Traum und Albtraum Wie das Träumen funktioniert
Wir träumen von fantastischen Begebenheiten und den fiesesten Horrorszenarien. Alles kann nachts in unseren Träumen passieren. Aber sind Träume Botschafter des Unterbewusstseins oder nur Abfallprodukte des schlafenden Gehirns?
Träume sind eine allnächtliche Angelegenheit: Jeder Mensch träumt, auch wenn sich nicht jeder Mensch am nächsten Tag an die Träume erinnert. Geträumt wird übrigens in jeder Phase des Schlafes - aber besonders viel und besonders lebhaft in der REM-Phase des Schlafes. Die tritt hauptsächlich in der zweiten Nachthälfte auf. In dieser Phase ist das Gehirn genauso aktiv wie während der Wachphasen am Tag. Der Körper hingegen ist wie gelähmt, alle Muskeln sind erschlafft - was praktisch ist, denn ansonsten würden der eine oder andere vielleicht mitten im Traum aus dem Bett plumpsen.
Klar ist: Menschen träumen. Ob auch Tiere träumen, ist nicht abschließend geklärt, was hauptsächlich daran liegt, dass man sie nicht fragen kann. Das ist überhaupt das Problem der Traumforschung: Üblicherweise lassen sich Träume nur untersuchen, indem man einen Träumenden weckt und fragt.
Warum träumen Menschen?
Es gibt verschiedene Hypothesen, was das mit dem Träumen soll: Evolutionsbiologische Theorien versuchen im Träumen eine Überlebensstrategie zu sehen. Im Traum kann der Mensch Angst üben und so auch in einer realen Situation angemessen reagieren. Wenn man Angst hat und schnell weglaufen kann, hat man eine höhere Überlebenschance. Heute vermuten einige Psychologinnen und Psychologen, dass Träume beim Problemlösen helfen: Im Traum werden alte Informationen mit neuen gemischt, sodass es zu kreativen Lösungen kommen kann. Das Stichwort liegt hier auf "kreativ": Denn Träume werden oft von Emotionen und Gefühlen gesteuert und beziehen sich oft auf das, was wir erleben und was uns beschäftigt.
Andere Forscher nehmen an, dass Träume einfach Abfallprodukte der nächtlichen Hirntätigkeit sind. Es ist gut belegt, dass während des Schlafes Gedächtniskonsolidierung stattfindet: Dinge, die tagsüber gelernt werden, werden im Schlaf weiterverarbeitet und abgespeichert. Ob das Träumen dabei eine Rolle spielt, ist ungeklärt. Und diese Prozesse laufen ab, egal, ob man sich morgens an Träume erinnert oder nicht.
Ideen, die im Traum entstanden sind
Viele Menschen haben regelmäßig Albträume
Woher der Begriff Albtraum kommt
Das Wort Albtraum wird auf "Alben" - Elfen aus der germanischen Mythologie - zurückgeführt. Sie sollen für Träume zuständig gewesen sein. Man stellte sich gern vor, wie sie auf der Brust des Schlafenden hocken - was auch die ältere Bezeichnung "Albdruck" erklärt.
Albträume quälen jeden ab und an: Fünf bis zehn Prozent aller gesunden Erwachsenen leiden unter wiederkehrenden Albträumen, traumatisierte oder kranke Menschen noch viel häufiger. In vielen Albträumen tauchen unbekannte Wesen auf, Monster oder ähnlich unnatürliche, bösartige Kreaturen. Sie jagen die Träumenden und wecken eine existentielle Angst, die sie schweißgebadet und mit rasendem Herzen aufwachen lassen.
Albträume treten meistens in der REM-Schlafphase auf
Solche Albträume treten fast immer während der sogenannten REM-Schlafphase (Rapid Eye Movement) auf: Das Gehirn ist hochaktiv, während alle Muskeln entspannt sind, nur die Augäpfel rollen hinter den Lidern noch hin und her. Das ist nicht nur gut fürs Träumen, sondern auch beim Träumen: Dieses Außerkraftsetzen des Körpers verhindert, dass sich der Träumer beim Kampf mit dem Dämon verletzt.
Manchmal schlägt sich sogar die Muskelentspannung selbst im Traum nieder: Wenn der Träumer vor dem Schreckgespenst fliehen will, aber wie festbetoniert stehen bleibt; wenn er um Hilfe schreien will, aber stumm bleibt; oder wenn ihm wahlweise das Monster oder die Angst davor die Luft zum Atmen nimmt. In der REM-Phase sind sogar die Atemmuskeln gehemmt, schnelles Atmen ist unmöglich. Die Biologie dieser Schlafphase kann das Durchlebte also noch verstärken - ein Albtraum im Albtraum.
Frauen, Kinder und Jugendliche haben häufig Albträume
Frauen leiden bis zu dreimal häufiger unter Albträumen als Männer. Am schlimmsten betroffen sind allerdings Kinder und Jugendliche. Kinder - genau wie Erwachsene - verarbeiten im Schlaf Wünsche, Sorgen, aber auch Ängste. Allerdings können Kinder noch nicht so gut mit Ängsten umgehen. Alles, was neu und unbekannt ist, wirkt auf sie bedrohlich und kann zur Vorlage für nächtliche Horrorfantasien werden.
