Fledermäuse Viele Arten auf der Roten Liste
Mopsfledermaus, Große und Kleine Hufeisennase, Fransen- oder Rauhautfledermaus: Das sind fünf der mehr als zwanzig Fledermausarten, die durch Deutschland flattern. Doch viele sind gefährdet.
In Deutschland wurden bislang 25 verschiedene Fledermausarten nachgewiesen. Die meisten Fledermausarten in Deutschland sind gefährdet, einige sogar vom Aussterben bedroht. Häufig anzutreffen sind bei uns beispielsweise die Zwergfledermaus, eine winzig kleine Fledermaus, oder das Große Mausohr. Mit einer Körperlänge von fast acht Zentimetern ist diese Art eine der größten Fledermausarten in Deutschland.
Fledermäuse wohnen gerne in der Stadt
Fledermäuse siedeln nicht nur in verlassenen Burgen und einsamen Höhlen, sondern suchen oft die Nähe zum Menschen: Sie sind sogenannte "Kulturfolger", die gerne mit in Haus und Hof siedeln. Abends zeigen sie im Schein der Straßenlaternen ihre rasanten Flugkünste, denn dort sammeln sich Insekten.
Hufeisennasen-Kolonie wächst
Von der Großen Hufeisennase gibt es nur noch eine einzige Kolonie in Deutschland: In Hohenburg in der Oberpfalz (Landkreis Amberg-Sulzbach) leben die Tiere auf dem Dachboden eines jahrhundertealten Hauses. Seit 2012 bemüht sich der Landesbund für Vogelschutz (LBV) vor Ort in einem von der EU und dem Bayerischen Naturschutzfonds finanzierten Projekt, die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Im März 2021 hieß es von Seiten des LBV, dass die Kolonie seit Projektbeginn 2003 von 37 Tieren auf über 337 Exemplare angewachsen ist. Im Jahr zuvor waren es noch 273 Tiere. Damit die "Große Hufeisennase" hier aber nicht mehr vom Aussterben bedroht ist, müsste die Art vor Ort auf 1000 Tiere anwachsen.
Auch die Kleine Hufeisennase ist sehr selten. In Deutschland ist sie nur noch in wenigen Bundesländern (Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) zu finden. Hufeisennasen machen ihrem Namen alle Ehre: Wie ein Schalltrichter stülpt sich ihr Riechorgan nach außen, denn sie produzieren ihre Ultraschalltöne durch die Nase. So können sie sich auch dann noch orientieren, wenn sie gerade die Schnauze voll haben.
"Fledermäuse sind streng geschützt. Nicht nur die Tiere, sondern auch ihre Quartiere stehen unter gesetzlichem Schutz."
Matthias Hammer von der Koordinationsstelle für den Fledermausschutz in Nordbayern
Jede Fledermausart braucht besonderen Schutz
Da jede Fledermausart ihre eigenen Lebensräume, Fress- und Lebensgewohnheiten hat, muss jede Art anders geschützt werden. Manche Fledermäuse leben auf Dachböden, andere in Wäldern, einige Arten jagen über Gewässern, andere am Boden.
So klingen Deutschlands Fledermäuse
Winzige Geschöpfe
Was alle Fledermäuse gemeinsam haben: Sie sind sehr klein. Selbst die größte Fledermaus in Deutschland, der Große Abendsegler, hat eine Körperlänge von nur rund acht Zentimetern. Seine Flügelspannweite misst im Vergleich dazu allerdings enorme vierzig Zentimeter. Die kleinste Fledermaus hierzulande, die Zwergfledermaus, wird dagegen nur rund vier Zentimeter groß und passt in eine Streichholzschachtel.
Der Gaumenschmaus der Fledermaus
Perfekt angepasst
Fledermäuse gibt es schon seit über fünfzig Millionen Jahren. Nach den Nagetieren sind sie die artenreichste Gruppe unter den Säugetieren. Sie zeigen eine große bioloische Viefalt und füllen so gut wie jede Nahrungsnische: Es gibt Vegetarier und Fleischfresser, Insektenjäger, Fischliebhaber und Froschgourmets, Blütenpollennascher und auch die legendären Vampire.
