Medienveränderung Fakten
Der digitale Graben ist auch heute noch vorhanden. Wer Medien kompetent nutzen kann, ist auf der sicheren Seite. Verbirgt sich dahinter auch eine Wissenskluft?
Erst 1991 wurde das bis dahin nur für militärische und gelegentliche wissenschaftliche Zwecke genutzte Internet von Tim Berners-Lee aus seinem Winterschlaf gerissen. Die Arbeitsgruppe um Tim Berners-Lee im europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf war seit 1989 damit beschäftigt, taugliche Standards für den weltweiten Austausch der Daten über das Netz zu entwickeln. Ursprüngliche war ihr Ziel, wissenschaftliche Ergebnisse auszutauschen. Erst 1993 wurden dort die bis heute gängigen Standards HTML und HTTP, die Beschreibungssprache der WWW-Dateien und das Übertragungsprotokoll festgelegt, die den weltweiten Datenaustausch ermöglichen (vgl. Zimmer S.189).
"Das World Wide Web ist eine großräumige Hypermedia-Initiative zur Informationsbeschaffung mit dem Ziel, den allgemeinen Zugang zu einer großen Sammlung von Dokumenten zu erlauben."
(Tim Berners-Lee 1991)
Das heutige Internet kann weit mehr! Es gibt E-Mails, Internet-Telefonie, Fernsehen aus dem Internet, Datenspeicher und die vielen Milliarden Webseiten, die Inhalte darstellen. 20 Jahre WWW. Was ist heute daraus geworden? Die Zahl der Webseiten wächst stetig. Kaum ein Unternehmen kann es sich leisten, nicht im Netz vertreten zu sein, und die Anzahl der Online-Angebote wie Nachrichtenseiten, Shops oder soziale Netzwerke steigen ebenso rasant an. Für viele Menschen ist ein Alltag ohne Google oder Wikipedia, selbst ohne facebook und twitter, kaum vorstellbar. Und die Entwicklung von Smartphones mit Internetzugang ermöglicht zu jeder Zeit und fast an jeden Ort einen Zugang zum Netz. Gibt es heute überhaupt noch eine digitale Kluft?
Internetnutzung seit 10 Jahren verdoppelt
1997 surften 4,1 Millionen Bundesbürger, im Frühjahr 2000 betrug die Anzahl der Nutzer bereits mehr als das Sechsfache (24,8 Mio.) und liegt damit bei 38,8 Prozent. Heute sind drei von vier Deutsche im Netz (ARD/ZDF-Online-Studie 2011). 51,7 Millionen Erwachsene nutzen das Internet. 73,3 Prozent der Deutschen sind online, 2010 waren es noch 69,4 Prozent. Deutschland stellt den größten Internetmarkt in Europa dar. Betrachtet man aber die Onlinenutzer im Verhältnis zur Bevölkerung, liegendie Niederlanden und die skandinavischen Länder vorn, da in diesen Ländern inzwischen neun von zehn Bürgern über einen Zugang zum Internet verfügen. Die Zahl der Internetnutzer hat sich in Deutschland in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Der digitale Graben scheint auf den ersten Blick gebannt, doch bei näherem Hinsehen ist die Realität eine andere. Immerhin sind es noch 26, 7 Prozent der deutschen Bevölkerung, die das Internet gar nicht nutzen, laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 oder nur gelegentlich.Besonders auffällig ist jedoch, dass nicht die fehlende Technik den Zugang zum WWW verhindert ( in 77 Prozent aller bundesdeutschen Haushalte steht ein Computer), sondern eher die Kenntnisse, wie man kompetent und sinnvoll das Internet nutzen kann.
„So zeigt sich letztendlich die digitale Spaltung auch im Umgang mit den Angeboten im Netz. Ein (kleinerer) Teil der Onliner ist durch die Informationsvielfalt im Netz besser informiert denn je. Der Großteil nutzt die vorhandenen Möglichkeiten nicht so ausgiebig und holt sich das aus dem Netz, was auch in den „alten“ Medien Fernsehen, Radio und Print die meisten Nutzer garantiert“ interpretieren Birgit van Eimeren und Beate Frees die Ergebnisse der ARD/ZDF Online Studie 2011.
Das Fernsehen ist heute immer noch das Leitmedium. Noch gelingt es ihm ein Massenpublikum zu mobilisieren. Zunehmend beziehen sich aber die klassischen Medien und das Internet auf einander. Ein Beispiel welche Bedeutung die Verbreitung von Informationen über das Netz hat, zeigte sich auch bei den Geschehnissen im Februar 2011: Für die arabische Revolution wurden Internetplattformen, wie facebook, twitter und Blogs genutzt, um die Bevölkerung zu mobilisieren - mit Unterstützung des Satellitenfernsehn Al Jazeera.