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Fledermäuse Fledermaus gefunden - was nun?

Fledermäuse auf dem Dachboden, ein kleiner Flattermann unterm Schlafzimmer-Vorhang, ein kranker nächtlicher Jäger vor eurer Tür: Hier findet ihr Tipps und Tricks zum Umgang mit Fledermäusen.

Stand: 06.09.2022

Fledermaus sitzt auf Hand | Bild: BR

Ihr habt plötzlich eine Fledermaus im Haus? Das kann schnell passieren, denn Fledermäuse leben oft in der Nähe des Menschen, auch in unseren Städten. Auch im Schlafzimmer sind die kleinen, scheuen Jäger kein Grund zur Sorge. Wir verraten, was ihr tun müsst.

Fledermaus unterm Vorhang

Fledermaus-Hilfe

Hilfe bekommt ihr auch vom Landesfachausschuss Fledermausschutz NRW (NABU) mit Links zu Ansprechpartnern in allen Bundesländern. Weitere Infos hier:

Auf dem Weg in ihr Winterquartier halten insbesondere junge, unerfahrene Fledermäuse gekippte Fenster mit Gardinen dahinter für ein erstklassiges Versteck. Sie klammern sich oben an den Falten der Gardinen fest und schlummern dort tagsüber. Stört die Fledermaus am besten nicht im Schlaf und fasst sie nicht an, denn verschreckte Tiere können auch mal zubeißen. Am leichtesten werdet ihr sie wieder los, indem ihr das Fenster am Abend offen lasst: Die Fledermaus wird zum nächtlichen Jagen wieder ausfliegen. Danach solltet ihr das Fenster ein paar Tage geschlossen halten, damit nicht ausgerechnet euer Schlafzimmer zum Winterquartier erkoren wird.

Nachtjäger in Deutschland

Maus oder Fledermaus?

Wer sich nicht sicher ist, ob auf seinem Dachboden Mäuse oder Fledermäuse leben, kann das mit einer einfachen Methode feststellen: Fledermäuse produzieren kleine Kotpellets, die dem Kot von Mäusen ähneln. Fledermauskot lässt sich aber auf der Hand zerreiben, während sich der von Nagetieren kneten lässt.

Fledermäuse als Usprung viraler Erkrankungen

Weltweit sammeln und untersuchen Forscher Proben von Fledermauskot. Der Grund: Viele Viren, deren Ursprung nicht bekannt war, wurden auf Fledermäuse zurückgeführt. Laut einer internationalen Studie vom Dezember 2012 unter Leitung des Bonner Virenexperten Christian Drosten übertrugen sich die Erreger von Masern, Mumps und weiteren Krankheiten von den Tieren auf den Menschen. "Diese Tiere leben in sehr großen Sozialverbänden mit zum Teil Millionen Exemplaren", erklärte Drosten. "Der enge Kontakt begünstigt die Ansteckung untereinander und sorgt für eine große Vielfalt an zirkulierenden Viren."

Auch im Zusammenhang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kamen Fledermäuse im Jahr 2020 als Wirt neuer Viren wieder ins Gespräch. Aller Wahrscheinlichkeit nach existierte das neuartige Coronavirus zunächst nur in Fledermäusen. Über einen Zwischenwirt, möglicherweise das Schuppentier (Pangolin), sprang es auf den Menschen über.

Handschuhe tragen

Ein Großes Mausohr im Flug

Fasst einen Fledermaus-Findling bitte nur mit Handschuhen an. Fledermäuse sind Wildtiere und empfinden es als Angriff, wenn sie berührt werden. Sie versuchen sich zu verteidigen, und mit ihren spitzen Zähnen gelingt ihnen das normalerweise recht gut. In seltenen Fällen können dabei Krankheiten übertragen werden.

Geduld und ein sicheres Plätzchen

Bringt das Tier an einen sicheren, wettergeschützten Platz. Und habt Geduld: Wartet ab, ob die Fledermaus am Abend nicht von alleine wieder abfliegt. Wenn nicht, setzt das Tier in einen kleinen, mit Küchenkrepp ausgelegten Karton und benachrichtigt einen Fachmann für Fledermausschutz.

