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Antibiotika in Lebensmitteln Resistente Keime lauern nicht nur im Fleisch

735 Tonnen Antibiotika werden in der industriellen Tierhaltung in Deutschland jährlich verfüttert – auch das birgt Risiken. Superkeime können vom Tier auf den Menschen überspringen. Doch davor kann man sich schützen.

Stand: 21.04.2021

Antibiotika und resistente Keime gehören fast schon untrennbar zusammen. zusammen. Deshalb sind auch die knapp 735 Tonnen Antibiotika, die jedes Jahr  in der industriellen Tierhaltung allein  in Deutschland verfüttert auch eine Gefahr für Mensch und Tier. Denn auch in Tieren entwickeln sich resistente Bakterien, die wir mit dem Fleisch mitessen. Im Bild: Käfige mit Hühnern in einer langen Reihe | Bild: picture-alliance/dpa

Die vielen Tonnen Antibiotika, die in der industriellen Massentierhaltung in Deutschland jährlich verfüttert werden, sind eine Gefahr für Mensch und Tier. Denn auch in Tieren entwickeln sich resistente Bakterien, die wir mit dem Fleisch mitessen. Ungeahnte Übertragungswege können sogar Veganer krank machen.

Erforschung neuer Antibiotika: Hilfe gegen multiresistente Bakterien

Vom Tier zum Mensch – Übertragung von Antibiotikaresistenzen

In Tieren können krankmachende Bakterien, wie zum Beispiel Salmonellen, Antibiotika-Resistenzen entwickeln, die dann über die Nahrung auf den Menschen übertragen werden. Die resistenten Bakterien gefährden uns dann bei einer Antibiotika-Behandlung ganz unmittelbar.

Weniger offensichtlich ist das Risiko, wenn die Resistenzen bei den sogenannten kommensalen Keimen auftreten - bei bestimmten Keimen, die in der Darmflora fleischliefernder Tiere vorkommen. Diese Keime können beim Schlachtvorgang auf das Fleisch und so auf den Menschen übertragen werden. Sie machen uns nicht unmittelbar krank, können sich aber in unserer Darmflora ausbreiten und dort Antibiotikaresistenzen bilden. Auch dort sind sie erst einmal nicht gefährlich. Bei einer späteren Einnahme von Antibiotika können die multiresistenten Keime jedoch den Therapieerfolg gefährden, weil die Medikamente nicht mehr wirken.

Antibiotika in der Landwirtschaft

Immer wieder werden neue gesetzliche Regelungen erlassen, um den Antibiotikaverbrauch bei Nutztieren einzudämmen – bisher ohne durchschlagenden Erfolg.

So ist in Deutschland der Antibiotikaeinsatz als Wachstumsbeschleuniger zwar seit 2006 verboten. Allerdings dürfen Antibiotika auch gesunden Tieren im Bestand verabreicht werden, wenn wenige Artgenossen Krankheitssymptome aufweisen. Das kann ähnlich wirken wie die verbotene prophylaktische Antibiotikagabe.

Neue EU-Tierazrneimittelverordnung und die Kritik daran

Mit der neuen EU-Verordnung 2019/6 soll der Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren künftig in allen Mitgliedsstaaten der EU einschränkt werden. Geregelt ist darin unter anderem ein Verbot von Reserveantibiotika in der Tierhaltung. Auch dürfen nach der neuen Regelung Antibiotika nur noch in vom Tierarzt begründeten Fällen verabreicht werden. Ein mit Antibiotika angereichertes Futtermittel ist - auch bei importierter Ware - europaweit aufgrund der Verordnung ebenfalls nicht mehr zulässig. Die Mitgliedstaaten haben noch bis Anfang 2022 Zeit, die Ende 2018 verabschiedete Regelung umzusetzen.

Kritikern geht diese Regelung allerdings nicht weit genug. In Ausnahmefällen will die EU-Kommission sogar den Einsatz bestimmter, der an sich für Menschen vorbehaltenen Reserveantibiotika in der Massentierhaltung nun doch erlauben.

Antibiotika in der Tierhaltung – auch Veganer sind gefährdet

Auch auf Sprossen, Salat, Tomaten, Gurken und Kartoffeln konnten multiresistente Keime nachgewiesen werden. Die Bakterien gelangen über die Abluft der Ställe oder die Gülle in die Umwelt und kontaminieren so selbst Gemüsefelder.

Sieben Regeln, wie Sie sich in der Küche vor multiresistenten Keimen schützen

Regel 1: Reinigen

Zwischen den Arbeitsschritten gründliches Reinigen der Arbeitsflächen und Hände – mit Seife, auch zwischen den Fingern und unter den Fingernägeln. Desinfektionsmittel ist nur auf Anraten eines Arztes oder des Gesundheitsamts sinnvoll.

Regel 2: Erhitzen

Das Innere des Fleischs sollte für zwei Minuten bei 70 °C durchgegart werden. Hilfreich kann ein Fleischthermometer sein.

Regel 3: Kühlkette einhalten

Lebensmittel im Kühlschrank bei 3 bis 5 °C aufbewahren. Fleisch und Fisch im kältesten Fach lagern, meistens ist dies das Fach oberhalb des Gemüsefachs. Verderbliche Speisen ebenfalls kühl aufbewahren.

Regel 4: Rohe Lebensmittel nicht für jeden

Kleine Kinder, Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten rohe, vom Tier stammende Lebensmittel wie Hackfleisch, Rohmilchkäse, rohes Ei, Räucherlachs sowie rohe Sprossen und aufgetaute tiefgekühlte Beeren meiden, es sei denn, die Produkte wurden vor dem Verzehr vollständig durchgegart.

Regel 5: Lebensmittel abwaschen

Salate, Kräuter, Gemüse und Obst für Rohkost gründlich waschen, um Keime zu entfernen.

Regel 6: Richtig aufbewahren

Speisen entweder bei über 65 °C heiß halten oder innerhalb weniger Stunden auf unter 7 °C abkühlen - so können sich überlebende Keime nicht vermehren.

Regel 7: Hygiene bei den Küchentextilien beachten

Küchenhandtücher, -lappen und -schwämme alle paar Tage in die Wäsche geben beziehungsweise wechseln.

Sendungen mit Infos rund um Antibiotika:


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