Während Albträume zum Träumen dazugehören, ist auch hier das Maß entscheidend: Wenn ihr jede Nacht von Albträumen heimgesucht und gequält werdet, kann das zu Schlafstörungen und dadurch tagsüber zu verminderter Leistungsfähigkeit bis hin zu Depressionen führen. Auch für die Gesundheit können regelmäßige Albtraum-Attacken belastend sein. In so einem Fall ist therapeutische Hilfe wichtig: Auf zum Arzt!
Pro-Tipp: Möglichst entspannt ins Bett
Bei gelegentlichen Albträumen helfen einfache Rituale vor dem Zu-Bett-Gehen. Ob das heiße Milch mit Honig ist, ein Entspannungsritual, Baden, Lesen, Spazierengehen oder die Beschäftigung mit anderen Dingen - wichtig ist, mit anderen Gedanken ins Bett zu gehen, frei von Belastungen und Sorgen des Tages.
Sendungen zu den Themen Träumen und Schlafen:
- "Richtig gut schlafen - wie wir nachts zur Ruhe kommen": Quarks, ARD alpha, 19.07.2024, 18.45 Uhr
- "Der Schlaf - des Todes kleiner Bruder": ARD alpha, 17.04.2024, 22.15 Uhr
- "Gesund schlafen": alpha-thema Gespräch, ARD alpha, 17.04.2024, 21.45 Uhr
- "Endlich wieder schlafen": ARD alpha, 17.04.2024, 21.00 Uhr
- "Schlafen - Wer bin ich in meinen Träumen?" Nah dran, Bayern 2, 05.04.2024, 09.05 Uhr
- "Gesund schlafen": Planet Wissen, ARD alpha, 31.03.2024, 15 Uhr
- "Gesund schlafen": Planet Wissen, SWR, 19.01.2024, 10.55 Uhr
- "Richtig gut schlafen - wie wir nachts zur Ruhe kommen": Quarks, WDR, 28.09.2023, 11.15 Uhr
- "Können wir länger wach bleiben?": 42 – Die Antwort auf fast alles, ARD alpha, 18.07.2023, 18.15 Uhr
- "Deshalb schlafen wir": Science Talk, SWR, 10.06.2023, 08.00 Uhr
- "Schlaf-Irrtümer": aktiv und gesund, BR, 25.05.2023, 14.10 Uhr
- "Schlaf gut! Hilfe gegen unruhige Nächte": alpha-thema Schlafen, ARD alpha, 23.03.2023, 21.00 Uhr
- "Besser schlafen, besser träumen - Aber wie?": Planet Wissen, ARD alpha, 14.01.2023, 15.00 Uhr
- "Gesund schlafen": Planet Wissen, ARD alpha, 09.01.2023, 13.30 Uhr
- "Schlafen und Leistungsfähigkeit": alles wissen, hr, 15.12.2022, 20.15 Uhr
- "Was sind die häufigsten Schlafstörungen?": 1000 Antworten, SWR, 26.11.2022
- "Zu wenig Schlaf macht egoistisch": SWR2 Impuls, 25.08.2022
- "Besser schlafen": Gut zu wissen, BR, 12.11.2021, 16.30 Uhr
- "Schlafstörungen": aktiv und gesund, BR, 27.10.2021, 14.15 Uhr
- "Besser schlafen, besser träumen - Aber wie?": Planet Wissen, ARD alpha, 14.07.2021, 18.15 Uhr
- "Arbeiten nach der inneren Uhr - Immer erst ausschlafen!" W wie Wissen, Das Erste, 21.03.2020, 16.00 Uhr
- "Guter Schlaf - er wäre so schön": alpha-thema Gespräch, ARD alpha, 27.12.2019, 18.00 Uhr
- "Schlaflos in Deutschland": W wie Wissen, Das Erste, 25.12.2019, 19.30 Uhr
- "Die Wahrheit über unseren Schlaf": alpha-thema Schlafforschung, ARD alpha, 23.12.2019, 20.15 Uhr
- "Schlafmangel: Schädlich für Körper und Geist": Gesundheit!, BR, 05.11.2019, 19.00 Uhr
- "Die Uhr in uns - wenn der falsche Takt gefährlich wird": odysso, ARD alpha, 26.03.2019, 17.00 Uhr
- "Traumhaft schlafen!": odysso, SWR, 07.02.2019, 21.00 Uhr
- "Schlafmangel und seine Folgen": Gut zu wissen, BR, 05.01.2019, 19.00 Uhr
- "Tu was für einen besseren Schlaf": Gesundheit!, BR, 23.10.2018, 20.15 Uhr
- "Angehäuftes Schlafdefizit: Lässt sich Schlafmangel ausgleichen?": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 30.05.2018, 18.05 Uhr
- "Schlafprobleme - die neue Volkskrankheit": Xenius, BR, 27.05.2018, 18.45 Uhr
- "Stufen des Bewusstseins": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 19.04.2018, 18.05 Uhr
- "Zwischen Träumen und Wachen": radioWissen, Bayern 2, 18.01.2018, 15.05 Uhr
- "Schlafstörungen - die neue Volkskrankheit": Faszination Wissen, BR, 28.10.2017, 16.15 Uhr
- "Nachtruhe": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 01.06.2017, 18.05 Uhr
- "Gut schlafen - Im Takt der inneren Uhr": Planet Wissen, 04.08.2016, 11.00 Uhr
- "Das Geheimnis des guten Schlafes": freizeit, BR, 26.03.2009, 18.45 Uhr