Spitze Zähne
In Deutschland beschränken sich Fledermäuse auf Insekten als Nahrung. Ihre spitzen Zähne brauchen sie zum Knacken der harten Käferpanzer und nicht für Halsschlagadern. Menschen bekommen die Zähne nur dann zu spüren, wenn sie ein Tier in die Hand nehmen. Dann versucht das Tier sich zu verteidigen.
Mückenjäger
Viele Fledermäuse haben sich auf Nachtinsekten spezialisiert wie Nachtfalter, Schnaken und Stechmücken. Bis zu 60.000 Mücken kann eine einzelne Fledermaus in nur einem Sommer fressen. Fledermäuse sind daher sehr wichtig für das ökologische Gleichgewicht, denn kein anderes Tier hat sich auf die Nachtinsekten als Nahrung spezialisiert.
Schleckmäuler
In den Tropen sieht der Speiseplan von Fledermäusen anders aus. Spitzmauslangzüngler zum Beispiel ernähren sich von Nektar, den sie nachts mit einem wahren Heißhunger aus blühenden Pflanzen schlecken. Bis zu 15 Gramm Nektar verspeisen sie pro Nacht. Das entspricht 150 Prozent ihres eigenen Körpergewichts.
Schlabberzunge
Ihren Namen verdanken die Spitzmauslangzüngler ihrer vier Zentimeter langen Zunge, mit der sie ihre Nahrung aus den Blüten holen. Dabei misst ein ausgewachsener Spitzmauslangzüngler nur acht Zentimeter. Bei der "Anoura fistulata" aus Ecuador ist die Zunge sogar bis zu 8,5 Zentimeter lang, das Tier selbst nur fünf Zentimeter.
Fledermaus frisst Fledermaus
In den Tropen lebt auch der Falsche Vampir, der Jagd auf kleine Papageien, Mäuse und andere Fledermäuse macht. Nicht Hasen, sondern frischen Fisch liebt hingegen die Hasenmaulfledermaus.
Echte Vampire
Vampirfledermäuse stillen ihren Hunger mit frischem Blut von Säugetieren, zum Beispiel von Rindern. Sie landen dicht neben dem schlafenden Tier und schneiden mit ihren winzigen Zähnen einen feinen Schlitz in dessen Haut. Dann lecken die Fledermäuse Blut, bis sie satt sind.
DDT mit drastischer Wirkung
Die Kleine Hufeisennase stößt ihre Laute durch die Nase aus. Deshalb ist diese wie ein Schalltrichter geformt.
Bis in die 1950er-Jahre kamen Fledermäuse in Deutschland häufig vor, doch der Einsatz von DDT in der Landwirtschaft machte der Fledermaus fast den Garaus. Das Pflanzenschutzmittel vernichtete im großen Stil ihr Hauptnahrungsmittel: Insekten. Der Fledermausbestand schrumpfte auf weniger als ein Zehntel der ursprünglichen Population.
Immer noch hungrig und zunehmend schlaflos
Seit einigen Jahrzehnten erholt sich der Bestand der Fledermäuse in Deutschland dank des intensiven Einsatzes von Naturschützern. Trotzdem ist Deutschland für Fledermäuse kein Paradies: Die Zersiedelung der Landschaft schmälert das Angebot an Nahrung. Insekten gibt es vor allem in abwechslungsreichen Gebieten wie Streuwiesen, an Waldrändern, auf Trockenrasen und Wiesen mit Hecken. Und die sind selten geworden.
Ebenso rar werden Schlafplätze für Fledermäuse: Alte Bäume mit gemütlichen Hohlräumen als Unterschlupf fehlen zunehmend. Moderne Bauweisen ohne Fugen und Ritzen sperren die Fledermaus aus. Doch ihr könnt mithelfen: In ganz Deutschland gibt es Projekte, die sich dem Schutz der Fledermäuse verschrieben haben.