Komet 46P/Wirtanen Schweifstern war im Winter 2018 zu sehen
Das gab's lange nicht mehr: Ein Komet war gerade der Sonne und der Erde nah und dadurch so hell, dass Sie ihn leicht beobachten können. Im Fernglas ist Komet 46P/Wirtanen ein schönes Objekt.
Kometen sind eisige Gesellen vom fernen Rand des Sonnensystems. Immer wieder kommen sie von dort zu Besuch, umkreisen die Sonne und werden manchmal für kurze Zeit am Firmament sichtbar. Doch nur selten ist ein solcher Schweifstern hell genug, um ohne Spezialausrüstung gesehen zu werden. Jetzt haben Sie dazu Gelegenheit, denn der Komet 46P/Wirtanen war gerade der Erde und der Sonne ganz nah!
Der Schweifstern ist zugleich der Erde und der Sonne nah
Schon seit Wochen linsen Amateur-Astronomen mit Teleskopen nach 46P/Wirtanen. Der Komet war am 13. Dezember an seinem sonnennächsten Punkt, dem Perihel. Nur drei Tage später, am 16. Dezember, erreichte er auch seinen erdnächsten Punkt, das Perigäum. "Nur" etwa elf Millionen Kilometer der Komet, der etwas mehr als einen Kilometer im Durchmesser groß ist, von uns entfernt - etwa dreißigmal weiter als der Mond.
Sonnen- und Erdnähe zusammen sorgen dafür, dass 46P/Wirtanen sehr hell geworden ist, mit einer scheinbaren Helligkeit zwischen 4 und 5 mag (Stand: 17. Dezember). Wenn Sie bei absoluter Dunkelheit und einem sehr klaren Himmel nach ihm suchen, können Sie den Kometen sogar mit bloßem Auge sehen, oder besser: erahnen. Zumindest noch in den nächsten Tagen. Doch 46P/Wirtanen wird jetzt vermutlich zügig an Helligkeit verlieren, denn er entfernt sich inzwischen wieder von Erde und Sonne.
Anders als bei einem Stern, dessen punktförmiges Licht klarer zu sehen ist, verteilt sich die angegebene scheinbare Helligkeit von 46P/Wirtanen auf die Koma des Kometen, die diffuse Wolke aus Staub und Gas, die den Kometenkern umgibt und von der Erde aus gesehen jetzt noch etwa so groß ist wie der Vollmond.
Mit anderen Worten: ein schimmernder Matschfleck, der nicht so gut zu sehen ist wie ein Stern von gleicher Helligkeit. Im Fernglas ist 46P/Wirtanen aber ein sehr sehenswertes Objekt. Der Kometenschweif ist allerdings erst mit einem Teleskop wirklich gut erkennbar.
Wann und wo? Tipps zur Beobachtung des Kometen
46P/Wirtanen wandert sehr schnell über den Sternenhimmel: Allabendlich zieht der Komet einige Fingerbreit weiter. Daher ändern sich die Beobachtungs-Bedingungen für Wirtanen täglich ein bisschen. Und der Komet wählt gerade einen für uns günstigen Weg übers Firmament:
Komet hoch am Firmament in finstrer Nacht
46P/Wirtanen zieht steil empor durch die Winter-Sternbilder Stier und Fuhrmann auf den Großen Wagen zu. Günstig, denn diese Sternbilder stehen jetzt hoch am Himmel. Sobald der Himmel richtig finster ist, können Sie sich auf die Suche nach dem Kometen machen.
Die störenden Dunstschichten des Horizonts lässt Komet 46P/Wirtanen bald nach seinem Aufgang weit hinter sich und steht in den Stunden um Mitternacht fast senkrecht über uns. Das ist toll für Sternwarten, für viele kleinere Teleskope allerdings zu steil. Doch das zarte Licht des Kometen ist besser zu sehen, wenn er über uns im Zenit steht. Erst in den Morgenstunden versinkt er im Westen.
Ab dem 21. Dezember geht 46P/Wirtanen überhaupt nicht mehr unter: Jetzt ist er im Sternbild Fuhrmann angelangt und damit dem Polarstern so nahe, dass er selbst zirkumpolar geworden ist: Tag und Nacht steht der Komet über dem Horizont.
Schweifstern zur Weihnacht vom Mond gestört
Der Mond stört in den kommenden Nächten leider sehr: Er rückt dem Kometen immer näher und zieht vom 19. bis 21. Dezember mit fast voller Scheibe durch den Stier, unter dem Kometen hindurch. Zu Weihnachten steht der Schweifstern zwar hoch am Himmel, ist aber nicht ideal zu beobachten. Erst in der letzten Dezemberwoche nimmt die helle Mondscheibe wieder genügend Abstand. Doch dann wird auch der Komet 46P/Wirtanen schnell dunkler, weil er sich wieder von Erde und Sonne entfernt.
Schön und schwierig
Komet fotografiert?
Wenn Sie den Kometen beobachten wollen, sollten Sie jede störende Lichtquelle meiden. In einem lichtstarken Fernglas (auf einem Stativ!) erscheint der Komet als grünlicher, etwas matschiger Fleck. Durch ein Teleskop betrachtet ist er richtig beeindruckend und zeigt auch einen zarten Schweif. Tipp: Fragen Sie in einer Sternwarte in Ihrer Nähe nach!
