Schreie im Dunkeln Echoortung im Ultraschall
Laut schreiend fliegen Fledermäuse durch die Nacht, um sich zu orientieren. Wir können diese Rufe nicht hören, da sie im Ultraschallbereich ertönen. Aber wir können sie hörbar machen.

Jeder Ton, jedes Geräusch bewegt sich mittels Schallwellen durch den Raum. Treffen diese auf einen Gegenstand, werden sie als Echo zurückgeworfen und erlauben so die Ortung des Gegenstandes selbst. So funktioniert das Echolot in der Schifffahrt, und so funktioniert auch die Orientierung der Fledermaus.
Fledermaus-Schreie im Dunkeln
Nur scheinbar lautlos flitzen Fledermäuse durch die Nacht. In Wirklichkeit brüllen sie in einem fort, manche sogar so laut wie ein startender Düsenjet. "Fledermäuse warten nicht, dass die Information zu ihnen kommt, sondern sie schaffen sich ihre Daten über die Umwelt selber, indem sie laut in die Nacht hinaus schreien," beschreibt es der Diplombiologe Matthias Hammer von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Nordbayern.
Flüsternde Mopsfledermäuse
Doch wenn sie auf Jagd gehen, können sie auch flüstern. Wurde zumindest bei Mopsfledermäusen nachgewiesen. Forscherinnen und Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie im oberbayerischen Seewiesen haben dazu für ein Experiment einen Nachtfalter (Noctua Pronuba) an einer Angelrute befestigt, darüber ein Mikrofon. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im März 2018 im Fachmagazin "Functional Ecology": Je weiter sich die Mopsfledermäuse dem Nachtfalter näherten, desto leiser riefen sie.
"Die Mopsfledermäuse ziehen sich durch die Anpassung ihrer Echoortungslaute bei der Beutesuche eine akustische Tarnkappe auf und sind so sehr erfolgreiche Nachtfalterjäger."
Dr. Holger Goerlitz, Forschungsgruppenleiter, MPI Seewiesen
Während sich die Fledermäuse dem Falter näherten, verringerten sie mit jeder Halbierung der Strecke ihre ohnehin leisen Rufe um zunächst 40 Prozent, in der Endphase des Anflugs um 50 Prozent. Die Falter blieben ahnungslos - obwohl sie hören können. Doch offensichtlich rufen die Mopsfledermäuse zu leise für ihre Ohren.
Forschung zur Orientierung mit Ultraschall
Glasfassaden und Metallschilder für Fledermäuse gefährlich
Senkrechte Glasfassaden und andere glatte Flächen wie Metallschilder täuschen das Sinnessystem von Fledermäusen. Die Tiere knallen dagegen, weil sie meinen, freien Flug zu haben. "Die Echoortung wird hereingelegt", so Stefan Greif vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Pöcking-Seewiesen, der das Phänomen 2017 untersuchte. Greif hatte immer wieder bemerkt, dass Fledermäuse gegen senkrecht stehende Metallplatten oder in freier Wildbahn gegen Infotafeln fliegen, obwohl ihr Echolot sie normalerweise sicher durch die Nacht leitet.
Er schickte Exemplare des Großen Mausohrs durch einen Tunnel, bei dem drei Wände mit Filz belegt waren, die vierte war eine Metallplatte. Das Ergebnis: Von 21 Tieren kollidierten 19 mindestens einmal mit der Metallplatte, wenn diese senkrecht angebracht war. Mit anderen Flächen im Tunnel gab es keine Zusammenstöße. Auch wenn die Platte horizontal lag, flog kein Tier dagegen.
Die Signale der Fledermaus prallen an der glatten Fläche in einem anderen Winkel ab als sie aufkommen und gelangen daher nicht zurück zur Fledermaus. Erst aus der Nähe nimmt sie den Schall trotzdem wahr. Dann kann es für ein Wendemanöver allerdings schon zu spät sein.
Extrem reaktionsschnell auf Beutejagd
Fledermäuse reagieren blitzschnell auf Geräusche
Klimawandel wirkt sich auf Ultraschallortung aus
Ultraschall - der lautlose Lärm
Da ihre Rufe im Ultraschallbereich ertönen, sind sie für uns nicht hörbar. Ultraschallwellen sind zu hoch für das menschliche Ohr. Doch Fledermäuse oder auch Wale und Delfine nehmen diese hochfrequenten Töne wahr und nutzen sie zur Orientierung und zum Auffinden ihrer Beute. Erst über technische Geräte, wie etwa den "Batdetektor", der in mancher Fledermausnacht vorgeführt wird, werden die Fledermausschreie für uns hörbar: Verlangsamt und "tiefergelegt" können wir die kurzen Pfiffe wahrnehmen, die in der Nacht erschallen.
Europas Fledermäuse am Ultraschall-Ruf erkennen
Link
Fledermäuse sind nachtaktiv und entsprechend schwierig zu belauschen. Eine neue Software hilft Wissenschaftlern dabei, die verschiedenen Fledermaus-Arten anhand von zwölf typischen Ruf-Merkmalen zu identifizieren. Dafür benötigen sie eine Tonbandaufnahme der Ultraschall-Rufe und vergleichen diese mit dem akustischen Bestimmungsprogramm. Basis für das Online-Tool waren 1.350 ausgewählte Rufe von 34 europäischen Fledermausarten. Diese hatten die Forscher auf typische Merkmale hin analysiert. Ziel ist es, die Bestände der Fledermäuse erstmals europaweit zu erfassen.
Haftscheibenfledermäuse mit Megafon
Mit Haftscheiben festkleben
Einen besonderen Kommunikationstrick wendet eine Unterart der Haftscheibenfledermaus an, wie die Zoologinnen Gloriana Chaverri und Erin Gillam in den "Proceedings B" der britischen Royal Society im Oktober 2013 berichten: Diese Fledermausart verdankt ihren Namen speziellen Haftscheiben an den Füßen, mit denen sie sich an glatten Oberflächen festhält.