibliche Perspektive auf die Vergangenheit.