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Warum wir schlafen Im Schlaf wird das Gehirn aufgeräumt

Zu viel davon macht schlapp, zu wenig krank, ohne geht es nie: Schlaf. Während ihr schlaft, sind euer Körper und euer Geist höchst produktiv. Was genau passiert beim Schlafen?

Stand: 20.03.2024

Nachts im Körper: Was passiert, wenn wir schlafen

Schlafen ist eine biologische Grundfunktion des Lebens - genau wie Essen und Trinken. Doch ebenso wie bei der Nahrungsaufnahme ist weder zu viel noch zu wenig davon gut. Wie viel Schlaf ihr genau braucht, kommt ganz auf euch an, denn jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse. Auch wann ihr müde seid und schlafen wollt, ist eine individuelle Angelegenheit. Fakt ist: Zu wenig, aber auch zu viel Schlaf kann krank machen.

Erholung und Schlaf sind für uns lebensnotwendig

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Spart Schlafen Energie?

Entgegen der landläufigen Ansicht ist Schlaf nicht unbedingt eine Energiesparmaßnahme des Körpers, denn im Schlaf ist der energetische Grundumsatz fast so hoch wie im Wachzustand. Der Schlaf ist auch nicht unbedingt dazu da, um dem Körper Ruhe zu verschaffen, denn das könntet ihr auch, wenn ihr es euch auf der Couch gemütlich macht. Auch für den Geist ist der Schlaf keine Ruhepause: Das Gehirn ist während des Schlafes teils aktiver als am Tag. Doch warum muss man dann schlafen?

Im Schlaf laufen lebenswichtige Prozesse ab

Oberflächlich betrachtet ist der Schlaf ein Off-Modus eures Körpers: Eure Sinne sind eingeschränkt, ihr reagiert fast gar nicht auf äußere Reize und euer Bewusstsein ist ebenfalls abwesend. In Wirklichkeit jedoch finden in dieser Zeit lebenswichtige Prozesse statt: Nervenzellen verknüpfen sich, Proteine werden aufgebaut, Hormone ausgeschüttet. Während ihr schlaft, laufen in euren Körpern wichtige Wundheilungsprozesse ab, das Immunsystem stabilisiert sich, eure Zellen regenerieren sich, Kinder wachsen. Im Schlaf wird euer Gehirn entrümpelt, Eindrücke und Erlebnisse des Tages werden sortiert, verworfen, abgespeichert. Euer Immunsystem ist am Werkeln, eure Hautzellen erneuern sich. Der Schlaf ist ein physiologischer und psychologischer Reset - ohne Schlaf könnt ihr nicht leben. In einer im Februar 2024 erschienene Studie konnten Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) die große Bedeutung des Schlafs für die Vervollständigung von Teilinformationen und die Verarbeitung von komplexen Ereignissen im Gehirn nachweisen. Wer schläft, erinnert sich besser an komplexe Zusammenhänge, so das Fazit der Arbeit.