Einen Schluck zu trinken

Bietet der Fledermaus Wasser an. Das funktioniert am besten, wenn ihr dem Tier einen Wassertropfen auf dem Stiel eines Kaffeelöffels ans Maul haltet. Noch besser geht es mit einer Pipette. Bitte achtet darauf, dass kein Wasser in die Nasenlöcher gelangt.

Integration von Einheimischen und Zuwanderern

Großer Abendsegler - heißt Wintergäste willkommen

Fledermäuse - einheimische und zugereiste - kennen keine Berührungsängste. Das haben Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin herausgefunden. Einige Fledermausarten wie der Große Abendsegler kommen aus Skandinavien und Osteuropa nach Deutschland. Da alte Baumbestände und mit ihnen große Baumhöhlen schwinden, sind Fledermauskästen umso wichtiger, die bedrohte Art zu erhalten. Die Wissenschaftler wollten wissen, ob nur einheimische Fledermäuse in diesen Kästen nisten oder auch zugeflogene Wintergäste. Nach der Analyse von Fellproben und anhand der Beringung war klar: 70 Prozent der Großen Abendsegler stammen aus der Region, 30 Prozent sind Zuwanderer. Ein positives Beispiel für ein Integrationsprojekt, finden die Forscher.

Tollwut-Gefahr bei Fledermäusen

Deutschland gilt als tollwutfrei, doch das bezieht sich auf die für den Menschen gefährliche Fuchstollwut. Fledermäuse erkranken gelegentlich an einem eigenen Tollwut-Virus, dem "Europäischen Fledermaus-Tollwutvirus". Doch auch diese Erkrankung ist selten: Von 1977 bis 2022 wurden laut dem für Tierkrankheiten zuständigen Friedrich-Löffler-Institut (FLI) in Deutschland 364 mit Tollwut infizierte Fledermäuse gezählt.

Vorsicht ist dennoch angebracht: Auch an der Fledermaus-Tollwut kann man sterben. Das ist in Deutschland aber noch nie vorgekommen. Insgesamt sind nur wenige Einzelfälle in Europa bekannt. Solltet ihr gebissen werden: Lasst euch schnellstmöglich impfen! Die gängigen Tollwut-Impfstoffe helfen auch gegen den Fledermausvirus und können auch nachträglich verabreicht werden.

Woran ihr ein tollwütiges Tier erkennt

Tollwütige Fledermäuse befinden sich meist auf dem Boden und zeigen ein auffälliges Verhalten: Sie beißen um sich, attackieren Gegenstände, haben Schluckbeschwerden, sind oft orientierungslos oder zeigen Lähmungen, die sie flugunfähig machen. Wendet euch in diesem Fall unbedingt an die zuständigen Fledermausstellen. Jagende oder schlafende Tiere, herabgefallene Junge oder Fledermaus-Kot sind dagegen ungefährlich.

Aus dem Nest gefallen?

Aus dem Nest gefallene Fledermaus-Babys schreien jämmerlich, das hört man mit dem Fledermausdetektor. Findet man ein solches Junges, setzt man es einfach wieder in sein Quartier. Zuvor kann man es zur Stärkung mit ein paar Tropfen Wasser versorgen, die man ihm am besten vorsichtig auf einem Pinsel anbietet. Denn Fledermausjunge ertrinken schnell.

Ist das "Nest" nicht erreichbar, kann man der Mutter helfen, ihr Junges wiederzufinden. Man benötigt dazu eine Schüssel, damit der Findling nicht entwischt, eine Schachtel als Landeplatz und ein Tuch. Am Abend stellt man die Schachtel in die Schüssel, legt das Tuch darauf und setzt dort das Junge ab. Die Mutter hört die - für uns lautlosen - Schreie des Jungen und fliegt herbei, um das Junge aufzunehmen.


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