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Amphibien und Reptilien Die Welt der Lurche und Kriechtiere

Die einen sind klein und niedlich, die anderen groß und ziemlich gefährlich: Unter den Amphibien und Reptilien gibt es ganz unterschiedliche Arten. Einige davon leben auch bei uns. Wir stellen euch die besondere Welt der Lurche und Kriechtiere vor.

Stand: 02.09.2022 |Bildnachweis

Eine Schlange (gehört zu den Reptilien) hat es auf einen Frosch (gehört zu den Amphibien) abgesehen. Zu den Reptilien und Amphibien zählen viele verschiedene Arten mit ganz unterschiedlichen Merkmalen. | Bild: picture-alliance/dpa/NHPA/Avalon/Paulo de Oliveira

Sind Amphibien Reptilien? Oder gehören die Reptilien zu den Amphibien? Weder noch - beides sind zwei unterschiedliche, eigenständige Klassen im Tierreich. Manche der Tiere sehen einander ähnlich - aber nur auf den ersten Blick. Wer genauer hinschaut, entdeckt, dass Amphibien und Reptilien ganz verschiedene Merkmale aufweisen, mit denen sie perfekt an ihren jeweiligen Lebensraum angepasst sind.

Amphibien der Welt: Diese Tiere gehören zu den Amphibien

Weltweit gibt es geschätzt mehr als 7.000 Amphibien-Arten. Zu den Amphibien, die übrigens auch Lurche genannt werden, gehören alle Arten von Landwirbeltieren, die sich in Gewässern fortpflanzen. Unterschieden werden Froschlurche, Schwanzlurche und Schleichenlurche oder Blindwühlen. Die kleinsten unter ihnen, wie der Zwergfrosch Paedophryne amauensis aus Papua-Neuguinea, werden nicht einmal acht Millimeter groß. Die größten, wie der Riesensalamander aus Asien, können eine stattliche Größe von eineinhalb Metern erreichen. Das außergewöhnlichste Wesen unter den Amphibien ist wahrscheinlich der Axolotl, der binnen weniger Wochen seine Gliedmaßen und sogar Teile des Rückenmarks nachbilden kann.

Der Axolotl, Wunderlurch aus Mexiko

Amphibien in Deutschland: 20 oder 21 Amphibienarten?

In Deutschland gibt es - je nach Zählweise - 20 oder 21 Amphibienarten. Zu den 20 gesicherten Amphibienarten in Deutschland gehören: Erdkröte, Geburtshelferkröte, Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Wechselkröte, Gelbbauchunke, Rotbauchunke, Laubfrosch, Grasfrosch, Springfrosch, Moorfrosch, Kleiner Wasserfrosch, Seefrosch, Teichfrosch, Alpensalamander, Feuersalamander, Bergmolch, Teichmolch, Fadenmolch und Kammmolch. Manchmal wird zu den Lurchen in Deutschland auch der Alpen-Kammmolch gezählt. Er wurde allerdings aus Kroatien nach Bayern eingeschleppt und gilt in Deutschland (noch) nicht als heimisch, wird aber oft als die 21. Amphibienart mit angeführt.

Alle Amphibienarten Deutschlands im Porträt

Wo Amphibien leben? Im Wasser und an Land

Das wohl wichtigste Kennzeichen aller Amphibien: Sie leben im Wasser und an Land, daher bedeutet ihr Name auch "Leben auf beiden Seiten". Die Lurche sind auf einen feuchten Lebensraum angewiesen, sonst vertrocknen sie. Hier gilt: Je kleiner das Tier ist, umso mehr droht ihm der Wassermangel, da die Oberfläche kleiner Körper im Verhältnis zum Volumen größer ist.

Merkmale von Amphibien

Lebensraum der Amphibien

Amphibien brauchen Wasser und Land zum Leben: Die erste Phase ihres Lebens verbringen sie als Larven im Wasser. Nach einer Metarmorphose gehen sie an Land, kehren jedoch zur Fortpflanzung wieder zum Wasser zurück. Es gibt sie, außer in der Antarktis, auf allen Kontinenten, überall dort, wo es auch Süßwasser gibt.

Das sonderbare Paarungsverhalten geschlechtsreifer Amphibien

Bei der Geburtshelferkröte, die zu den Amphibien gehört, schleppt der Papa die Eier bis zur Schlupfreife mit sich herum.

Love is in the air: Die Paarungszeit ist bei vielen Amphibienarten nicht zu überhören. Mit speziellen Rufen, die ihnen ihre Schallblase ermöglicht, locken zum Beispiel viele Froschlurch-Männchen paarungsbereite Weibchen an - um sich dann auf deren Rücken bequem zum Laichplatz tragen zu lassen. Manche Weibchen werden dabei von mehreren, übereifrigen Männchen regelrecht erdrückt. Einige Herren übernehmen typische Frauenaufgaben: Bei der Geburtshelferkröte zum Beispiel wickeln sich die Männchen bei der Paarung die Eier des Weibchens um die Beine und schleppen sie ungefähr vier Wochen lang mit sich herum. Die Kaulquappen entwickeln sich bis zur Schlupfreife, bis sie die Männchen dann im Wasser abstreifen.