Schlafen: ein How-To für euren Körper

  • Wenn es draußen dunkel wird, produziert die Zirbeldrüse im Gehirn das Schlafhormon Melatonin. Die innere Uhr sagt: "Ab ins Bett!" Im Idealfall gleitet ihr in die Kissen und schlaft ein. Übrigens: Künstliches Licht stört die Melatoninproduktion. Deshalb kann es ratsam sein, einige Stunden vor eurer Nachtruhe die Augen von Bildschirmen, Smartphones und Laptops zu lassen.
  • Über die Einschlafphase gelangt ihr in leichte bis mittlere Schlafphasen, bis hin zur Tiefschlafphase und schließlich zur REM-Phase. Ein solcher Zyklus dauert rund 90 Minuten und wiederholt sich mehrmals pro Nacht.
  • In den Tiefschlafphasen erholt und erneuert sich euer Körper am intensivsten. Ihr atmet langsamer, euer Puls und Blutdruck sinken, die Muskeln sind locker. Das Gehirn schüttet vermehrt Wachstumshormone aus: Kinder wachsen, neue Zellen werden gebildet. Schlafwandlerinnen und Schlafwandler werden in diesen Phasen ihres Schlafes aktiv.
  • In der REM-Phase (Rapid Eye Movement) wird es für euren Körper dann richtig anstrengend: Messungen der Hirnströme haben gezeigt, dass das Gehirn ähnlich aktiv ist wie im Wachzustand. Die Augen bewegen sich ruckartig hin und her (daher der Name dieser Schlafphase), das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt. Eigentlich würdet ihr euch heftig bewegen, doch eure Muskeln werden durch eine Art Lähmungszustand in Schach gehalten - bis auf die Atmung. Übrigens träumt ihr in allen Phasen eures Schlafes, nicht nur während der REM-Phase.
  • In der ersten Nachthälfte schlaft ihr am tiefsten. Rund vier Stunden nach dem Einschlafen ist eure biologische Geisterstunde: Dann ist die Körpertemperatur am niedrigsten, der Melatoninstand am höchsten. In dieser Phase beginnt der Körper zunehmend Cortisol auszuschütten – ein Stresshormon, das als Wachmacher arbeitet. Bis zum Morgen erreicht der Cortisolspiegel dann seinen Höchststand und sorgt dafür, dass ihr wieder wach werdet, ganz ohne Wecker.


... übrigens könnt ihr bis zu 28 Mal pro Nacht aufwachen. Das ist normal. Üblicherweise schlaft ihr gleich wieder ein und erinnert euch nicht mehr daran.

Von schlafenden Giraffen, Quallen, Vögeln und Insekten

Wir Menschen sind nicht alleine mit unserem Bedürfnis nach Schlaf: Auch Tiere müssen regelmäßig schlafen, auch wenn sich die Art und Weise sowie die Dauer des Schlafes unterscheiden. Giraffen kommen beispielsweise mit rund zwei Stunden pro Tag zurecht und Flamingos stehen nur auf einem Bein während sie schlafen. Nicht nur die Säugetiere schlafen, sondern auch Vögel, Fische, Reptilien und Insekten. Sogar Quallen oder Fadenwürmer legen Ruhephasen ein.

Aber warum brauchen all diese Lebewesen den Schlaf, wenn Bakterien, Pflanzen und Pilze prima ohne Nickerchen auskommen?

Unsere Nervenzellen brauchen Schlaf

Nach Jahrzehnten der Forschung gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon aus, dass das Schlafbedürfnis an einer bestimmten Art von Zelle liegt: nämlich Neuronen, also Nervenzellen. Zusammen mit den Gliazellen bilden die Nervenzellen unser Nervensystem. Sie sind hauptsächlich für die Signalübertragung verantwortlich und kommunizieren untereinander über elektrische Impulse. Neuronen verarbeiten für euch Sinneseindrücke, ihr fühlt und denkt mit euren Nervenzellen, sie steuern eure Bewegungen und ermöglichen es, dass ihr lernt und euch erinnern könnt.

Im Schlaf wird unser Gehirn aufgeräumt

Im Schlaf regenieren sich unsere Nervenzellen. Dann wird im Gehirn aufgeräumt.

Der Schlaf, so die Vermutung, könnte unter anderem dazu dienen, dass diese ständig feuernden Nervenzellen sich regenerieren können. Dazu kommen sie nämlich nicht, während ihr wach seid. So sammeln sich tagsüber immer mehr Abfallstoffe - bestimmte Nährstoffe, Moleküle, Proteine und Fette - im Gehirn an, die nicht leicht entsorgt werden können. Der Grund: Platzmangel. Nachts aber schrumpfen die Gliazellen, zwischen den Nervenzellen ist mehr Platz. Die Hirnflüssigkeit kann somit Abfallstoffe leichter aufnehmen und abtransportieren. Euer Schlaf wäre demnach unerlässlich dafür, dass in eurem Gehirn die Müllabfuhr kommen kann.

Sendungen zum Thema Schlaf:


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