Der Kometenschweif
Ein solcher Schweif wächst, wenn sich ein Komet der Sonne nähert. Sie erhitzt den Eisball und sorgt dafür, dass Gase und Eispartikel aus dem Kometen austreten und den typischen Schweif bilden. Eigentlich sogar zwei Schweife: einen weißlichen Staubschweif und einen grünlichen Ionenschweif.
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Ein Schweif fliegt auch mal voraus
Der größere Ionen- oder Plasma-Schweif zieht übrigens nicht hinter dem Kometen her, sondern weist immer von der Sonne weg, da die leichten Ionen vom Sonnenwind "davongeblasen" werden. Der Schweif kann also auch seitlich vom Kometen wegweisen oder fliegt ihm gar voraus, wenn der Komet sich von der Sonne wieder entfernt. Der kürzere, leicht gekrümmte Staubschweif, der sich bei manchen Kometen bemerkbar macht, zieht dem Kometen hinterher.
Komet im Banne von Jupiter
Mehr über Kometen
Kometen-Umlaufbahnen sind normalerweise stark elliptisch: Die Schweifsterne ziehen nahe an der Sonne vorbei und entfernen sich dann wieder bis an den Rand des Sonnensystems. Viele der Kometen sind periodisch, kommen also immer wieder mal in die Nähe der Sonne, wenn auch manchmal erst nach vielen Jahrtausenden.
46P/Wirtanen gehört allerdings zu einer ganz speziellen Sorte von Kometen, der sogenannten Jupiter-Familie: Zwar ist er wohl einst vom Rande des Sonnensystems gekommen, geriet dann aber unter den gewaltigen Gravitationseinfluss von Jupiter, dem größten Planeten. Der hat Wirtanen in seinen Bann geschlagen und die Bahn des Kometen so verändert, dass er sich nicht mehr weit entfernt: Der sonnennächste Punkt von Komet Wirtanen liegt nur ein kleines Stück außerhalb der Erdumlaufbahn, sein sonnenfernster Punkt befindet sich etwa auf der Höhe von Jupiters Umlaufbahn. Daher ist 46P/Wirtanen auch ein kurzperiodischer Komet, der die Sonne einmal alle 5,4 Jahre umkreist. Zum Vergleich: Jupiter braucht pro Runde um die Sonne fast zwölf Jahre, unser äußerer Nachbar Mars etwa zwei. Kometen vom Rande des Sonnensystems haben dagegen manchmal Umlaufperioden von Hunderten von Jahren.
Umlaufbahn von Wirtanen ähnelt der eines Planeten
Nachlesen
Die Umlaufbahn des Kometen 46P/Wirtanen ähnelt auch in einem anderen Punkt den Bahnen der Planeten: Sie ist mit rund elf Grad nur geringfügig zur Planetenebene (Ekliptik) geneigt: Auch Merkurs Bahn liegt um 7 Grad schief, Plutos sogar gut 17 Grad. Die Inklination von Kometen ist häufig sehr viel größer, manche kreisen fast senkrecht zur Planetenebene um die Sonne. Auch das zeigt, wie stark Wirtanen unter Planeten-Einfluss geraten ist.
Seit der Komet 46P/Wirtanen im Jahre 1948 von dem US-Astronomen Carl Alvar Wirtanen entdeckt wurde, geriet er zweimal so nahe an Jupiter, dass der gigantische, massereiche Planet die Umlaufbahn des kleinen Kometen erneut veränderte: 1972 und 1984. Davor war Wirtanen etwas weiter weg und kreiste ein wenig langsamer als heute.
Mit seiner Umlaufzeit von 5,4 Jahren ist der Komet nur selten zugleich mit seinem nächten Punkt zur Sonne auch der Erde nah. Bei seinem vorausgehendem Perihel im Jahr 2013 war die Erde genau auf der anderen Seite der Sonne, bei der nächsten Annäherung wird es ebenso sein. Also: Nutzen Sie die Gelegenheit in diesem Jahr!
Ursprüngliches Ziel der Sonde Rosetta
46P/Wirtanen wäre fast berühmt geworden, denn ursprünglich war dieser Komet das Ziel der Kometensonde Rosetta. Doch die verpasste den rechtzeitigen Abflug, um Wirtanen noch zu erreichen. Stattdessen machte sie sich auf den Weg zu Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ("Tschuri"), den sie zwei Jahre lang umkreiste.
Am 4. Januar wird sich der Komet 46P/Wirtanen womöglich nochmals bemerkbar machen - mit einem Gruß aus der Vergangenheit: Da kommt die Erde einer alten Staubspur nahe, die der Komet im Jahr 1974 bei einer Runde um die Sonne hinterlassen hat. Wenn diese Staubteilchen auf die Erdatmosphäre treffen, blitzen Sternschnuppen an unserem Nachthimmel auf!
Zeitangaben im "Sternenhimmel"
Auf- und Untergangszeiten für München
Alle Zeitangaben sind für den Standort München berechnet. Insbesondere bei Auf- und Untergangszeiten müssen Sie für andere Orte in Deutschland einige Minuten hinzuzählen oder abziehen.
Faustregel: Pro Längengrad ostwärts ziehen Sie vier Minuten ab, westwärts zählen Sie pro Grad vier Minuten dazu.
Die Abweichung pro Breitengrad ist dagegen abhängig von Jahreszeiten und Himmelsrichtung des beobachteten Objekts. Im extremsten Fall - etwa dem Sonnenaufgang im Winter - weichen die Zeiten im äußersten Norden Deutschlands um etwa eine halbe Stunde ab.
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