Abstammung der Amphibien: Sie sind dem Wasser treu geblieben

Amphibien zum Anhören

Amphibien und Reptilien Glatt, glitschig und genial vielseitig

Amphibien sind schon immer auf Feuchtigkeit angewiesen. Entwicklungsgeschichtlich gesehen sind Lurche die ältesten Landwirbeltiere. Vor etwa 400 Millionen Jahren eroberten die Vorfahren der heutigen Amphibien vom Ozean aus als erste das Land. Ihrem ursrprünglichen Element sind sie bis heute treu geblieben.

Von den Amphibien zu den Reptilien

Die Reptilien sind aus den Amphibien hervorgegangen. Hier ist es gerade umgekehrt: Eine Schlange verschlingt einen Frosch.

Im Laufe der Erdgeschichte entwickelten sich aus den Amphibien die Reptilien: verschiedene Wirbeltierarten, die zur Fortpflanzung nicht auf Gewässer angewiesen sind. Sie haben sich an trockene Lebensräume und sogar an Wüsten angepasst. Ihre Hochphase erlebten Reptilien zur Zeit der Dinosaurier im Erdmittelalter (Mesozoikum). Vor 65 Millionen Jahren wurden die Dinosaurier und die Mehrzahl aller Tierarten durch eine Katastrophe ausgelöscht. Aber nicht alle Reptilienarten fielen ihr zum Opfer: Die Vorfahren der Echsen, Schlangen, Schildkröten und Krokodile überlebten.

Reptilien der Welt - diese Tiere gehören zu den Reptilien

Reptilien (lat. repere = kriechen) werden auch Kriechtiere genannt und sind wie die Amphibien eine Klasse der Landwirbeltiere. Weltweit gibt es wohl mehr als 10.000 Reptilienarten, zu denen die Echsen wie Geckos und Leguane, Krokodile, Schlangen und Schildkröten gehören.

Schildkröten, die besonderen Reptilien mit Panzer

Reptilien in Deutschland: 15 Arten von Eidechsen, Schildkröten und Schlangen

Zu den Reptilien, die es in Deutschland gibt, zählen Eidechsen, aber auch Schildkröten - und natürlich Schlangen. Insgesamt leben in Deutschland 15 Reptilienarten: Blindschleiche, Mauereidechse, Westliche und Östliche Smaragdeidechse, Waldeidechse, Zauneidechse, Kroatische Gebirgseidechse, Europäische Sumpfschildkröte, Kreuzotter, Aspisviper, Äskulapnatter, Schling- oder Glattnatter, Würfelnatter, Ringelnatter und Barren-Ringelnatter. Die Barren-Ringelnatter wurde erst 2017 als eigenständige Art identifiziert: Mit ihr leben jetzt in Deutschland zwei Ringelnatterarten und damit insgesamt ganze sieben Schlangenarten!

Diese sieben Schlangenarten gibt es in Deutschland

Reptilien lieben es warm und sonnig

Das wohl wichtigste Kennzeichen aller Reptilien: Sie mögen es gern warm und sonnig, weil sie wechselwarm sind und ihre Körpertemperatur stark von der Umgebungstemperatur abhängt. Man findet Reptilien deshalb oft beim Sonnen, zum Beispiel auf Steinen. Reptilien atmen ausschließlich über die Lunge. Ihre Haut ist mit Schuppen besetzt, die vor Verdunstung schützen. Im Gegensatz zu Amphibien sind die meisten von ihnen nicht auf den Lebenraum Wasser angewiesen. Es gibt jedoch auch Arten, wie die Meeresschildkröten, die unter Wasser leben - und dann zum Atmen regelmäßig auftauchen.

Merkmale von Reptilien

Lebensraum der Reptilien

Reptilien leben fast ausschließlich an Land. Sie haben ein starkes Wärmebedürfnis, weil sie wechselwarm sind und ihre Körpertemperatur ganz wesentlich von der Umgebungstemperatur abhängt. Ihre Körpertemperatur regeln sie durch Sonnenbaden. Einige Arten, wie Meeresschildkröten oder Meeresschlangen, leben im Meer.

Reptilien sind Meister der Tarnung

Das geniale Abwehrverhalten angegriffener Reptilien

Reptilien tragen ganz verschiedene Farben und Muster, nicht nur um sich zu tarnen, sondern auch um Feinde abzuschrecken. So warnt etwa die schwarz-gelbe Haut der Krustenechse vor ihrem Gift. Das gleiche Farbmuster besitzt auch der Feuersalamander, der Vögel ebenfalls mit Gift abwehrt. Um Feinde in die Flucht zu schlagen, können Schlangen zischen, fauchen oder sogar klappern. Um Gegner zu verwirren und abzulenken, haben Eidechsen die grandiose Fähigkeit entwickelt, ihren Schwanz abzuwerfen. Der bewegt sich dann noch eine Weile, "fesselt" den Angreifer - und wächst in kürzerer Form einfach wieder nach.

So gehen Reptilien auf Beutejagd

Reptilien riechen mit der Zunge

Die lange Zunge eines Chamäleons

Beim Aufspüren der Beute geht es bei den meisten Reptilienarten vor allem der Nase oder vielmehr der Zunge nach. Mit dieser nimmt zum Beispiel die Schlange Duftstoffe aus der Luft auf, die im Oberkiefer des Reptils ausgewertet werden. Das Chamäleon hat eine besonders leistungsstarke "Schleuderzunge" entwickelt: Sie kann die eineinhalbfache Länge des gesamten Reptils erreichen.

Riesen-Reptilien: Krokodile, die gepanzerten Urzeitviecher







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